Prozessbeginn am Landgericht KölnGegen eigenen Willen die Sonderschule besucht

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Sonderschüler Nedad

Der 20-jährige Nenad M. im Kölner Landgericht

Köln – Am Dienstag beginnt vor dem Landgericht Köln der Schadenersatz-Prozess von Nenad Mihailovic gegen das Land NRW. Der junge Mann, der heute auf dem Weg zum Realschulabschluss ist, hat mehr als 10 Jahre lang bis kurz vor seinem 18. Geburtstag die Sonderschule „Geistige Entwicklung“ besucht – gegen seinen Willen.

Nenad wurde nach einem einmaligen Test in einer bayerischen Grundschule zu Unrecht als geistig behindert eingestuft – und kam bis kurz vor seiner Volljährigkeit nicht mehr aus dieser Schublade heraus.

Nach der Rückkehr in Nenads Geburtsstadt Köln im Jahr 2008 schrieb die Förderschule für geistige Entwicklung in Poll den Förderbedarf, so der Vorwurf, ohne Überprüfung immer weiter fort – ohne zu sehen oder sehen zu wollen, dass der Junge hier falsch war, und den Zustand zu beenden. 

Immer wieder aufs Neue eine geistige Behinderung bescheinigt

Obwohl Nenad schon früh begann, seine Lehrer um einen Wechsel auf eine andere Schule zu bitten, bescheinigte auch die Kölner Sonderschule jedes Jahr wieder, Nenad habe eine geistige Behinderung und müsse auf der Sonderschule bleiben. 

Damit haben die zuständigen Sonderpädagogen, die Sonderschule und letztlich auch die Schulaufsicht fortgesetzt gegen nordrhein-westfälisches Schulrecht verstoßen, wirft die Initiative „Mittendrin“, die für eine inklusive Gesellschaft wirbt, den Zuständigen vor.

Sackgasse Sonderschule?

Der Verein behaupte, dass eine Beschulung an Sonderschulen für falsch diagnostizierte Kinder zur Bildungsfalle werden könne.

Eva-Maria Thoms, Vorsitzende des Kölner Elternvereins „Mittendrin“, zitiert Eltern zum Thema Betreuung an Sonder- beziehungsweise Förderschulen: „Genau wie Nenad werden auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung in diesen Schulen allzu oft zu stark behütet. Es fehlt diesem Schonraum das Stück „Normalität“, das Kinder miteinander und auch aneinander wachsen lässt.“

Genau das sei der Grund, warum die Initiative den Abbau von Sonderschulen und die Entwicklung eines inklusiven Schulsystems für alle Kinder und Jugendlichen fordert. (aga, kaz)

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