Plattenspieler, Minikameras, GrammophoneKölner Sammler träumt von eigenem Museum

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Die Grammofone verschiedener Generationen sind besondere Schätze.

Die Grammofone verschiedener Generationen sind besondere Schätze.

Köln – „Es ist ein wenig eng im Lager. Ich müsste auch mal wieder aufräumen. Vorsicht, Stufe.“ Claus Michael Sierp hat nicht übertrieben. Der Kellerraum ist bis fast unter die Decke voll mit Kameras, Computern, Boxen, Radiogeräten, Filmstativen, Diaprojektoren, Blitzgeräten, Mikrofonen, Fernsehern, Rekordern und Filmprojektoren.

Die Orientierung fällt schwer. Nichts scheint zusammenzupassen. In dem Fernsehgerät „Saba Challenger“ spiegeln sich mehrere Videokameras aus dem Regal gegenüber, ein Bürostuhl mit zerfurchter, abgewetzter Sitzfläche lehnt an einem großen Schneidetisch, Scheinwerfer würden Tonbandgeräte in helles Licht tauchen, wenn die Lampen hereingedreht wären. Es sieht so aus, als hätten ein Radio- und Fernsehgeschäft, ein Computerladen, ein Filmverleih und ein Kinobetrieb über Jahre hinweg ihre ausgemusterten Geräte in das etwa 80 Quadratmeter große Lager des Hauses am Rheinufer gebracht.

Claus Michael Sierp inmitten seiner Schätze

Claus Michael Sierp inmitten seiner Schätze

Der Hüter dieser Zeitzeugen aus mehreren Technikwelten ist Claus Michael Sierp. Der 60 Jahre alte Kölner trägt diese Dinge seit mehr als 50 Jahren zusammen. „Wir wohnten früher am Hansaring. In unserer Nachbarschaft war ein Radiogeschäft. Als Kind habe ich in der Werkstatt und im Laden gespielt. Das war meine Welt.“

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„Das darf doch nicht verloren gehen“

Seine Sammlung wuchs im Laufe der Jahrzehnte auf mehrere tausend Exponate an. Vieles hat Sierp gekauft, einiges hat er geschenkt bekommen. Als Sammler versteht sich der freischaffende Produzent von Werbefilmen dennoch nicht. „Ich sehe mich in erster Linie als Bewahrer. Das darf doch nicht verloren gehen. Mithilfe dieser Stücke lassen sich Entwicklungen in Technik und Design darstellen, sie erzählen Film- und Fernsehgeschichte und sogar Stadt- und Wirtschaftsgeschichte.“

Sierp will sein Experten-Wissen weitergeben, er möchte, dass seine Sammlung nicht länger im Verborgenen existiert. Seit Jahren schon versucht er, Menschen in der Stadt mit seinem Enthusiasmus anzustecken. Er braucht Unterstützer, um seinen Traum von einem Medien-Museum zu verwirklichen. „Es gibt ja bereits Film-, Radio- und Computermuseen. Aber meines Wissens nach gibt es in ganz Deutschland keins, das diese Vielfalt aus einer Hand bietet“, sagt Claus Michael Sierp. Eine virtuelle Variante des Medien-Museums gibt es bereits. Auf seiner Internetseite präsentiert der frühere Mitarbeiter einer Werbeagentur und freie Dozent an der Kölner Fachhochschule für Design auf mehr als 500 Seiten ungefähr 1350 Exponate.

Fundstücke aus dem Depot

Fundstücke aus dem Depot

Manchmal schaffen es einige Dinge aus dem Keller ans Licht. So stellte Sierp unlängst für die Ausstellung „Großes Kino – 1200 Jahre Kölner Kinogeschichte“ dem Kölnischen Stadtmuseum 15 Stücke zur Verfügung. Darunter einen der letzten 35mm Nitzsche Filmprojektoren, einen Doppelplattenspieler für die Pausenmusikbeschallung im Kino, Kinobestuhlung und Wandleuchten. Diese stammten aus dem ehemaligen „Hansa-Theater“ in der Weidengasse. In dem früheren Gasthaus „Greesberger Hof“ gab es ab 1920 ein Lichtspieltheater. Dessen Name wechselte von „Kino für Jedermann“ über „Regina-Lichtspiele“ zu „Hansa-Theater“. Im Jahr 1983 wurde das Haus im Eigelstein-Viertel geschlossen, und das Inventar ging an Claus Michael Sierp.

Die ältesten Exponate sind aus dem Jahr 1880

In seiner Wohnung im Agnes-Viertel bewahrt er einige besondere Sachen wie historische Grammophone und eine umfangreiche Sammlung Vinyl-Schallplatten und Schellackplatten auf. Welche Schätze sich genau im Depot befinden, mag der kommunikationsfreudige Medienmensch nicht sagen. Aber ein paar Informationen lässt er sich doch entlocken.

TV-Maskottchen erzählen deutsche Fernsehgeschichte.

TV-Maskottchen erzählen deutsche Fernsehgeschichte.

Die Filmkamera „Steky“ steckt in einem hellen Holzkästchen, das in etwa so groß ist wie eine Zigarettenpackung. Noch winziger ist die „Bell 14“. Die in Japan gefertigte Fotokamera ist nicht größer als eine Streichholzschachtel. Die 24-Spur-Bandmaschine von Telefunken bringt es auf ein Gewicht von 220 Kilogramm.

Die ältesten Stücke stammen aus dem Jahr 1880. Und das „Minifon Attache“ der Firma Protona aus dem Jahr 1959 war spionagetauglich. Das Aufnahmegerät lässt sich über ein Mikrofon, das aussieht wie eine Armbanduhr, fernsteuern. Damit schaffte es das Minifon 1963 in den Edgar-Wallace-Krimi „Der Zinker“.

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