Öffentliche BautenWarum die großen Kölner Bauprojekte teurer werden

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Oper Köln (Blick auf Dom)

Die Opern-Baustelle

  • Insgesamt sind die städtischen Projekte zuletzt 210 Millionen Euro teurer geworden als geplant.
  • Oftmals sind die Strukturen der öffentlichen Verwaltung der Auslöser.

Köln – Die großen Bauvorhaben der Stadtverwaltung mit einem Umfang von mehr als zehn Millionen Euro laufen auffallend oft aus dem Ruder – jede zweite Kostenschätzung ist unzutreffend. Das trifft unter anderem auf die Sanierung der Oper, die Umgestaltung der Dom-Umgebung und den Bau des Deutzer Rheinboulevards zu, aber auch auf weniger bekannte Projekte. Die Steuerzahler werden stets mit neuen Kostenexplosionen konfrontiert. Insgesamt sind die städtischen Projekte zuletzt 210 Millionen Euro teurer geworden als geplant. Oftmals sind die Strukturen der öffentlichen Verwaltung der Auslöser. Eine Expertenrunde hat jetzt im Haus der Architektur Köln diskutiert, welche Ursachen maßgeblich verantwortlich sind. Ein Überblick über die wichtigsten Problemfelder.

Vergaberecht

„Das Vergaberecht ist keine große Hilfe“, kritisierte Petra Rinnenburger, Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft. Da die Stadt Aufträge für große Bauvorhaben grundsätzlich öffentlich ausschreiben muss, gewinnt stets das Bauunternehmen mit dem wirtschaftlichsten Angebot – auch wenn es später nicht eingehalten werden kann. „Mit dem falschen Partner landet man schnell auf dem Bauch“, sagte Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik. Es sei sehr schwierig, die in der Ausschreibung verlangte Leistung später juristisch bei den Baufirmen einzufordern. Mittlerweile seien bei vielen Projekten mehr Juristen als Poliere beteiligt, sagte Martin Brans vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB-NRW). Zum Teil gebe es Bauunternehmen, die das Vergaberecht kriminell ausnutzen würden, in dem sie zunächst ein preisgünstiges Angebot abgeben, um den Zuschlag zu erhalten und später teure Nachforderungen zu stellen. „Diese Böswilligkeit gibt es, aber in der Regel ist das nicht der Grund“, so Brans. Es liege vielmehr am Druck, dem die Firmen ausgesetzt seien.

Bauunternehmen

„Die Baufirmen müssten viel mehr Risiko einkalkulieren, als sie es tun“, sagte Martin Struck, Diözesanbaumeister des Erzbistums Köln. Das hänge mit dem hohen Preisdruck auf dem Markt zusammen. Nur wer ein niedriges Angebot abgebe, habe überhaupt eine Chance, einen Auftrag zu erhalten. Sie müssten zudem an möglichst vielen Ausschreibungen teilnehmen, um ihre Chancen zu erhöhen. Früher sei besser kalkuliert worden. Die Leistungsverzeichnisse für die Ausschreibungen würden zunehmend umfangreicher. „Für die Bauunternehmen wäre es viel zu aufwendig und teuer, jedes Projekt intensiv durchzurechnen“, sagte Struck. Das wiederum erhöhe die Wahrscheinlichkeit einer späteren Kostensteigerung.

Öffentliche Verwaltung

Dass die Politik frühzeitig Budgets für Bauvorhaben verlange, erhöhe den Druck auf die Verwaltungen, sich frühzeitig auf Zahlen festlegen zu müsse, sagte Martin Brans. Deshalb müsse man bei der Kostenberechnung mit Unschärfen von 30 bis 40 Prozent rechnen. Zudem baue die öffentliche Hand fast ausschließlich Unikate und keine Gebäude von der Stange. „Kostensteigerungen gibt es auch bei privat finanzierten Projekten, aber da fällt es nicht so oft auf“, meinte Brans. Die öffentlichen Bauträger hätten seit Jahren ihre Fachkompetenz geschwächt, indem sie Personal abgebaut hätten. „Das ist eine große Gefahr, weil man nicht mehr alle Projekte selbst steuern kann und verstärkt auf Externe angewiesen ist“, so Brans.

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