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Neues Solo-AlbumWolfgang Niedecken zeigt sich von seiner privaten Seite

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Im Severinsviertel ist Wolfgang Niedecken aufgewachsen, das Viertel liebt der Musiker auch heute noch.

Im Severinsviertel ist Wolfgang Niedecken aufgewachsen, das Viertel liebt der Musiker auch heute noch.

Köln – Arsch huh, Armut, Afrika – Wolfgang Niedecken (66) gilt seit jeher als sehr politischer Musiker. Dass seine Songs aber meistens auch autobiografisch geprägt sind, wird dabei oft vergessen.

Und so zeigt sich der BAP-Sänger auf seinem neuen Solo-Album von seiner ganz privaten Seite: „Das Familienalbum – reinrassije Stroßekööter“ heißt das Werk, das am 27. Oktober in den Handel kommt. Jetzt hat Niedecken dazu erstmals das Fotoalbum seiner Familie geöffnet.

Niedecken hat jüdische Vorfahren

Wir sehen ihn als Baby, im Nachkriegsköln, beim Camping, als Kommunionskind, junger Vater und späteres Familienoberhaupt: „Noh all dänne Johre“ und „All die Aureblecke“ wie er sagen würde, hat Niedecken Songs ausgewählt, in denen seine Familie eine Rolle spielt. Aber inwiefern sind die Niedeckens „reinrassije Strooßekööter? „Also, das schließt sich ja eigentlich aus: Straßenköter sind nie reinrassig. Und irgendwie sind wir auch so: Ich habe jüdische Vorfahren, meine Frau ist aus Bayern, ihre Eltern aus Ostpreußen und Schlesien, und ich habe eine Patchwork-Familie.“

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Neben dem neuen Titelsong handelt es sich um 13 seiner bekannten Stücke, die in New Orleans von Niedeckens altem Freund Julian Dawson (63) ein anderes Gewand verpasst bekamen. „Et es wie et ess“ zum Beispiel klingt mit Bläsern nicht mehr nach Stones, sondern nach Karibik.

„Meine Frau und Kinder sind immer die ersten Kritiker. Vor allem Tina merkt sofort, sollte ich mich mal wiederholen“, sagt Niedecken. Er werde nie vergessen, als seine Söhne beim Hören der Ur-Version von „Für ’ne Moment“ zu ihm sagten: „Ey, Vatter – das bist du doch gar nicht.“ Niedecken: „Und genauso war es. Ich hatte mich zu was überreden lassen.“

Ein Lied ist seinen Söhnen gewidmet

Der Song „Wann immer Du nit wiggerweiss“ ist seinen Söhnen gewidmet, heute gilt er auch für seine beiden Töchter aus erster Ehe. „Die haben mit Tina so einen engen Draht – und eine Whatsapp-Gruppe. Ich bin mir sicher, Tina weiß jetzt, was die beiden heute gefrühstückt haben.“ Seine Söhne, die schon länger aus dem Haus sind, seien da etwas anders. „Gut, die sind jetzt über 30 – wobei ich mir hinterher oft denke: Mensch, mit dem Wehwehchen hättest du aber mal ruhig ankommen können.“

Die Familie ist die Konstante, die das Leben begleitet: Im Titelsong liegen die Fotos alle in einer alten Rama-Kiste. Künstlerische Freiheit – denn: In Wahrheit hängen viele Erinnerungen im Treppenhaus der Niedeckens. „Aber das hat beim Texten nicht funktioniert. Da fehlte irgendwie was Poetisches.“ Bis der Blick auf die alte Rama-Kiste fiel.

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