Nord-Süd-Stadtbahn in KölnExperten kritisieren Planung auf der Bonner Straße

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So soll die Bonner Straße künftig nach dem Willen von Stadt und KVB aussehen.

So soll die Bonner Straße künftig nach dem Willen von Stadt und KVB aussehen.

Köln – Die Vertreter mehrerer Bürgerinitiativen aus dem Kölner Süden haben jetzt noch einmal neue Argumente in die Diskussion um die Verlängerung der Nord-Süd-Stadtbahn bis zum Bonner Verteilerkreis eingebracht. So soll die Planung an mehreren Stellen stark verbesserungswürdig sein. Außerdem soll es eine Möglichkeit geben, die 250 Bäume zu retten, die ab Oktober entlang der Bonner Straße gefällt werden sollen.

Die Vertreter der Bürgerinitiativen hatten unter Leitung von Verkehrsforscher Heiner Monheim eine siebenköpfige Expertenrunde einberufen, um die bestehende Planung von Stadt und Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) für die dritte Baustufe zu überprüfen. Es nahmen allerdings weder Verantwortliche der Stadt noch der KVB teil – sie schickten stattdessen Mitarbeiter des von ihnen beauftragten externen Planungsbüros zu dem elfstündigen, nichtöffentlichen Treffen . Angesichts des laufenden Klageverfahrens in dieser Sache hätten sich Stadt und KVB entschieden, nicht an dem Expertenworkshop teilzunehmen, teilte die KVB auf Anfrage mit. Die Bürgerinitiativen hatten innerhalb der gesetzlichen Frist gegen die Planungen geklagt, nachdem die Bezirksregierung eine Genehmigung für den Bau erteilt hatte.

Der Austausch der internationalen Experten – zu denen unter anderem der ehemalige NRW-Verkehrsminister Christoph Zöpel gehörte – habe ergeben, dass in den Plänen sehr viel vorauseilender Gehorsam gegenüber dem Land und den Bund als Fördergebern enthalten sei, berichtete Monheim am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung in der Lutherkirche. „Eine selbstbewusste Bürgerstadt lässt sich so eine Planung nicht einfach vorschreiben, sie sucht aktiv und offensiv das Gespräch“, kritisierte der Verkehrsexperte. Köln sei im Spielraum der Gestaltung unzulässig beschnitten worden. Das habe auch zu der voreiligen Entscheidung geführt, 250 Bäume fällen zu wollen. Ein Überblick über die vier wichtigsten Kritikpunkte:

Als besonders problematisch schätzten die Verkehrsforscher ein, dass die vier Bauabschnitte der Nord-Süd-Bahn hintereinander geplant worden seien und nicht an einem Stück. Da der vierte Abschnitt – die Verlängerung vom Verteilerkreis über Rondorf bis nach Meschenich – noch völlig in der Luft hänge, sei es aber auch jetzt noch möglich, zwischen der Haltestelle Marktstraße und Meschenich eine Niedrigstflurtram zu bauen. Sie würde die Bonner Straße im Gegensatz zu der von Stadt und KVB gewünschten Hochflurbahn weniger zerschneiden und spürbar niedrigere Haltestellen ermöglichen, so Monheim. Für eine sechs Kilometer lange Strecke sei es vertretbar, dass die Fahrgäste an der Marktstraße von der Hochflurbahn, die aus dem U-Bahn-Tunnel kommt, in eine Niedrigstflurtram umzusteigen.

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Nach Ansicht der Experten soll die am Verteilerkreis geplante Park-and-Ride-Anlage nicht gebaut werden. Der Bereich sei ohnehin ein verkehrlicher Brennpunkt, der durch die Nutzer eines neuen Parkhauses nicht weiter verschärft werden dürfe.

Das Expertengremium warnt vor dem angedachten Umbau der Kreuzung Schönhauser Straße und Bonner Straße, die bereits jetzt ein Monstrum sei. Eine Erweiterung auf 21 Spuren aus vier Richtungen – wie geplant – sei nicht mehr zeitgemäß. Die Kreuzung müsse deutlich schmaler ausfallen, so dass auch die Platanen am Straßenrand erhalten bleiben könnten.

Die Bürgerinitiative zeigt sich überzeugt, eine Lösung für die 250 zu fällenden Bäume an der Bonner Straße gefunden zu haben. Da es sich um Linden handele, sei es möglich, sie während der Bauarbeiten auf nahe gelegene Wiesen zu verpflanzen und sie danach wieder an ihren Ursprungsort zu versetzen. Experten sollen die Verpflanzung sorgfältig prüfen. „Das ist vor allem eine Frage des Geldes und des Sachverstandes“, sagte Robert Rademacher vom Initiativkreis Bayenthal-Marienburg. Es sei denkbar, das über Patenschaften zu finanzieren. Die Stadt solle sich aber ebenfalls beteiligen.

„Ich hoffe, dass sich die Stadt jetzt noch einmal eine Denkpause gönnt und nicht im Oktober die Kettensägen anwirft“, sagte Monheim. Es bestehe noch die Chance, aus einer „mittelprächtigen“ Planung eine bessere zu machen. Die von der Expertenrunde vorgeschlagenen Änderungen seien zeitnah umsetzbar und würden nur eine kurze Verzögerung bedeuten.

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