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SchandfleckSchmuddelige Longericher S-Bahn-Station wird Thema im Landtag

Lesezeit 3 Minuten
Von außen sieht der Bahnhof noch am besten aus. Doch innen ist er schmutzig; es gibt weder Rolltreppen noch einen Lift zum Gleis.

Von außen sieht der Bahnhof noch am besten aus. Doch innen ist er schmutzig; es gibt weder Rolltreppen noch einen Lift zum Gleis.

Longerich – Die Meinung der Fahrgäste ist einhellig. „Es ist ekelerregend, es stinkt, die Stufen sind abgeschlagen: Mann muss schauen, dass man nicht noch hinfällt“, schimpft eine Passagierin, die zu ihrer S-Bahn eilt. „Und abends ist es hier alles andere als angenehm – und ich bin schon nicht die Ängstliche.

Aufzüge und Rolltreppen fehlen natürlich auch.“ Ähnlicher Meinung ist eine weitere Frau, die kurz danach auf dem Bahnhofvorplatz an der Grethenstraße eintrifft. „Barrierefreiheit ist etwas ganz anderes. Mit einem Kinderwagen kommt man nicht hoch, und Rollstuhlfahrer können den Bahnhof ganz vergessen.“

Sie, die zwischen Köln und Dormagen viel Bahn fährt, wünschte sich auch mehr Polizeipräsenz – was aber ebenso für andere Stationen entlang der S-Bahn-Verbindung gelte.

Ein langer Weg 

Der 1934 an jener Stelle eröffnete Bahnhof – der Nachfolger des 1855 errichteten Vorgängerbaus entlang der Strecke zwischen Köln und Krefeld – hat wahrlich schon bessere Zeiten gesehen.

Beim Diskussionsabend des Bürgervereins Longerich war dessen Zustand dann auch das Haupt-Thema.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kossiski, der im Mai erneut kandidiert, hatte sich viel Zeit genommen – und versprach, in Düsseldorf parteiübergreifend nach Lösungen zu suchen. „Ich bin dabei, einen Termin mit NRW-Verkehrsminister Michael Groschek zu organisieren.“

„Vandalismus-Bahnhof“

Erschwert werde die Lage, dass man bei der DB als privater Konzern nur begrenzten Einfluss habe. „Laut einer Prioritätenliste liegt Longerich ganz weit hinten. Wir versuchen das zu ändern, aber wir sind ganz am Ende der Kette.“ Ein Ansatzpunkt wäre, dem Bahnhof Longerich eine höhere Priorität zu verschaffen.

Gerüchte aus der Runde, Longerich würde als sogenannter „Vandalismus-Bahnhof“, wo es ohnehin regelmäßig Schmutz und Beschädigungen gebe, gezielt vernachlässigt, wies Kossiski zurück. „Wenn ich so etwas von Verantwortlichen hörte, dann gäbe es richtig Ärger. Denn die Sicherheit der Bürger wird nicht nur am Dom gewährleistet, sondern überall in Köln.“

Eine Verbesserung scheint nicht in Sicht

Der Nippeser CDU-Bezirksvertreter Martin Erkelenz erinnerte an die vielen vergeblichen Versuche im Stadtteilparlament, für Besserung zu sorgen.

„Wir hatten etwa schon 2010 einen Antrag zum barrierefreiem Bahnhofs-Ausbau. Auch im Handlungskonzept für Lindweiler stand der Bahnhof mit drin. Unsere Aufgabe als Politiker ist es, diese Themen am Kochen zu halten.“

Bei der Pressestelle der DB Regio NRW hieß es auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, aktuell gebe es keine Planungen für eine Sanierung des S-Bahnhofes.

Im Sanierungsprogramm „1von150“ ist Longerich nicht vertreten

Derzeit läuft zwar das gemeinsame Sanierungsprogramm „1von150“ von Bahn, Land und Verkehrsverbünden, bei dem bis 2023 150 weitere Bahnhöfe in NRW modernisiert werden – in Köln ist der Bahnhof Mülheim Teil der Aktion. Doch Longerich ist nicht unter ihnen vertreten.

Eine originelle Idee, aus der Misere eine Tugend zu machen, lieferte schließlich noch Künstlerin Annegret Thurn, die ebenfalls in der Runde zu Gast war.

„Lasst uns doch einen Kulturbahnhof daraus machen. Wir haben ohnehin kein festes Zentrum, wo man einfach mal hingehen kann“, so die Malerin und vormalige Kunstmeilen-Organisatorin.

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