Beliebt im VeedelDas sind die schönsten Ecken in Köln-Niehl

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Der Drosselweg mit seinen liebevoll erhaltenen Villen und hübschen Vorgärten

Der Drosselweg mit seinen liebevoll erhaltenen Villen und hübschen Vorgärten

Niehl – Zwölf Quadratkilometer voller Leben und Kontraste: Niehl ist von Industrie und Logistik, aber auch von viel Grün und dem Rheinufer geprägt, von Hochhaus-Siedlungen und dörflichen Ecken. Die Redaktion hat Wissenswertes zum Stadtteil gesammelt.

Strom aus Müll

Die 1998 eröffnete Kölner Müllverbrennungsanlage (MVA) im Industriegebiet an der Geestemünder Straße 23 ist eine Einrichtung der Superlative: Mehr als 700.000 Tonnen Haus- und Gewerbe-Abfall werden hier jährlich verbrannt; dabei entstehen Strom für mehr als 100.000 Haushalte sowie Wärme für Heizungen und Fabriken. Was die Emissionswerte angeht, bleibt die Anlage dabei weit unter den gesetzlichen Grenzwerten.

Erdwärme-Siedlung

Auf dem früheren Fabrikgelände der Siemens-Tochter Feag, die 2005 schloss, ist im Niehler Süden die größte Erdwärme-Siedlung Europas entstanden. 2009 zogen die ersten Bewohner in die Siedlung der GAG ein, deren Wohnungen mittels Wärme aus dem Grundwasser beheizt werden.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Die früher durch graue Häuser geprägte Siedlung ist ziemlich bunt und vielfältig geworden – und vor ganz Kurzem haben die Kita und die Nachbarschaftsvereine des Veedels eine eigene Gartenanlage auf der Wiese entlang der Hochbahntrasse erhalten.

Riviera des Nordens

Nicht nur Rodenkirchen hat eine Riviera: Auch in Niehl lädt ein großer Rheinuferstrand zum Sonnen ein, außerhalb des Sommers zum Spazierengehen und Durchatmen. Zwischen der Hafenbecken-Einfahrt Am Molenkopf und der Mülheimer Brücke zieht sich der teils sandige, mit Buhnen versehene Ufer-Abschnitt drei Kilometer am Stadtteil entlang.

Die vorgelagerte Auen-Wiese ist bei Hundehaltern beliebt, die mit ihren Vierbeinern unterwegs sind. Ein Ort, an dem man die Alltagshektik schnell hinter sich lassen kann.

Historisches Alt-Niehl

Der alte Ortskern zwischen Industriestraße, Rheinufer und Fordwerken ist der malerischste Teil von Niehl. Rund 2.300 der knapp 20.000 Niehler wohnen dort.

Das im Jahr 927 erstmals urkundlich erwähnte frühere Fischerdorf hat eine ganz eigene Atmosphäre: Es ist in weiten Teilen von Häuschen und Gassen geprägt, die sich von der Ortsmitte zum Rhein schlängeln. Das Veedel ist für sein reges Vereinsleben bekannt.

Idylle im Drosselweg

Der 1910 angelegte Drosselweg, der das Ende des Niehler Kirchwegs in einem Bogen mit der Niehler Straße verbindet, ist mit seinen liebevoll erhaltenen Villen und hübschen Vorgärten die wohl prachtvollste Straße des Stadtteils.

In großen Teilen grenzt die Straße an den Wald des Rennbahn-Areals. Einige der alten Villen stehen mit ihren Jugendstil-Fassaden und Sprossenfenstern sogar unter Denkmalschutz. Auch an den Straßen in der Umgebung finden sich weitere hübsche Vorgärten-Reihen, etwa an dem kleinen Finkenplatz.

Das „Dömchen“

An diesem Ort wird Geschichte lebendig: Die 1260 geweihte Kirche Alt St. Katharina am Rheinufer, Ecke Niehler Damm/Sebastianstraße, ist die älteste des Stadtbezirks. Das „Niehler Dömchen“ diente über Jahrhunderte auch den Nippesern als Pfarrkirche.

