Alte Schmiede in Köln-LangelTraditions-Gaststätte muss wegen Ruhestörung schließen

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Die Gaststätte Zur Alten Schmiede wurde 1823 eröffnet. Martina Doufrain hat sie im September 2009 übernommen.

Die Gaststätte Zur Alten Schmiede wurde 1823 eröffnet. Martina Doufrain hat sie im September 2009 übernommen.

Langel – Mit Tränen in den Augen verkündete Martina Doufrain ihren Gästen, dass sie ihre Gaststätte „Zur Alten Schmiede“ zum 1. Juni schließen werde. „Wir wurden von Nachbarn verklagt und haben verloren“, sagte sie. Angezeigt worden sei sie wegen Ruhestörung. „Bei der Hochzeitsfeier einer unserer beiden Töchter waren diese Nachbarn unsere Gäste, haben mitgefeiert und uns anschließend angezeigt, weil es angeblich zu laut gewesen ist.“

Martina Doufrain verlas auch das Urteil, in dem sie aufgefordert wird, außer bei Veranstaltungen des Brauchtums unzumutbare Geräusche nach 22 und vor sechs Uhr zu unterlassen. Bei Zuwiderhandlung könnten ihr bis zu 250?000 Euro Strafe oder sechs Monate Haft auferlegt werden. Die Begründung: Das Ruhebedürfnis sei in einem augenscheinlich reinen Wohngebiet höher zu bewerten als das wirtschaftliche Interesse der Betreiber der Gastwirtschaft. „Wir können die Gastwirtschaft unter diesen Bedingungen nicht mehr wirtschaftlich führen und werden deshalb den Betrieb einstellen“, sagte Martina Doufrain. Allerdings werde die Alte Schmiede weiterhin den Vereinen für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, betonte sie.

Gerichtsurteil gegen Mehrheitsmeinung

Das Urteil des Amtsgerichts stieß bei den Gästen der Gaststätte Zur Alten Schmiede auf mehr als Unverständnis. Es sei doch nicht vertretbar, dass ein einzelner Bürger das Recht habe, gegen eine traditionsreiche Gaststätte, die Heimat von vielen sei, gerichtlich vorzugehen, war die Mehrheitsmeinung. Aber es sei nun einmal ein Urteil und müsse berücksichtigt werden, sagte Bürgeramtsleiter Norbert Becker, der wie viele Bewohner aus Langel zu den Stammgästen des Lokals zählt. „Dieses Gesetz, das es jedem erlaubt, gegen Lärmbelästigung vorzugehen, bedarf einer Feinjustierung“, sagte er. Auch Dieter Redlin, Bezirksvertreter der Grünen, ist überzeugt, dass das Gesetz einer Anpassung bedarf. „Damit nicht so leicht alles Gewerbe aus Wohngebieten verdrängt werden kann.“

Die Wirtsleute Doufrain haben nach eigenen Angaben nichts unversucht gelassen, mit ihren Nachbarn ins Gespräch zu kommen und deren Bedenken zu zerstreuen. „Wir haben versucht, den Rauchern, die wir wegen des Nichtraucherschutzgesetzes vor die Tür schicken müssen, in der Scheune einen Raum zu bieten“, sagte Rudi Doufrain. Das sei aber vom Ordnungsamt mit dem Hinweis, dass für die Scheune keine Konzession vorliege, untersagt worden. Ich habe meine Nachbarn dann in einem Schreiben um ein Gespräch gebeten, sagte der Gastwirt. Das sei aber von denen abgelehnt worden. „Es hat alles nichts genützt.“

Die Langeler Bürger wollen „ihre“ Gaststätte nicht so einfach aufgeben und haben sich fest vorgenommen, gegen das Urteil zu protestieren, sagten die Gäste der Alten Schmiede. Als erstes sei eine Demonstration geplant, mit der sie deutlich machen wollten, dass sie mit diesem Urteil nicht einverstanden seien. Die beteiligten Nachbarn waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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