Kampf gegen GraffitiDeutsche Bahn eröffnet neue Waschanlage für Züge in Köln

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Schrubben in der neuen Graffiti-Entfernungsanlage.

Nippes – Bisher mussten Hasan Halis, Nihat Gül, Kubulay Demirci und Coskun Cömez bei Wind und Wetter großformatige Kunstwerke von Regionalzügen putzen, die für viele alles andere als sehenswert sind. Ihr Job ist harte Handarbeit mit dem Schrubber und ein steter Kampf gegen Windmühlen – beziehungsweise Graffiti. 

Immerhin brauchen die vier Putz-Profis mit den Atemschutzmasken und den weißen Anzügen nun keinen Regen mehr zu fürchten  – ihr Arbeitsplatz ist seit Kurzem eine Halle mit Gleisanschluss.

Auf dem Gelände des S-Bahn-Werks in Bilderstöckchen im Stadtbezirk Nippes betreibt die Deutsche Bahn seit Mai eine Station mit dem sperrigen Namen „Graffitientfernungsanlage“. Wann immer die 73 Regionalbahnen aus dem Raum Köln von Sprayern beschmiert werden: Ab jetzt werden sie an der Longericher Straße in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Und das kommt ziemlich oft vor.

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 „Jeder Regionalzug wird durchschnittlich einmal im Monat beschmiert“, sagt Jürgen Ewald, Leiter des Flottenmanagements bei DB Regio NRW in Köln. Passieren kann es überall. Selbst auf belebten Bahnhöfen hinterlassen die Täter Schriftzüge und skurrile Figuren.

Köln ist ein Schwerpunkt für Graffiti

„Die Graffitiszene ist dreist, schnell und flexibel“, sagt Bahn-Mitarbeiter Manuel Hardt. Nach offiziellen Angaben werden jedes Jahr allein in Nordrhein-Westfalen 100.000 Quadratmeter Regionalzugwände verunstaltet. Die Reinigung koste zwei Millionen Euro, hinzu kämen drei Millionen Euro für Ausfallzeiten der Züge, Ersatzteile und Neulackierungen.

Ein nicht unerheblicher Teil der Schäden entsteht in Köln: „Köln ist ein Schwerpunkt für Graffiti-Schmierereien“, so  Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann. 

Bisher wurden die Regionalbahnen unter freiem Himmel dort gesäubert, wo sie gerade abgestellt waren. Das von Lösemitteln und Farbresten durchsetzte Schmutzwasser wurde in Kübeln aufgefangen und dann zu einem Entsorgungsunternehmen gebracht – ein aufwendiges und manchmal umweltbelastendes Prozedere. Denn nicht immer war zu vermeiden, dass das giftige Dreckwasser in den Boden gelangt.

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Eine besprühte S-Bahn wartet auf die Reinigung.

Wenn Halis, Gül, Demirci und Cömez nun schrubben, wird das Schmutzwasser unterhalb des Zuges in einer fest installierten Rinne aufgefangen. Danach trennt eine  Filteranlage das Wasser von den giftigen Bestandteilen. Am Ende bleibt eine feste Masse aus Schadstoffen übrig, die als Sondermüll entsorgt wird. Das gesäuberte Wasser wird in die Kanalisation geleitet. Das Verfahren ist  nicht nur sauberer, sondern auch schneller.

Die NRW-weit zweite Anlage kostete 750.000 Euro und wird rund um die Uhr genutzt. Wie sie jetzt arbeiten, demonstrierten die vier Graffiti-Bekämpfer am Donnerstag am Beispiel einer Regionalbahn vom Typ 420, deren ursprüngliches Rot-Weiß in ein Wirrwarr aus Formen und Farben verwandelt wurde.

Mit Hilfe eines Reinigungsgels ließen sie das unerwünschte Kunstwerk nach und nach verschwinden. Nach mehreren Stunden sah die 70 Meter lange Bahn wieder aus wie vorher. Bis die Arbeit von vorne losgeht, wird es wohl nicht lange dauern.

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