Proteste in KölnAuch die Aachener Straße kämpft mit hohen Stickstoffdioxid-Werten

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Schilder der Stadtteile mit schlechter Luft wurden bei der Aktion präsentiert.

Schilder der Stadtteile mit schlechter Luft wurden bei der Aktion präsentiert.

Köln-Weiden – Im Kölner Westen herrscht dicke Luft, und das nicht erst seit seit gestern. An der Aachener Straße, vor dem Einkaufszentrum Weiden, ist an einem Mast eine relativ unscheinbare weiße Dose angebracht, die hier regelmäßig den Stickstoffdioxidwert misst  regelmäßig einen der höchsten in ganz Köln.

Seit elf Jahren liegt der Wert im Schnitt bei 53 Mikrogramm pro Kubikmeter, der nach der EU-Richtlinie zulässige Höchstwert liegt bei 40. Spitzenwerte erreichen in Weiden sogar 122 Mikrogramm - in Köln nur noch übertroffen von den Werten am Clevischen Ring in Mülheim, wo manchmal auch Werte von 192 Mikrogramm gemessen werden.

Gerade erst wurde durch den Dieselskandal vielen Menschen ein Grund dafür bewusst, dass die Schadstoffwerte in den Städten nicht sinken: Die Automobilindustrie hat durch Mogelsoftware den wahren Schadstoffausstoß der Dieselfahrzeuge verheimlicht.

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Vermehrt Demonstrationen in Köln

Seit „Dieselgate“ finden vermehrt Demonstrationen für saubere Luft in den vom Autoverkehr belasteten Städten statt. Wegen der besonders hohen Stickstoffdioxidwerte am Weidener Einkaufszentrum weisen die Politiker im Kölner Westen mit besonderem Nachdruck auf das Problem hin. So waren nun die Kölner Grünen in Weiden unterwegs, mit einem Atemschutz vor dem Mund und einer klaren Botschaft: „Hersteller verpflichten, Grenzwerte endlich einhalten!" - prangte es auf einem riesigen Banner, das sie von der Fußgängerbrücke vor dem Einkaufszentrum herabließen.

Davor positionierten sich Parteimitglieder mit Schildern von allen Stadtteilen in der Hand, wo die gemessenen Stickstoffwerte den zulässigen Wert überschreiten. Der grüne Bundestagsabgeordnete Oliver Grischer war vor Ort und betonte die Konsequenzen der Luftverschmutzung: „10.000 Menschen sterben im Jahr an den gesundheitlichen Schäden, die durch die dreckige Luft verursacht werden. Das sind dreimal so viele wie Unfalltote."

„Ein soziales Problem"

Insbesondere Menschen, die an großen Straßen wohnen und Kinder seien davon betroffen. Was das konkret für das Stadtviertel Weiden bedeutet, schilderte Sven Lehmann, Bundestagskandidat der Grünen: „Die hohen Messwerte hier an der Aachener Straße in Weiden bedeuten auch ein soziales Problem. Besonders von der Luftverschmutzung betroffen sind die Menschen, die in günstigen Wohnungen direkt an den großen Straßen leben."

Lehmann formulierte drei Forderungen: Die Bundesregierung müsse die Autoindustrie zwingen, die Dieselfahrzeuge nachzurüsten. Bus, Bahn und Radverkehr müssten in Köln attraktiver werden. Zudem müssten Grünflächen wie der Äußere Grüngürtel unangetastet bleiben.

Höchstgeschwindigkeit drosseln

Einige Weidener waren zur Aktion der Grünen gekommen und konnten eigene Ideen besteuern: „Es würde schon einen großen Unterschied machen, wenn die hier zulässige Höchstgeschwindigkeit 30 Stundenkilometer wäre", meinte Bernd Lange.

Die Vorsitzende der ürgerinteressengemeinschaft Weiden, Elisabeth Maria Spiegel, wies auf einen Grund für die besonders schlechten Messwerte am Einkaufszentrum hin: „Hier gibt es eine Stelle, an dem die Busse Pause machen, dann fahren sie ein paar Meter vor bis zur Haltestelle, fahren los, halten an der Ampel, machen einen U-Turn und halten an der anderen Seite noch einmal."

Zudem gebe es dann noch eine Ampel, die völlig überflüssig ist. Das sei viel zu viel Gekurve und führe zu Unmengen an Abgasen. In den Gasen warteten dann die Fußgänger an einer Ampel, die stets viel zu lange auf „Rot" stehe.

Dieses Problems sind sich auch Bezirkspolitiker anderer Parteien bewusst: „Am Einkaufszentrum verkehren viel zu viele Busse auf eine unnötige Weise", sagte Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „Man muss auf jeden Fall stärker auf E-Busse umrüsten und dann auch Umweltplaketten einführen, so dass man die größten Dreckschleudern aus dem Verkehr ziehen kann."

Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker (CDU) sieht ebenfalls in der E-Mobilität eine Möglichkeit, das Problem zu lindern: „Die KVB muss möglichst schnell viel mehr Elektrobusse einsetzen", sagte sie. Man müsse dringend den öffentlichen Nahverkehr ausbauen.

Und dann gelte es, an den Einzelnen zu appellieren, wenn es möglich ist, doch bitte das Auto zu Hause zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad umzusteigen. "Es ist doch wirklich kein Vergnügen mehr, hier in Köln mit dem Auto unterwegs zu sein", so die Bezirksbürgermeisterin.

Demo für saubere Luft

Am Samstag, 16. September, 16, Uhr, startet unter dem Titel "Saubere Luft für Köln" eine Demonstration am Rudolfplatz. Kölner Bürger, Initiativen und Vereinigungen wollen auf die bedrohliche Situation durch die gesundheitsschädigenden Abgase hinweisen. Die Abschlusskundgebung findet um 18 Uhr am Chlodwigplatz statt. 

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