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Neues Buch vorgestelltBernd Stelter wäre manchmal gerne wie seine Romanfigur

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Bernd Stelter hat einen neuen Krimi herausgebracht.

Köln – Herr Stelter, Karneval ist vorbei und schon erscheint Ihr neuer Krimi „Der Killer kommt auf leisen Klompen“ – der zweite Fall für Inspecteur Piet van Houvenkamp. Was macht ihn als Ermittler aus?

Piet ist ein altmodischer Mensch, ein Haudrauf. Er fährt einen alten, himmelblauen Landrover, aber auch nur dann, wenn das Ziel nicht mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Er ist Biertrinker und hat zu lange Haare für seinen Job. Er hat viele geniale Momente und ist ein guter Verhörer. Wenn ich ein Verbrecher wäre, würde ich nichts mit ihm zu tun haben wollen. Für all das, was er nicht hat, wie Stil, Contenance und Kultiviertheit, hat er seine Assistentin. Die kommt aus gutem Hause, ist wohlerzogen. Zusammen sind sie ein kongeniales Team.

Gibt es Parallelen zwischen Ihrem Hauptcharakter und Ihnen?

Piet ist 58 Jahre alt, ich werde jetzt 56 – das kommt also in etwa hin. Doch er ist deutlich schlanker, frecher und mutiger als ich. Eher so, wie ich manchmal gerne wäre.

Ermittlungsgebiet ist die niederländische Stadt Middelburg. Warum nicht Ihre Heimatstadt Köln?

Weil es bereits tausend Köln-Krimis gibt. Und wenn ich im Urlaub bin, bin ich in Holland. Die ursprüngliche Idee zur Geschichte hatte ich auf einem holländischen Campingplatz. Vor jedem Wohnwagen steht ein Tisch. Auf dem liegt immer ein Buch und das ist in 90 Prozent der Fällen ein Krimi. Da hab ich mich gefragt, was der perfideste Mord auf einem Campingplatz wäre. Es ist aber kein Regional-Krimi, sondern eher eine ganz normale Detektivgeschichte, die eben dort spielt. Wobei das, was ich über die Gegend erzähle, stimmt. Wenn jemand gerne essen geht und sich, während er das Buch liest, denkt, das hört sich gut an, dann gibt es das Restaurant wirklich.

Also machen Sie Urlaub zur Recherche?

Ja, immer. Ich weiß auch schon, was ich als nächstes schreiben werde. Aber wirklich damit anfangen kann ich erst, wenn ich weiß, wer der Mörder ist. Das ist noch nicht der Fall. Ich weiß nur, wer tot ist und kenne fünf Verdächtige. Aber ich weiß jetzt schon, was ich noch recherchieren muss. Wenn meine Tournee Mitte Juni zu Ende ist, dann fahre ich nach Holland und setze mich wieder an den Schreibtisch.

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Urlaub grundsätzlich in Holland?

Nein. Ich habe zwei perfekte Arten von Urlaub. Ich liebe Kreuzfahrten, weil ich ganz lange gar keine Urlaube gemacht habe. Mein Vater war Metallarbeiter, also sind wir immer nur in Deutschland gewesen. Danach kam mein Studium und dann hatte ich ziemlich bald kleine Kinder. Dementsprechend haben wir alles gemacht, was nicht weit weg war, wie Holland oder Mallorca. Als ich 40 Jahre alt war, sagte eines der Kinder: Ich hätte mal Bock, richtig weit wegzufliegen. Und dann fällt einem erstmal auf, wie wenig man eigentlich bisher von der Welt gesehen hat. Und da sind Kreuzfahrten etwas ganz tolles, weil man sehr viel in kurzer Zeit sieht. Wenn ich nicht auf einer Kreuzfahrt bin, bin ich in Holland – in einem kleinen Stacaravan in Zeeland. Ich fahre da viel Fahrrad, spiele Golf, gehe gut essen und schreibe.

Haben Sie dabei ein bestimmtes Ritual?

Am liebsten schreibe ich auf der Terrasse. Dann nehme ich mir einen schönen Stuhl, hole meinen Laptop, setze mich hin, trinke ein Glas Wein und schreibe. Das Ziel sind immer fünf Seiten am Tag. Normalerweise fahre ich vormittags immer erst einmal rum, trinke nachmittags Kaffee und schreibe abends dann etwas. Schön finde ich es auch, mit meiner Frau Anke darüber zu diskutieren, was ich gemacht habe. Wir versuchen gerade zusammen den Schluss der nächsten Geschichte zu finden. Sie darf also mitbestimmen, wer der Mörder ist.

Sind Sie da immer einer Meinung?

Größtenteils ja. Wir sind beide ein bisschen unterschiedlich: Ich bin eher der Agatha-Christie-Krimi-Mensch und Anke der Psychopathische-Serienkiller-Krimi-Mensch. Aber es klappt dennoch sehr gut. Da weiß ich, dass niemand vor mir sitzt, der mir nach dem Mund redet.

Das Gespräch führte Nina Klempt

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