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Razzien in Sürth und PorzItalienische Mafia nutzt Köln als Rückzugsort

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Bluttat_in_Duisburg_dpa

Archivfoto einer Razzia gegen die italienische Mafia in Kalk.

Köln – Längst ist die Cosa Nostra, der vielleicht bekannteste Zweig der italienischen Mafia, nicht mehr nur auf ihren Ursprungsort Sizilien beschränkt. Die Verbrecherorganisation ist heute weltweit aktiv, auch in Köln hat sie seit ungefähr 25 Jahren ihre Statthalter. „Die Stadt ist Rückzugs- und Ruheraum, aber auch Aktionsraum“, bestätigt ein Ermittler.

Seit 1987 zählt die Polizei in Köln sechs Morde mit Mafia-Hintergrund. Hinzu kommen ungefähr 20 große Verfahren wegen Kokainschmuggels, Schwarzarbeit auf Baustellen, Geldfälschung, Autoverschiebung und Schutzgelderpressung.

Bei der Kölner Kripo steuert eine Sondereinheit dagegen, deren Beamte vor allem in Steuerrecht und Buchhaltung fortgebildet sind – denn die Cosa Nostra verdient ihre Millionen in Deutschland vor allem durch Steuerhinterziehung und Unterschlagung von Sozialleistungen im Baugewerbe. Daneben spielen aber auch Drogenhandel und Geldfälschung eine Rolle.

„Schlaraffenland“ für die Mafia

Dass in Köln ausgerechnet die Cosa Nostra aktiv ist, hat historische Gründe: Die meisten Gastarbeiter, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Köln kamen und sich vor allem in Kalk und Ehrenfeld niederließen, stammten aus Sizilien.

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Das Klischee vom korrupten Pizzabäcker allerdings sei inzwischen so alt wie falsch – darin sind sich Ermittler und Mafia-Experten einig. „Die Drahtzieher heute sind intelligente Manager, Akademiker, die mehrere Sprachen sprechen und bestens vernetzt sind“, sagte Roberto Scarpinato unlängst im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unterschiedliche Gesetzeslage in Italien und Deutschland

Scarpinato ist leitender Oberstaatsanwalt in Palermo. In seiner Heimat gilt er als oberster Mafiajäger. Deutschland bezeichnete Scarpinato einmal als „Schlaraffenland“ für die Mafia. Grund sei die unterschiedliche Gesetzeslage in beiden Ländern. In Italien sind Lauschangriff und systematische Telefonüberwachung erlaubt, außerdem gibt es das Prinzip der Beweislastumkehr: Sobald der Verdacht besteht, dass es sich um eine mafiöse Vereinigung handelt, vergleichen die Ermittler das Vermögen mit dem Einkommen.

Scarpinato: „Wenn in Italien jemand mit 200.000 Euro eine Pizzeria aufmacht, aber nur 10.000 Euro pro Jahr umsetzt, kann die Staatsanwaltschaft ihn auffordern zu beweisen, woher sein Kapital kommt. Kann er das nicht, kann der Staatsanwalt die Pizzeria beschlagnahmen.“ In Deutschland müssen Ermittler beweisen, dass das Geld aus Straftaten stammt.

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