Nibelungensiedlung MauenheimKölner protestieren gegen Umbau der Neuen Kempener Straße

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Weit mehr als 70 Anwohner trafen sich auf der Neuen Kempener Straße, um gegen den Umbau zu protestieren.

Weit mehr als 70 Anwohner trafen sich auf der Neuen Kempener Straße, um gegen den Umbau zu protestieren.

Mauenheim – In der sonst so idyllischen Nibelungensiedlung ist die Aufregung groß. Etliche Nachbarn entlang der Neuen Kempener Straße haben Protest-Plakate und -Transparente an ihren Fassaden und Zäunen befestigt. „Du kannst keine Zeit verlieren, aber Lebensqualität gewinnen – fahr’ langsam!“ und „Wir wollen sicher spielen!“ steht dort. Am Spielplatz Ecke Brunhildplatz tun Kinder ihre Meinung kund. „Ich will weiter sicher über die Straße kommen“, schreibt der achtjährige Paul.

Die Stadt plant 2018 für rund 450.000 Euro eine General-Sanierung der Neuen Kempener Straße zwischen Schmiedegasse und Nibelungenstraße inklusive Teilen der Gehwege. Die Anwohner fürchten jedoch, dass eine neu geplante Straße zum Rasen einlädt. Bereits am 23. März gründeten sie eine Bürgerinitiative, um die Planungen zu begleiten.

Mauenheimer und Politiker nicht genügend informiert

Doch der Protest gewann nun nochmals an Fahrt. Im Vorgriff zur Sanierung sollten in der ersten Ferienwoche die Fahrbahnkissen eingeebnet werden – doch weder Nachbarn noch Politiker wussten davon. Seit dem vorigen Freitag standen temporäre Halteverbots-Schilder entlang der Straße.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Daraufhin glühten in der Siedlung die Drähte; am ersten Osterferien-Tag versammelten sich draußen rund 70 Anwohner. Auch Rats- und Bezirkspolitiker kamen – darunter Bezirksvertreterin Bärbel Hölzing (Grüne), der Nippeser Seniorenvertreter Herbert Clasen sowie aus dem Rat der Linken-Vertreter Michael Weisenstein und Thomas Hegenbarth (Piratenpartei).

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„Alle sind in Sorge, dass es keine Verkehrsberuhigung mehr geben wird“, erläutert Ralph Bickel, der den Protest mit koordiniert. „An Tempo 30 hält sich schon jetzt kaum jemand, vor allem Lkw-Fahrer nicht. Dabei dürften Laster über 3,5 Tonnen hier gar nicht fahren“, betont er. „Wir haben vor 30 Jahren die Hubbel erkämpft. Sie einfach zu entfernen, ist das falsche Signal – bei zwei Spielplätzen, Kitas und einer Grundschule in der Nähe“, findet Anwohnerin Stephanie Buyken.

Angst, dörflichen Charme zu verlieren

„Unser Ort hat dörflichen Charme, viele Kinder mit Familien ziehen hin“, ergänzt Philipp Schilling. „Wenn die Straße ausgebaut ist, wird sie unser Veedel trennen.“ Am Mittag gab es jedoch eine überraschende Wendung: Die Kunde vom Protest hatte die Verwaltung erreicht; sie sagte die für die Ferien geplanten Arbeiten ab. So luden zwei Arbeitskräfte die Halteverbots-Schilder wieder auf einen Lkw.

„Die Neue Kempener Straße muss komplett instandgesetzt werden, da sie ziemlich kaputt ist. Das ist unaufschiebbar“, erläuterte Kai Lachmann vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stand jetzt werde man Ende 2018 beginnen, zugleich erneuere die Rhein-Energie Anschlüsse. Die Hubbel wollte man gerade wegen Nachbar-Beschwerden entfernen.

Aufpflasterungen defekt

„Mehrere Anwohner wiesen uns darauf hin, dass die Aufpflasterungen teils defekt sind. Es gab Berichte über Lärmbelästigungen und Erschütterungen in Häusern.“ Seit Jahren baue man in Köln deshalb keine Hubbel mehr. „Um die Situation zu verbessern, hatten wir sie entfernen wollen. Nun warten wir jedoch den Ortstermin mit den Bürgern nächsten Dienstag ab; dort erörtern wir, was gemacht wird“, so Lachmann.

Dann sei auch die General-Instandsetzung Thema, bei der man auf geeignete Weise sicherstellen wolle, dass nicht zu schnell gefahren wird. Auch Tempo-Messungen seien sinnvoll, um seriöse Daten zur Hand zu haben.

Viele Busse fahren laut Mauenheimern zu schnell

Laut der Nachbarn würden auch die Fahrer der KVB-Buslinie 140 meist schneller als die erlaubten 30 Stundenkilometer fahren – aus Zeitnot, glauben die Anwohner. „Die Busse fahren zwischen 34 und 38 km/h zwischen unseren beiden Haltestellen, wir messen seit dem 10. März nach“, so Bickel. „Im Verkehrsausschuss am 2. Mai gibt es eine politische Anfrage, da es in sechs bis sieben Veedeln ähnliche Probleme gibt.“

Die KVB wiesen die Vorwürfe der Anwohner deutlich zurück. „Unsere Fahrer sind angewiesen, sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten und wir haben sie nochmals explizit angehalten, Tempo 30 zu beachten“, so Sprecherin Gudrun Meyer. „Überschreitungen sind uns im Übrigen nicht bekannt.“

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