Köln-PollPläne für neue Ikea-Filiale schüren Hoffnungen und Ängste

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Die Ikea-Filiale in Köln-Godorf.

Poll – Der Wunsch des schwedischen Möbelriesen Ikea, eine weitere Kölner Filiale an der Rolshover Straße in Poll zu eröffnen, sorgt seit Bekanntwerden für Gesprächsstoff.

Nicht nur Kölner Bürger und Politiker, auch speziell Poller Einzelhändler, Gastronomen, Anwohner und Lokalpolitiker haben sich bereits eine Meinung zum Vorhaben gebildet.

Was sagen die Lokalpolitiker?

Simon Bujanowski, SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung und Vorsitzender der SPD Porz/Poll, befürchtet, dass der Ortskern unter der Ansiedlung nachhaltig leiden würde, da die geplante Filiale mit Café, Bäckerei und Schlüsseldienst auch ein breites Randsortiment bediene. Zudem sei die Infrastruktur nicht auf das vermehrte Verkehrsaufkommen ausgelegt: „Die aus dem Süden kommenden Kunden werden vielfach nicht über die Autobahn und den Östlichen Zubringer fahren, sondern die kürzere Strecke über die Siegburger Straße nutzen“, erklärt Bujanowski.

Auch CDU-Bezirksvertreterin Marlis Meurer aus Poll macht sich Sorgen wegen des zusätzlichen Verkehrs. Deshalb fordert sie etwa, dass die von der Stadt zugesagte Umgestaltung der Rolshover Straße in Angriff genommen wird. Grundsätzlich aber begrüßt sie das Vorhaben.

Auch Dieter Redlin von den Grünen kann dem Plan einiges abgewinnen. Die Filiale könnte ein Magnet sein, meint er und ergänzt: „Wir reden schon seit geraumer Zeit über eine S-Bahn über die Südbrücke. Vielleicht kann Ikea in das Projekt einsteigen.“

Haben die Poller Anwohner Angst vor Dauerstaus?

In der Tat teilen viele Anwohner die Verkehrs-Sorgen. „Wir leiden jetzt schon unter dem Durchgangsverkehr“, erzählt Ralf Dillge. Das Mehraufkommen durch eine Ikea-Filiale würde die Straßen seiner Meinung nach endgültig verstopfen. Des Weiteren sieht er die Notwendigkeit einer dritten Filiale nicht.

Auf dem Geländer des Poller Verkehrsübungsplatzes könnte sich ein neues Ikea-Möbelhaus ansiedeln.

Auf dem Geländer des Poller Verkehrsübungsplatzes könnte sich ein neues Ikea-Möbelhaus ansiedeln.

Diese Meinung teilt auch Nicole Kretz. Obwohl sie selbst regelmäßig Kunde des Möbelhauses sei, befürchtet auch sie eine Verschlimmerung der Verkehrslage. „Zwei Filialen in Köln reichen vollkommen“, fügt sie hinzu.

Viele Anwohner wünschen sich statt eines Einrichtungshauses mehr Einkaufsmöglichkeiten. Wegen des wohl baldigen Wegfalls der Kaiser’s Tengelmann-Filiale und der ohnehin schon begrenzten Einkaufsgelegenheiten hofft Kerstin Hopp auf eine Supermarktkette.

Neben diesen Bedenken gibt es jedoch auch positive Stimmen. Maria Beißen aus dem Frisörladen „Sara schneidet“ würde sich sehr auf eine Poller Filiale freuen. „So könnte man Ikea auch ohne Auto gut erreichen.“ Sie vermutet, dass Kunden, die mit dem Auto anfahren, dies über die Autobahn täten und so nicht die Siegburger Straße belasteten. Auch Tanja Irmer fände es schön, mit ihren Kindern bei Ikea frühstücken zu können.

Wie sehen die Gastronomen die Ansiedlung einer Filiale samt Selbstbedienungsrestaurant?

Die Stimmung in den Bistros und Cafés ist sehr freundlich. Kamilla Giemza, die ein Café auf der Siegburger Straße betreibt, würde sich über eine nahe Filiale freuen. „Ich nutze Ikea gerne für private, aber auch geschäftliche Einkäufe“, erklärt sie. Als Konkurrenz sieht sie den Möbelriesen nicht, auch andere negative Folgen erwartet sie kaum.

Marina Vergaro aus dem Bistro „Golden“, hofft sogar auf neue Durchgangskundschaft: „Vielleicht verkaufe ich dann den einen oder anderen Cappuccino mehr, wenn die Menschen an unserem Café vorbei fahren.“

Sehen die ortsansässigen Geschäfte eine nahe Möbelfiliale als Konkurrenz an?

Im Gegenteil: Peter Gohr, der einen Blumenladen in der Salmstraße betreibt, hält es für einen Trugschluss, Konkurrenz zu vermeiden, um das eigene Geschäft zu halten: „Mehr Mitbewerber führen zu einer Belebung des Ortes, die auch dem eigenen Geschäft hilft.“ Da Ikea zwar Blumen anbiete, aber keine Fachberatung wie er, sieht er die Filiale nicht als unmittelbare Konkurrenz.

Auch Monika Hersel, die ein Geschäft für Eisenwaren, Teppiche und Textilien in Poll betreibt, sieht keine Nachteile für ihren Laden. Obwohl Ikea teilweise die gleiche Produktsparte bediene, könne sie mit Dienstleistung punkten.

Marion Bäz, die einen Zoohandel betreut, begrüßt gar jede Aufwertung ihres Stadtteils. „Es gibt zu viele Orte in Poll, an denen Geschäfte eingehen, deswegen ist es wichtig, neue anzuwerben“, stellt sie fest. Nur eine Einzelhandelsmitarbeiterin, die nicht namentlich genannt werden möchte, befürchtet ernsthafte Umsatzverluste durch das Einrichtungshaus.

Insgesamt ist die Stimmung in Poll mit Blick auf die mögliche Ikea-Filiale derzeit eher freudig. Sollte eine zufriedenstellende Lösung bezüglich des Verkehrsaufkommens gefunden werden, schwinden bei Anwohnern wie Einzelhändlern und Gastronomen die Bedenken. Die Angst vor einer gravierenden Schädigung des Ortskerns teilen die Poller nicht. Viele können es statt dessen kaum erwarten, den Möbelriesen auch fußläufig erreichen zu können.

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