Ölmühle Sollig am FriesenwallGesund und wohlschmeckernd – ein Plädoyer für das Leinöl

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Sarah Baensch verkauft Öle, die bei der Zu­be­rei­tung von Speisen, aber auch zur Ent­span­nung

Köln – Seitdem sie in Köln ist, hat Sarah Baensch eine Mission. Sie möchte „den Mythos vertreiben, dass Leinöl nicht gut schmeckt“. Vor diesem Hintergrund ärgert sich die 26-Jährige verständlicherweise darüber, dass ein deutscher Discounter sein Leinöl explizit mit dem Zusatz bewirbt, dass dieses „nicht bitter“ sei.

Für Verbraucher, die gerade erst mit diesem aus Leinsaat gewonnenen Öl in Kontakt kommen, könnte das so klingen, als sei eine gewisse Bitterkeit normal. Dabei ist frisches Leinöl aufgrund seines hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren nicht nur besonders gesund, sondern auch ausgesprochen wohlschmeckend, wie man in dem neuen Mühlenladen am Friesenwall feststellen kann.

Herstellung von kaltgepressten Bio-Speiseölen seit 21 Jahren

Sarah Baensch stammt aus dem Solling, einer Region im Weserbergland. Praktisch direkt am Ufer der Weser liegt die Ölmühle, in der ihre Eltern seit 21 Jahren kaltgepresste Bio-Speiseöle herstellen. Nach spannenden Jahren im Entwicklungsdienst in Afrika und Asien und mit viel Erfahrung im Bereich Lebensmitteltechnologie hätten ihre Eltern ihre erste Spindelpresse angeschafft und ihr erstes Öl, ein natives Sonnenblumenöl gepresst.

In den darauffolgenden Jahren habe sich das Sortiment erst um Raps- und Leinöl und dann um immer mehr Sorten erweitert. Ihr Vater Werner Baensch (65) sei Lebensmitteltechniker und ein regelrechter Öltüftler, erzählt Tochter Sarah, die im Gegensatz zu ihrem Bruder Sebastian, der den Familienbetrieb unterstützt, den Sprung nach Köln gewagt hat, um hier ein erstes Geschäft mit den eigenen Produkten zu eröffnen.

„Produzieren zu Hause alles in kleinen Mengen“

„Wir produzieren zu Hause alles in sehr kleinen Mengen“, erklärt die junge Ölexpertin. Beim Leinöl werde drei- bis fünfmal in der Woche gepresst, damit es wirklich ganz frisch zum Verbraucher komme.

In den Regalen findet man klassische Speiseöle wie Sonnenblumenöl, Distelöl, Weizenkeimöl oder Rapskernöl, ferner diverse Nussöle.

Das Argan-, Erdnuss-, Haselnuss- sowie das Kürbiskernöl gibt es sowohl in der nativen Variante als auch mit gerösteten Nüssen, was ein besonders intensives Geschmackserlebnis gebe. Wer etwas besonders ausgefallenes sucht, kann das Pflaumenkernöl, das Mohnöl aus Blaumohnsamen oder das Aprikosenkernöl probieren.

100 Milliliter für 35 Euro

Wichtig erscheint Baensch zu betonen, dass man alle Sorten kosten könne – auch die Öle, die bei ihr in die Kategorie „Wohlfühl-Öle“ fallen wie Granatapfelkernöl, das als Anti-Aging-Pflege empfehlenswert sei und in Dressings schmecke, das Schwarzkümmelöl, das ebenfalls für die Hautpflege geeignet sei, das „Omega Balance-Öl“, das neben Leinöl aus elf kalt gepressten Bio-Pflanzenölen bestehe. Bei diesem Öl, das über eine feine Marzipan-Vanille-Note verfügt, stehen die Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren in dem optimalen Verhältnis von 3:2 und wirken sich damit günstig auf den Cholesterinspiegel aus.

Das wohl kostbarste Öl im Sortiment ist derzeit das Sanddornöl, das aus frischen Sanddornbeeren gepresst wird. Man kann dieses fruchtig-intensiv schmeckende Öl in kleinen Dosen genießen – 100 Milliliter kosten nämlich 35 Euro – oder es ebenfalls als edle Anti-Aging-Hautpflege benutzen.

Kokosöl und Würzöle sind die Bestseller

Weitaus weniger kostspielig ist das nussig schmeckende, aus Hanfsamen hergestellt Speiseöl, das auch bei sehr trockener, juckender Haut und Neurodermitis helfen kann. Zu den Bestsellern gehören laut Baensch zurzeit aufgrund seiner vielfältigen Einsetzbarkeit auch Kokosöl sowie eine große Palette an Würzölen, die zum Teil in überraschenden Geschmackskombinationen daherkommen wie etwa das Kaffee-Mandel-Würzöl, das feines Gebäck und Desserts veredelt. Wer es scharf mag, ist beim Chili-Würzöl, beim Garam-Masala-Würzöl (für indische Gerichte) oder beim Ingwer-Lemongrass-Würzöl, das Tofu- und Wok-Gerichten eine pikant-erfrischende Note gibt, gut aufgehoben.

Dass es manchmal Engpässe gibt – wie zurzeit beim Avocado-Öl – sollte die Kunden nicht betrüben. „Das liegt dann daran, dass augenblicklich keine Saat verfügbar ist oder zumindest keine, die uns qualitativ zufriedenstellt.“

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