Hier werden freitagabends noch Gottesdienste gefeiert, unter der Woche trifft sich die benachbarte Grundschule Halfengasse zum Schulgottesdienst. Seit einem Jahr ist auch die historische Nepomuk-Statue aus dem Jahr 1747 an der Kirchenmauer restauriert – dem Bürgerverein sei Dank.

Der Fiesta kommt aus Niehl

Die Ford-Werke, im Industriegebiet an der Emdener Straße gelegen, sind die überregional bekannteste Firmenansiedlung auf dem Niehler Stadtteil-Gebiet. Im Jahr 1930 legten Henry Ford und Konrad Adenauer gemeinsam den Grundstein für das Werk. Die Beschäftigten im Entwicklungs- und Teile-Vertriebszentrum auf Merkenicher Gebiet eingeschlossen, arbeiten bei Ford Köln laut Unternehmens-Angaben rund 17.300 Menschen.

Das Werk in Niehl ist bekannt für die Fertigung der internationalen Bestseller Focus und Fiesta, Letzterer lief bisher rund acht Millionen Mal vom Band und feierte im Mai bereits seinen 40. Geburtstag. Auch die Motoren-, Getriebe- sowie die Schmiede- und Gussteile-Produktion sind in Niehl beheimatet. Seit dem Jahr 1998 sitzt hier ebenfalls die Europa-Verwaltung des US-amerikanischen Unternehmens.

Niehler Hafen: Das Kölner Tor zur Welt

Seine Dimensionen stellen so manchen Kölner Stadtteil in den Schatten: Mit knapp 1,3 Quadratkilometern Fläche ist der in den 1920er Jahren angelegte Niehler Hafen der größte Kölns, und zugleich der einzige, an dem Container per Kran verladen werden können.

Hier werden jährlich über 500.000 Container-Einheiten Fracht umgeschlagen; es ankern Güterschiffe aus aller Welt. Auch für Güterzüge ist der Hafen erreichbar. Ebenfalls im Hafen liegt das Heizkraftwerk Niehl III.

Party auf dem früheren Glanzstoff-Gelände

Ein weiteres Stück Niehler Industriegeschichte befindet sich an der Neusser Landstraße: Auf dem 50-Hektar-Areal nahmen 1925 die Glanzstoff-Werke ihre Produktion auf. Hier arbeiteten zeitweise mehr als 2.500 Menschen.

Ein dunkles Kapitel schrieb das Werk im Zweiten Weltkrieg, als hier auch jüdische Zwangsarbeiter beschäftigt wurden; aus dieser Zeit stammt der raketenförmige Hochbunker auf dem Areal. Heute dagegen wird hier gefeiert: Seit 2003 residiert die Party- und Konzert-Location „Die Kantine“ auf dem Areal – und das frühere Verwaltungsgebäude der Glanzstoff bietet seit dem Vorjahr rund 150 Flüchtlingen eine Bleibe auf Zeit.

Heimat der KVB-Busse

Köln fährt ab auf Niehl – das trifft in besonderer Weise auf die rund 180 000 Fahrgäste zu, die Tag für Tag in einen Bus der der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) steigen: Vom 1956 eröffneten Betriebshof Nord an der Friedrich-Karl-Straße/Ecke Boltensternstraße aus – dem einzigen für Busse in Köln – starten die 210 Fahrzeuge des Unternehmens, die auf den insgesamt 49 Linien im Stadtgebiet eingesetzt werden.

Rund 560 Fahrer sind auf dem fünf Hektar großen Gelände stationiert, das gegenüber dem Neven DuMont Haus liegt, in dem der „Kölner Stadt-Anzeiger“ produziert wird. Hinzu kommen etwa 110 Werkstatt- und Verwaltungs-Mitarbeiter. Die Busse werden gewartet und repariert. Dafür haben die KVB 2010 rund 13,5 Millionen Euro in ihre Buswerkstatt investiert und unter laufendem Betrieb modernisiert.

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