PfarrerEin geistlicher Karnevalsjeck

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Seit 1992 geht Pfarrer Johannes Mahlberg in die Bütt

Seit 1992 geht Pfarrer Johannes Mahlberg in die Bütt

Wahn – In der Kirche tritt er in seinem liturgischen Gewand vor die Gemeinde, doch auf der Pfarrsitzung schlüpft er in ein Kostüm. Pfarrer Johannes Mahlberg geht seit 1992 in die Bütt von St. Aegidius und unterhält die Gemeindemitglieder sowohl mit seinem närrischen Outfit, als auch mit einer originellen Rede.

„Als Pfarrer habe ich es auf der Sitzung natürlich leichter als die anderen auftretenden Künstler, weil mich alle kennen und die Gemeindemitglieder sich allein schon über die Tatsache amüsieren, dass ich im Kostüm komme“, schildert der 55-Jährige, der die katholische Gemeinde in Wahn seit 1991 leitet. Zudem sei er gewohnt, vor Publikum zu reden. „Es macht einfach Spaß, sich in eine Rolle zu begeben und Blödsinn zu machen.“

Rollen hat er in den vergangenen 21 Jahren schon viele gespielt. „Als die Orgel von St. Aegidius restauriert wurde, traten das Pastoralteam und ich als Orgelpfeifen auf, und als Ford-Mitarbeiter in blauen Overalls parodierten wir den Werkstattservice“, erzählt Mahlberg. Auch selbstironische Seitenhiebe auf das „interaktive Pastoralbüro“ und dessen ewig lange Warteschleife standen bereits auf dem Programm.

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Die St. Aegidius-Pfarrsitzung findet am Samstag, 26. Januar, ab 18 Uhr im Pfarrheim Aegidium (Heidestraße 14) statt. Die Kölsche Messe beginnt am Sonntag, 3. Februar, um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Aegidius (Frankfurter Straße). Anschließend folgt ein karnevalistischer Frühschoppen im Aegidium. Der Eintritt kostet 11 Euro. Weitere Informationen gibt es im Pfarrbüro unter der Nummer 02203/64153. (nc)

Pfarrer als Karnevalist

Besonders viele Lacher erhielt er für einen Auftritt als „Kirchen-Flugbegleiter“, der den Besuchern verschiedene Sicherheitsregeln erklärte. „Unter anderem zeigte ich ihnen, wie sie im Falle eines höheren Weihrauchaufkommens die von oben herabfallenden Masken richtig aufsetzen“, erinnert sich Mahlberg, der bei den Blau-Wiesse Funke Wahn auch als Regimentspfarrer fungiert. „Diese Nummer war ein Hit – wenn die Idee gut und die Rede halbwegs brauchbar ist, hat man beim Publikum schon gewonnen.“ Auch für die kommende Sitzung im Pfarrheim „Aegidium“ habe er sich etwas Besonderes einfallen lassen, doch Einzelheiten bleiben streng geheim. „Geplant ist ein Remake“, ist alles, was er preisgibt.

Nicht nur Mahlbergs Auftritte auf den Pfarrsitzungen sind beliebt. Gut besucht ist auch die „Kölsche Mess“, die jedes Jahr am Sonntag vor Weiberfastnacht in der Kirche St. Aegidius stattfindet. „Die Idee, eine Messe komplett auf Kölsch zu halten, entstand vor mehr als 20 Jahren“, berichtet Mahlberg. „Aber damals hätte ich nie geahnt, wie positiv die Gemeindemitglieder die Veranstaltung annehmen würden.“ Da die Begeisterung bis heute ungebrochen ist, lädt er weiterhin jedes Jahr zu einer solchen Messe ein und setzt, wenn es die Situation verlangt, auch schon mal eine rote Pappnase auf – zum Beispiel als das Porzer Karnevalsmotto 2012 „Jedem Jeck sing Pappnas“ hieß. „Öfters kann die Kölsche Messe leider nicht mehr stattfinden, weil es schon sehr zeitaufwendig ist, die Texte vorzubereiten“, so Mahlberg. „Die Messe soll aber nicht nur aus Klamauk bestehen, sondern auch aktuelle Themen aufgreifen.“ „Das Schöne an der kölschen Sprache: Man kann etwas sagen, was man sich im Hochdeutschen nie trauen würde“, sagt Mahlberg mit einem Lachen. Ein Beispiel nehme er sich am Krätzjer-Erzähler Charly Plückthun, den er für dessen Einfallsreichtum und Arbeitsaufwand bewundert. „Er schafft es, seine Botschaften wunderbar in Reimform zu verstecken.“

Liebe zum Karneval

In der Pfarrsitzung im Aegidium, auf deren Bühne neben Plückthun auch schon Guido Cantz stand, gefalle Pfarrer Mahlberg besonders die familiäre Atmosphäre. „Es ist immer wieder toll, wenn Leute, von denen man es nicht erwartet, sich in eine Rolle begeben und dabei unglaublich kreativ sind“, schwärmt Mahlberg. „Die Scherze gehen auch nie unter die Gürtellinie.“ So können an diesen Sitzungen auch Kinder und Jugendliche ohne Bedenken teilnehmen, meint Mahlberg und weist auf eine weitere Besonderheit der Pfarrsitzung hin: „Wir verzichten zudem auf teure Orden, stattdessen wird eine Wurst verliehen – wie beim Hänneschen Theater.“

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