Stadtteil-TippsAcht Dinge, die Sie in Poll gesehen haben sollten

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Die Poller Wiesen im Herbst.

Köln/Poll – Sie gehören offiziell zu Porz, die Poller, doch nicht wenige von ihnen fühlen sich der Kölner Innenstadt näher. Vor allem aber sehen sich die Menschen im Veedel gern als die Bewohner eines eigenständigen Städtchens – als Poller eben. Es ist jedenfalls ein attraktiver Stadtteil. Die Kölner kommen gern dorthin, etwa, um auf den weitläufigen Poller Wiesen bei Herbstwind am Rheinufer einen Drachen steigen zu lassen. Aber auch einfach zum Joggen, oder um den Hund spazieren zu führen.

Poll hat eine lange Geschichte. Obwohl erst 1003 nach Christus urkundlich erwähnt, deuten Funde auf eine Besiedlung bereits in der Jugendsteinzeit (4000 bis 2000 v. Chr.) hin. Jahrhundertelang war das Bauern- und Fischerdorf  wichtiger Lieferant für Milch und Fisch. Die fruchtbaren Böden des Rheinufers boten gute Bedingungen für Viehzucht und Ackerbau.

Dörflicher Charme ist geblieben

Im Jahr 1888 wurde Poll von Köln zur Stadterweiterung  eingemeindet. Seit 1975 gehört es zum Stadtbezirk Porz. Die meisten Bauernhöfe sind verschwunden, die berufsmäßige Fischerei ist schon 1938 eingestellt worden.

Doch der Stadtteil hat sich zu einem guten Teil den dörflichen Charme erhalten. Dass Poll sich schöne Ecken  bewahrt und einen hohen Erholungswert hat, darauf sind die Einwohner stolz. Doch die Poller können teilen – und heißen Kölner und Porzer von nebenan in ihrer grünen Oase willkommen.

Das Geheimnis der Poller Wiesen

Poller Wiesen

Die Südbrücke ist für viele Poller ein schneller Weg, zu Fuß oder mit dem Rad von Poll zur Südstadt zu gelangen.

Die Südbrücke ist für viele Poller ein  schneller Weg, zu Fuß oder mit dem Rad von Poll zur Südstadt zu gelangen. Ab 1906 als zweigleisige Eisenbahnbrücke errichtet und seit 1910 für den Verkehr freigegeben, ist sie auch heute noch ein Knotenpunkt des Güterverkehrs. Eine Besonderheit ist dabei, dass die Torbauten in Naturstein erhalten sind und sich die Südbrücke so von den anderen erhaltenen Großbrücken ihrer Zeit absetzt. Was viele wohl kaum ahnen: Die Poller Wiesen gehören seit der Eingemeindung nach Köln 1888 offiziell zu Deutz und nicht zu Poll.

Durch die alljährliche Überschwemmung durch den Rhein wurden die Wiesen gedüngt, sodass sie von den Bauern für Ackerbau und Viehzucht genutzt wurden. 1888 begann die Stadt damit, die Uferlandschaft auf beiden Seiten des Rheins umzubauen. Dabei wurden auch die Wiesen auf das heutige Höhenniveau eingeebnet und ein Hochwasserschutzdamm – entlang der heutigen Alfred-Schütte-Allee – fertig gestellt. Einige Zeit später entstanden die heute noch gern benutzten Sportanlagen auf den Wiesen. Sie sind  ein beliebtes Ausflugs- und Erholungsziel, beherbergen zahlreiche Sportstätten und dienen als Austragungsort von Veranstaltungen.

Ein Denkmal für die Milchmädchen

Milchmädchen

Im 18. Jahrhundert gehörten Milchmädchen zum Poller Alltag.

Im 18. Jahrhundert gehörten Milchmädchen zum Poller Alltag. Im Bauerndorf setzten Poller Frauen mit Booten über den Rhein nach Köln, um ihre Milch zu verkaufen.  An diese Zeit erinnert das Milchmädchen-Denkmal am Efeuplatz. Die Skulptur – zu der auch ein Esel gehört, mit dem die Milch transportiert wurde – entstand um 1922 und ist von einem kleinen Park umgeben. Das Denkmal ist auch Namensgeber für die „Milchmädchensiedlung“, die in den 1920er Jahren dort gebaut wurde. Sie wurde mit anderthalbgeschossigen Einfamilienhäusern, mit Torbögen und Gauben und mit Ziergiebeln gebaut. Noch heute lässt sich so der  dörfliche Charakter erkennen.

Schöne Schule

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Die Volksschule wurde 1898 erbaut.

1898 erbaut, liegt der nördliche Flügel der ehemaligen Volksschule in Poll an der Poller Hauptstraße 65. Unterrichtet wird hier jedoch schon lange nicht mehr. Stattdessen wird die „Ahl Schull“, wie das   altehrwürdig schöne Gebäude  genannt wird, seit Anfang der 90er Jahre als Bürgerzentrum und Veranstaltungsort genutzt. Auch die Offene Tür Poll hat sich hier eingefunden, und so bietet die alte Schule einen Treffpunkt für alle Poller.

Camping mit Rheinblick

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Unter Campingfreunden gilt der gut 60 Jahre alte Campingplatz unweit der Poller Wiesen als Geheimtipp.

