Eisenbahn-Siedlung in NippesAnwohner wehren sich gegen neues Gleis vor der Haustür

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Das geplante Gleis soll unten neben dem Bahndamm durch das Grün verlaufen.

Das geplante Gleis soll unten neben dem Bahndamm durch das Grün verlaufen.

  • Die Deutsche Bahn plant den Bau eines Bahngleises nur wenige Meter von den Häusern der Eisenbahnsiedlung entfernt.
  • Anwohnerund Politiker protestieren - sie befürchten nächtlichen Lärm.

Nippes/Mauenheim – „Wir agieren nicht im luftleeren Raum, die Gesetze zum Lärmschutz bestehen nun mal“, betonen Stefan Hitzke und Robert Fernholz, zwei Nachbarn aus dem neu gebauten Nippeser Eisenbahner-Viertel. Sie wehren sich gegen den geplanten Bau eines Bahngleises, das eine Abstellanlage für Nahverkehrszüge auf dem Bahndamm erschließen soll.

Das Gleis verliefe direkt an der Straße Am Ausbesserungswerk vorbei, nur wenige Meter vom dortigen Häuserriegel entfernt. „Mit dem bestehenden Zugverkehr auf dem Bahndamm können hier alle leben, sonst wären wir nicht hingezogen. Aber nicht mit Gleisen, die direkt an unserer Haustür vorbei führen.“

Schon seit 2007 läuft beim Eisenbahn-Bundesamt das Plan-Feststellverfahren der DB für das Zuführungsgleis. Wegen erheblicher Bedenken, vor allem wegen Lärms, hat sie das Planwerk zwei Mal aktualisiert, zuletzt im Frühjahr. Der Ingenieur Fernholz verfasste mit Ulrike Wilms 2014 und im Mai schriftliche Einwendungen gegen das Projekt; 51 Nachbar-Parteien zeichnete das Schreiben mit.

Ihr Hauptargument ist, dass der Schallschutz nach wie vor unzureichend sei. Sie zweifeln die Werte des Schallschutz-Gutachtens an, das dem Bahn-Antrag zugrunde liegt; in Wirklichkeit sei der Lärm für die direkten Nachbarn viel gravierender als aus den Berechnungen hervorgeht.

Stefan Hitzke und Gregor Fernholz protestieren gegen das Gleis.

Stefan Hitzke und Gregor Fernholz protestieren gegen das Gleis.

Über das Zuführungsgleis sollen Züge vorwiegend abends und nachts in die S-Bahn-Abstellanlage auf dem Bahndamm fahren, die die Bahn um mehrere Gleise erweitern will – und morgens von dort wieder auf die Strecke. Auch eine Zug-Werkstatt ist mit der Anlage verbunden. Die Schienenstrecke würde kurz nach dem S-Bahnhof Nippes nach rechts vom Bahndamm abzweigen und auf zwei Gleisen ebenerdig direkt am Eisenbahner-Viertel vorbeiführen. Über eine alte, momentan ungenutzte Eisenbahnbrücke würde der Mauenheimer Gürtel überquert.

Auf der Mauenheimer Seite des Gürtels führt ein Tunnel in den Bahndamm hinein; die Gleise kommen in der Mitte des Damms wieder ans Tageslicht. Die Lösung hätte für die Bahn den Vorteil, dass die langsam in Richtung Abstellanlage rollenden Züge keine S-Bahn- und Güterzug-Gleise kreuzen müssten.

Stadt müsste Baufläche verkaufen

Damit jedoch die Züge vom mehrere Meter hohen Bahndamm auf ebenerdiges Niveau gelangen können, müsste am Abzweig des Zuführungsgleises eine rund 250 Meter lange Abfahrtsrampe her. Sie würde in Höhe einer kleinen dreieckigen Grünfläche und Fußballwiese nahe der Werkstattstraße beginnen, und auf Höhe der Autofreien Siedlung festen Boden erreichen.

Diese Parzellen gehören jedoch nicht der Bahn, sondern der Stadt. Sie müsste für den Rampen-Bau Flächen verkaufen – und hierfür müsste der Stadtentwicklungsausschuss zustimmen. Der hat mit der Bezirksvertretung Nippes vereinbart, dass das nicht gegen deren Willen erfolgen wird.

Und genau diese Zustimmung wird es aus der Bezirksvertretung Nippes nicht geben. „Wir streiten schon seit Jahren in dieser Angelegenheit“, resümierte Winfried Steinbach (SPD) in der jüngsten Sitzung. „Was wir da jetzt als viergeschossige Lärmschutzwand haben, ist ein Wohnhaus; nach den ursprünglichen Plänen sollte dort, wo heute Wohnungen sind, ein Gewerbegebiet liegen. Wir schließen uns dem Stadtentwicklungs-Ausschuss und dem Rat an.“

Ebenso CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz. „Auch wir sind gegen eine Bahntrasse durch ein Wohngebiet, daher stimmen wir der ablehnenden Stellungnahme aus der Verwaltung natürlich zu.“

Die Bahn rechnet dennoch damit, dass das südliche Zuführungsgleis genehmigt wird. „Die gemäß schalltechnischen Gutachten notwendigen Schutzmaßnahmen sind geplant und werden umgesetzt“, so eine Sprecherin. Um die Abstellanlage betreiben zu können, sei die Gleis-Anbindung nötig. „Dies ergeben entsprechende betriebswissenschaftliche Untersuchungen.“

Vier Lärmschutzwände notwendig

Um anliegende Wohngebiete vom geplanten Zuführungsgleis abzuschirmen, wäre neben allen anderen Baumaßnahmen zudem die Errichtung von vier Lärmschutzwänden nötig.

Die zwei wichtigsten Schutzwälle entstünden direkt neben der Wohnsiedlung Am Ausbesserungswerk im Eisenbahner-Viertel. Das neue Zuführungsgleis würde dabei von einer Schutzwand auf jeder Seite der Schienen eingerahmt.

Eine weitere Lärmschutzwand müsste neben der geplanten Rampen-Abfahrt vom Bahndamm her, um das Wohnviertel Werkstattstraße abzuschirmen.

Doch auch auf der Westseite des Damms, in Bilderstöckchen-Süd, wäre wegen des gestiegenen Zug-Aufkommens ein Wall nötig: Er würde sich von der Kreuzung Geldernstraße/Parkgürtel bis zur Hans-Bredow-Straße ziehen, auf Höhe Geldernpark.

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