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Neuer BildbandHistorische Bilder aus dem Köln der NS-Zeit

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Köln – Die Quellen sprudeln noch. Zwar mag mancher meinen, dass die Zeit des Nationalsozialismus längst bis in die letzte Nische erforscht sei, weil die Zahl der einschlägigen Veröffentlichungen immens ist. Doch zum einen gibt es kein Ende des Forschens. Und zum anderen tauchen immer noch neue Dokumente auf.

Das bezeugt jetzt eine druckfrische Veröffentlichung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln. Der Band „Bilder einer Stadt im Nationalsozialismus – Köln 1933–1945“ präsentiert rund 1400 Fotografien von diesem Ort und jener Zeit, die zum großen Teil bislang unveröffentlicht waren.

Sie gehören zum enormen, rund 125.000 Bilder umfassenden Fotobestand des Museums. Der speist sich nicht allein aus professionellen Aufnahmen, sondern ebenso aus privaten Beständen, also aus Einzelbildern, Konvoluten oder Foto-Alben, die dem NS-Dok überlassen worden sind.

Das Fotografieren war in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zu einem Medium für viele geworden, die sich ein Bild von ihrer Nahwelt machten.

Das sind nicht immer technisch perfekte oder ästhetisch herausragende Aufnahmen, aber doch oft solche, die einen intimen Einblick in den Alltag geben und Kölns NS-Zeit aus einem privaten Blickwinkel zeigen.

Diese Dokumentation – reich an Bildern der Begeisterung und des Entsetzens – eröffnet nach Ansicht von Werner Jung, dem Direktor des NS-Dok und Herausgeber der Publikation, „einen neuen Blick“: „In der Summe machen die Bilder deutlich, wie weit der Nationalsozialismus die Gesellschaft durchdrang, wie tief er in das Leben der Kölnerinnen und Kölner hineinwirkte.“

Das gelte „nicht zuletzt für die antisemitische Hetze, die sich in Akten der Ausgrenzung, der öffentlichen Stigmatisierung und des Sich-lustig-Machens ausdrückte – so im Kölner Karneval.“

Als Hitler nach Köln kam

Erste Nazi-Spuren lassen sich in Köln im Jahr 1921 entdecken, als die Ortsgruppe der NSDAP gegründet wurde. Allerdings war der Zuspruch zunächst sehr zurückhaltend. Noch bei der Kommunalwahl von 1929 kam die Partei nicht über 4,6 Prozent hinaus, die ihnen vier Sitze in der Stadtverordnetenversammlung verschafften.

Dann freilich gewannen die Nazis grundstürzend an Zustimmung. 1931 gab es bereits 10.000 NSDAP-Mitglieder in Köln, und noch vor 1933 war Hitler fünfmal zu Großkundgebungen vor Ort gewesen: „Tausende strömten dabei zusammen.“

Die Machtübernahme nach der Reichstagswahl vom 30. Januar 1933 vollzog sich in Köln „so reibungslos wie in den frühen Hochburgen der NSDAP“. Das bedeutete: Gleichschaltung, Gewalt und Verfolgung.

„Innerhalb weniger Wochen und Monate wurden Parteien und Gewerkschaften, Presse und Rundfunk, Verbände und Vereine nach nationalsozialistischen Prinzipien ausgerichtet.“

Der Krieg erreichte Köln am 13. Mai 1940, als die Briten den ersten Angriff auf die Stadt flogen. Und der erste „Tausend-Bomber-Angriff“ der Kriegsgeschichte pflügte in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 durch die Stadt. Er kostete 486 Menschen das Leben.

„Einer der schwersten Angriffe des Krieges“, so ist zu lesen, „war der »Peter-und-Paul-Angriff« am 29. Juni 1943, bei dem 4377 Menschen ums Leben kamen.“ Der letzte Angriff erfolgte am 2. März 1945, kurz vor dem Einmarsch der US-Truppen: „Vor allem die Innenstadt lag in Schutt und Asche.“

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