Nicht nur die Poller wissen, was sie an ihrem Wohnort haben, auch zahlreiche Touristen aus dem In- und Ausland nutzen den Ort als Ausgangspunkt für ihren Städtetrip nach Köln. Unter Campingfreunden gilt der gut 60 Jahre alte Campingplatz unweit der Poller Wiesen als Geheimtipp. Besonders im Sommer ist er gut besucht.

Der attraktive Rheinblick vom Zelt oder Wohnwagenfenster aus ist dabei natürlich inklusive. Das  Areal  ist zudem sehr ruhig gelegen, aber dennoch in angenehmer  Nähe zur Kölner Innenstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten.

Der letzte Landwirt

Heinz-Georg Kleinschmidt

Heinz-Georg Kleinschmidt betreibt den letzten Bauernhof in Poll.

Nur noch ein Landwirt ist im ehemaligen Bauerndorf übriggeblieben: In der 3. Generation bewirtschaftet Heinz-Georg Kleinschmidt nun schon den 1833 erbauten Bauernhof auf dem Sandberg. Seit sein Großvater den Hof 1905 kaufte, lebt die Familie von der Landwirtschaft. Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn erledigt er alle Arbeiten auf dem Hof alleine.

Als Haupterwerbsbetrieb mästet er Schweine, hält Legehennen und baut eine große Vielfalt an Gemüse ein, die im eigenen Hofladen und auf dem Wochenmarkt in Humboldt verkauft werden. Darunter sind je nach Saison Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und Lauchgemüse, die täglich frisch geerntet werden. Nichts wird bei ihm hinzu gekauft – selbst das Futter für die Tiere baut er selbst an. Sein Hofladen ist samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet.

Einladung zur Zeitreise

Denkmal

Der alte  Friedhof am Poller Damm bietet eine kleine Zeitreise in die  Geschichte.

Der alte Friedhof am Poller Damm bietet eine kleine Zeitreise in die  Geschichte. An diesem Ort errichtet, damit die Gräber der Poller vor Überflutungen geschützt waren, erfolgte 1868 die erste Beerdigung. Insgesamt gab es auf dem Friedhof 2100 Gräber. Nachdem jedoch ein großer gemeinsamer Friedhof der Viertel Deutz, Poll und Gremberg am Rolshover Kirchweg errichtet wurde, wurde er im Jahre 1913 geschlossen und 1977 entwidmet.

Seitdem stehen die verbliebenen, aus dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert erhaltenen Gräber, auf der Denkmalliste der Stadt Köln. Zahlreiche Erklärungstafeln erläutern den Pollern, um wen es sich bei den Verstorbenen handelt. Dort sind kurze Viten und die Bedeutung der Verstorbenen für den Stadtteil nachzulesen. Oftmals handelt es sich um ehemalige Pfarrer Polls. Die Anlage erinnert heute an einen kleinen Park. Die Gräber sind von alten, skurril gewachsenen Bäumen umgeben, und Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Auf dem Gelände des alten Poller Friedhofs findet sich auch ein Kriegerdenkmal der in den beiden Weltkriegen gefallenen Poller.

Von Poll in die weite Welt

Schütte Weite Welt

Das Schüttewerk prägt schon seit mehr als 125 Jahren das Bild Polls.

Das Schüttewerk prägt  schon seit mehr als  125 Jahren das Bild Polls. Nachdem das Unternehmen 1880 zuerst als reines Handelsunternehmen gegründet wurde, entstand bald die Idee auch selbst Maschinen herzustellen.

1910 wurde so der Grundstein für ein eigenes Werk an den Rheinwiesen gelegt. Bis heute machen Mehrspindel-Drehautomaten das Hauptgeschäft des Unternehmens aus. Damit ist Schütte weltweit einer der führenden Werkzeugmaschinenhersteller.

Es lebe der Maifisch

Als in Poll noch Fischerei betrieben wurde und der Rhein noch reich an  Fischarten war, wurde der Poller Maifisch von den Kölnern besonders geschätzt. Der Maifisch oder auch Alse ist eine Heringsart, die bis zu 70 Zentimeter groß und bis vier Kilogramm schwer werden kann.

Im Frühjahr wandert er zum Laichen den Rhein hinauf. Nach 1890 verschwand er  aus den Flüssen Deutschlands, wegen Überfischung und Wasserverschmutzung der Flüsse. Zudem hinderten Staustufen die Fische an ihrer Wanderung stromaufwärts.

Im Jahr 2007 wurde ein Wiederansiedlungsprojekt der Europäischen Union im Rheinsystem gestartet. Hier engagierten sich auch viele Poller, die mit der ersten europäischen Infotafel zum EU-Maifischprojekt an der Maifischgasse geehrt wurden.

Welchen Ort in Poll finden Sie ganz und gar einmalig? Schicken Sie uns bitte Ihre Tipps mit einer persönlichen Begründung zu. Ihre Post können Sie an folgende Adresse senden: Kölner Stadt-Anzeiger, Lokalredaktion, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln. Natürlich ist es ebenfalls möglich, der Stadtteil-Redaktion eine E-Mail zukommen zu lassen.

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