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Wird neues Werk gebaut?Niehl soll Standort für Fords E-Mobilität werden

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Die Werke des US-Autobauers Ford in Köln Niehl sind die größten in Europa.

Niehl – Es sei eine Gefahr, die man in Köln bisher völlig unterschätze, argumentierte der Nippeser SPD-Fraktionschef Horst Baumann. Die Rede ist von den zwar immer noch sehr langsam, aber dennoch stetig wichtiger werdenden Elektro-Antrieben für Autos, die – auch durch schärfere Abgas-Grenzwerte und mehr örtlich-zeitliche Fahrverbote – irgendwann herkömmliche Benzin- und Dieselmotoren verdrängen könnten. „Es geht um mindestens 5000 Arbeitsplätze bei Ford. Wenn wir irgendwann keine Benzinmotoren- und Kupplungstechnik mehr brauchen, fallen jene Jobs weg“, warnte er.

Der US-Autokonzern, dessen Europa-Verwaltung sowie größtes Werk sich in Niehl befindet und auch im benachbarten Merkenich Werksteile unterhält, hatte Anfang des Jahres angekündigt, sein Engagement im Bereich Elektro-Mobilität deutlich auszubauen. Mehr als vier Milliarden Euro wolle man ausgeben, um alternative Antriebstechniken und Modelle zu entwickeln sowie dafür nötige Produktionsanlagen aufzubauen. Vor kurzem kam die neue Elektroversion des Mittelklasse-Modells Focus auf den Markt; 13 weitere Serienmodelle sollen in den nächsten fünf Jahren folgen. Wo die Anlagen entstehen, um die Elektro-Antriebstechniken zu bauen, ist aber noch längst nicht entschieden.

Ehemalige Esso-Raffinerie soll Platz für neue Werke bieten

Und hier kommen der Standort Köln und die Bezirksvertretung Nippes ins Spiel: Den Politikern schwebt vor, dem Ford-Konzern – oder aber einem anderen Industrie- oder Zulieferbetrieb – ein ausreichend großes Gelände im Industriegebiet Niehl an der Franz-Greiß-Straße anzubieten, damit dort ein Akkumulatoren-Werk für große Pkw-Fahrbatterien entstehe, und der Standort Köln den Anschluss an die E-Mobilität wahren könne. Hierzu soll das Amt für Wirtschaftsförderung in Kontakt mit dem Konzern treten. Den SPD-Antrag trug das Stadtteilparlament einstimmig mit.

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Das Areal der in den Fünfzigern eröffneten und um 1985 endgültig geschlossenen Esso-Raffinerie hatte die Stadt vor 20 Jahren für 10,5 Millionen Euro vom Ölkonzern erworben. Dort soll sich allmählich neue Industrie ansiedeln. Über die Jahre, in denen sich nichts auf dem Areal tat, hatte sich auf Teilflächen ein Biotop für seltene Pflanzen und Tiere entwickelt, etwa für geschützte Vogel- und Krötenarten. Die sind aber nun umgesiedelt worden; der Weg wäre frei.

Antrag traf auf Zustimmung – und Skepsis

Konkret im Blick haben die Nippeser Bezirksvertreter die von den städtischen Flächenvermarktern definierte, 34 Hektar große „Zone Süd“ an der Franz-Greiß-Straße. Das Areal ist noch fast komplett zu haben: In direkter Nachbarschaft, auf einem schmalen Streifen an der Industriestraße, eröffnete 2015 das Container-Terminal der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) für Lastwagen und Güterzüge. Auf einer weiteren kleinen Parzelle direkt an der Ecke Franz-Greiß-/Geestemünder Straße sitzt eine Baustoff-Fachhandlung. Der Rest ist noch frei.

Der Antrag traf in der Runde auf Zustimmung, aber auch auf Skepsis. Bärbel Hölzing (Grüne) erinnerte an einen Ratsbeschluss von CDU, Grünen und FDP vom Mai 2016, der in eine ähnliche Richtung ging: Dort wurde unter anderem allgemein von der Verwaltung gefordert, „die Ansiedlung von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Sektor der Produktion, Montage und Wiederaufbereitung von E-Speichertechnologie gezielt zu fördern“, wie es im Beschluss-Text hieß. „Unser Antrag ist dagegen sehr konkret, sogar mit einem Grundstück“, entgegnete SPD-Mandatsträger Winfried Steinbach.

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