NeumarktU-Bahn-Tunnel kostet mindestens 55 Millionen Euro

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Die Umgestaltung des Neumarkts ist eines der Ziele der U-Bahn-Planung.

Die Umgestaltung des Neumarkts ist eines der Ziele der U-Bahn-Planung.

Köln – Köln soll auf der Ost-West-Achse einen neuen U-Bahn-Tunnel bekommen – so will es Verkehrsdezernentin Andrea Blome, die bereits in Düsseldorf für den Bau einer U-Bahn-Strecke zuständig war. Bei einem internen Treffen im Rathaus hat sie jetzt bekannt gegeben, was es schätzungsweise kosten wird, die Gleise der KVB-Linien 1, 7 und 9 zwischen Heumarkt und Neumarkt oder eventuell sogar bis zum Rudolfplatz unter die Erde zu legen.

Hintergrund der Idee ist die Feststellung, dass die Bahnen auf der Ost-West-Achse stark ausgelastet sind. Um mehr Fahrgäste transportieren zu können, sollen längere Fahrzeuge eingesetzt werden, so dass die gesamte Trasse der vielgenutzten Linie 1 zwischen Bensberg und Weiden umgebaut werden muss. Das betrifft unter anderem die Verlängerung der Bahnsteige. Für die gesamte Strecke soll das nach Schätzungen der Verkehrsdezernentin 250 Millionen Euro kosten.

Längste Variante ist vom Tisch

Blome hält es für sinnvoll, bei dieser Gelegenheit einen Teil der Straßenbahntrasse in den Untergrund zu verlegen. Die neue Röhre soll unmittelbar hinter der Deutzer Brücke am Heumarkt beginnen. Ein Tunnel, der kurz vor dem Neumarkt auf Höhe des Rautenstrauch-Joest-Museums wieder nach oben führen würde, soll nach Berechnungen der Stadt 55 Millionen Euro kosten – zusätzlich zu den 250 Millionen Euro für die oberirdischen Umbauten. Käme die Röhre erst kurz vor dem Rudolfplatz auf Höhe der Benesisstraße an die Oberfläche, entstünden Kosten in Höhe von zusätzlich 310 Millionen Euro. Die teuerste Variante wäre ein Tunnel, der am Melatenfriedhof enden würde – die zusätzlichen Kosten würden in diesem Fall mehr als 750 Millionen Euro betragen.

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Wie lange die neue U-Bahn-Röhre am Ende tatsächlich sein wird, hängt in erster Linie von den Zuschüssen des Landes ab. Dort wird der Kosten-Nutzen-Faktor berechnet, eine Art Kennziffer, wie wirtschaftlich ein solches Verkehrsprojekt ist. Jeder Wert, der größer als eins ist, gilt als förderfähig. Bei der kurzen Neumarkt-Variante liegt dieser dem Vernehmen nach bei 1,25 – was eine Förderung sehr wahrscheinlich machen würde. Die Rudolfplatz-Variante könnte knapp über 1,0 landen. Der längste Tunnel bis zum Melatenfriedhof soll von der Fördergrenze jedoch meilenweit entfernt sein. Deshalb soll diese Variante nicht weiter verfolgt werden.

Auch der Autoverkehr soll neu geregelt werden

Doch was verspricht sich die Verkehrsdezernentin von der U-Bahn-Lösung? Grundsätzlich geht es darum, nicht nur mehr Fahrgäste mit der Bahn zu befördern, sondern gleichzeitig auch den Autoverkehr neu zu regeln. Die Schleife rund um den Neumarkt soll wegfallen, der Platz würde bis an die umliegenden Häuser heranrücken. Auf der Südseite könnten dann vier Fahrspuren für den Autoverkehr (in beide Richtungen) sowie vier Gleise für die Straßenbahn entstehen – dafür müsste der Neumarkt im Süden zum Gesundheitsamt hin ein Stück abgeschnitten werden. Bis zum Aachener Weiher würden dann die Autospuren in beide Richtungen gebündelt über die Hahnenstraße und weiter über die Richard-Wagner-Straße geführt. Die Aachener Straße wäre – abgesehen vom Anliegerverkehr – bis zum Aachener Weiher autofrei. Lediglich die Straßenbahn würde weiterhin dort entlangfahren. Ein wesentlicher Vorteil des U-Bahn-Tunnels zwischen Heumarkt und Neumarkt wäre also, dass der Autoverkehr hinter der Nord-Süd-Fahrt problemlos gebündelt werden könnte. Bei einer vollständig oberirdischen Lösung müssten bei der Zusammenführung der beiden Fahrtrichtungen die Straßenbahngleise gequert werden – das allerdings hätte mutmaßlich lange Staus zur Folge, weshalb Blome einen U-Bahn-Tunnel bevorzugt. Allerdings wäre es ebenso denkbar, nicht die Bahntrasse unter die Erde zu verlegen, sondern stattdessen die Straße unter den Gleisen hindurchzuführen. Eine komplett oberirdische Führung der Straßenbahnen wäre also durchaus realisierbar.

Sollten sich die Politiker im Stadtrat für den Bau einer U-Bahn-Röhre entscheiden, würde ein solcher Beschluss auf jeden Fall einen gravierenden Eingriff in das Stadtbild mit sich bringen. So sollen an den beiden Rampen des Tunnels vor dem Heumarkt und vor dem Rautenstrauch-Joest-Museum 1,50 Meter hohe Hügel angelegt werden.

Um bei der Vergabe der Fördergelder berücksichtigt zu werden, will Dezernentin Blome das Projekt „Stärkung der Ost-West-Achse“ bereits im März beim Land anmelden. Es soll dabei jedoch keine Vorentscheidung getroffen werden, ob ein neuer U-Bahn-Tunnel gebaut wird oder nicht. Bis zum Jahresende soll der Stadtrat eine Entscheidung treffen. Zuvor sollen die Bürger beteiligt werden.

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