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Ohne Leine unterwegsKölner Ordnungsamt ermahnt Rettungshundestaffel zu Unrecht

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Die Stadt hat den Ehrenamtlichen der Rettungshundestaffel bislang noch keinen Übungsplatz zur Verfügung gestellt. 

Die Stadt hat den Ehrenamtlichen der Rettungshundestaffel bislang noch keinen Übungsplatz zur Verfügung gestellt. 

Köln – Das Training hat noch nicht begonnen, doch die Hunde sind bereits aufgeregt. Sie bellen, jaulen und wollen endlich aus ihren Boxen gelassen werden. Die Autos des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und die Dienstkleidung der Frauchen und Herrchen sind eindeutige Anzeichen: Die 14 Hunde wittern Arbeit. Bei einem Training im Kölner Reit- und Fahrverein in Junkersdorf hat sich die Rettungshundestaffel bei Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorgestellt.

Keine Übungsplätze für Suchhundausbildung

Übungssituationen sind für die Ehrenamtler Routine. Ob unter Trümmern oder im Wald – der Ernstfall muss geprobt werden. Allein die Ausbildung zum Suchhund dauert knapp zwei Jahre. Zehn Stunden trainiert die Staffel deshalb pro Woche. Allerdings gibt es dafür keine ausgewiesenen Übungsplätze, sodass sie auf städtische Grünflächen ausweichen müssen.

Nicht selten gäbe es dabei Probleme mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes, sagt Staffelleiterin Jessica Ottlik. Immerhin laufen die Hunde beim Training ohne Leine. Dem Landeshundegesetz entsprechend ist das Rettungshunden erlaubt. „Wir werden trotzdem oft vom Ordnungsamt verwarnt“, so Ottlik weiter.

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Reker möchte Ordnungsamt in „freundliche Umklammerung“ nehmen

Spezielle Ausweise, ähnlich wie für Blindenhunde, würden helfen. Mit diesem Anliegen hat sich Ottlik bereits an die Stadt gewandt – bisher ohne Erfolg. „Wir mussten uns dann eigene Ausweise vom DRK machen“, sagt Ottlik. Darum habe man Reker um Hilfe gebeten. Diese versprach nach der Vorstellung, sich des Themas anzunehmen. „Wir werden das Ordnungsamt in eine freundliche Umklammerung nehmen“, sagt sie zum Abschied.

Der Sprecher des Amts, Heribert Büth, beurteilt das Problem als „offensichtliches Missverständnis“. Rettungshunde seien rechtlich tatsächlich von der Anleinpflicht ausgenommen. „Die Thematik ist uns bekannt und wird auch so geschult“, sagte Büth.

Stadt weigert sich, nötiges Dokument auszustellen

Allerdings müssten die Halter nachweisen können, dass ihre Tiere als Rettungshunde eingesetzt werden. Sonst dürften sie verwarnt werden. „Es ist natürlich schwierig, wenn die Stadt auf der einen Seite verwarnt und sich gleichzeitig weigert, der Staffel das nötige Dokument auszustellen“, sagt der Sprecher. Dabei könne das Ordnungsamt aber nicht helfen.

„Die Hunde schaffen 30 000 Quadratmeter in 20 Minuten“, erklärt Ausbilderin Annika Kersch. Das wird auch beim Besuch der Oberbürgermeisterin geübt, außerdem einfache Gehorsamsübungen wie Sitz und Platz und kleinere Vermisstensuchen.

Rettungshunde kommen vielfach und vielfältig zum Einsatz

Im Durchschnitt 25 bis 30 Mal pro Jahr kommt die Kölner Rettungshundestaffel des DRK zum Einsatz. Wenn etwa nach einem schweren Unfall der Fahrer vermisst wird oder eine Seniorin spurlos aus ihrem Heim verschwindet, fordert die Polizei die Flächensuchhunde an. Frei laufend durchkämmen die Tiere dann Wälder und Parks auf der Suche nach menschlichen Spuren.

Die Rettungshunde suchten nicht eine bestimmte Person, sondern spezielle Opferbilder – etwa einen Menschen, der verletzt am Boden liegt, erklärt Kersch nach den ersten Übungen. Einige der Hunde seien auch für die Suche in Trümmern ausgebildet worden. Die DRK-Staffel sei mit ihnen auch an der Einsturzstelle des Stadtarchivs im Einsatz gewesen, so die Ausbilderin.

Suchhund Dux findet Reker in nur fünf Minuten

Zum Abschluss des Trainings versteckt sich Reker zwischen den Bäumen des Vereins, wo die Staffel trainieren darf. Kaum von der Leine befreit, läuft Suchhund Dux aufmerksam das kleine Waldstück ab, um Reker zu orten – die Hundenase immer auf dem Boden. Keine fünf Minuten später entdeckte er die vermeintlich Vermisste.

Die Oberbürgermeisterin zeigt sich begeistert. „Das war wirklich interessant. Ich habe nicht gewusst, dass der Hund gar nicht nach dem Vermissten schaut“, sagt Reker. Sie habe große Hochachtung vor dem Einsatz der Rettungshundestaffel. „Jedem von uns kann etwas passieren und dann hoffe ich, dass Sie uns finden“, sagt die Politikerin der Staffel.

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