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RaupenplageKöln kämpft gegen den Eichen-Prozessionsspinner

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Mit einem Spezialstaubsauger werden die Nester entfernt, hier im Friedenswald.

Mit einem Spezialstaubsauger werden die Nester entfernt, hier im Friedenswald.

Köln – Irgendwie bedrohlich wirkte die Szenerie im Friedenswald beim Forstbotanischen Garten, als sich die Mitarbeiter einer Baumpflegefirma mit Atemmaske und im Ganzkörperschutzanzug ans Werk machten – sie saugten Nester des Eichenprozessionsspinners ein, mit einem Spezialstaubsauger, der auch für die Aufnahme von Asbeststaub geeignet ist.

An fünf Eichen hatten sie die Nestgespinste entdeckt und entfernt. „Eines befand sich an einer Eiche direkt beim Spielplatz“, sagte Ulrich Henke vom Grünflächenamt, der im Forstbotanischen Garten die Oberaufsicht ist. Auch neben den Bauwägen des Waldkindergartens war eine große Eiche befallen, zwei weitere im kleinen Wäldchen nebenan. Direkt auf dem Parkplatz hatten sich ebenfalls Eichenprozessionsspinner-Raupen auf einer Eiche eingenistet.

Aufmerksame Bürger bemerkten den Raupenbefall

Vor kurzem hatten aufmerksame Bürger den bedrohlichen Raupenbefall mehrerer Eichen entdeckt und gemeldet; im Friedenswald und in der Nähe des Fort VI beim Decksteiner Weiher in Lindenthal wurden sie bislang gesichtet. Das Grünflächenamt hat inzwischen zwölf Nester entfernen lassen. „Ich bin gespannt, wie viele neue Fälle noch dazu kommen“, sagte Kölns Revierförster Michael Hundt, der die Saugaktion begleitete.

Wie Zuckerwatte sehen die Gespinstnester aus, in denen die Raupen des Eichenprozessionsspinners „wohnen“. Nur auf europäischen Eichen leben diese Larven des unscheinbaren Nachtfalters, der selbst harmlos ist. Aber die Raupen, die sich aus den abgelegten Eiern des Falters entwickeln und dabei mehrmals häuten, können äußerst unangenehm werden. Zum Schutz vor Feinden tragen sie „Brennhaare“, die ein Eiweißgift enthalten.

Bei Hautkontakt drohen Reizungen und Hautexzeme

Wer mit den Raupen in Hautkontakt kommt, muss mit Reizungen und Hautexzemen rechnen. „Auch das Einatmen der kleinen Härchen ist nicht lustig“, sagte Förster Michael Hundt. Allergische Reaktionen können Schwindel, Fieber und Müdigkeit sein oder den Symptomen einer Bronchitis ähneln.

Die Gefährdung halte sich freilich in Grenzen, wenn nicht in den Nestern „herumgestochert“ werde, betonte Johannes Stuffrein, der beim Grünflächenamt für die Straßenbäume zuständig ist. „Niemals anfassen“, sagte er. Das gelte auch, wenn die Raupen von den Bäumen herabklettern und in einer „Prozession“ unterwegs sind. Ende Juni beginnt meist das große Krabbeln, wenn sich die Larven verpuppen. Dann sind die Nester leer, aber die Gifthärchen bleiben noch jahrelang in den Gespinsten hängen.

In jüngster Zeit tritt der Eichenprozessionsspinner vermehrt auch in Nordrhein-Westfalen in den Städten auf. Das habe mit den höheren Temperaturen zu tun, sagte Johannes Stuffrein. Denn der Spinner liebe die Wärme. In Süddeutschland trete der Eichenprozessionsspinner schon seit langer Zeit gehäuft auf. Dort würden die Larven zum Teil mit Bioziden bekämpft. Inzwischen würden sich diese Motten immer weiter nach Norden ausbreiten.

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