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Replik soll umziehenDie Kreuzblume am Kölner Dom scheidet die Geister

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Symbolbild

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Köln – Für die einen ist sie ein beliebtes Fotomotiv, für die anderen einfach nur ein hässliches Provisorium, das schnellstmöglich entfernt gehört: Seit 35 Jahren scheidet die Kreuzblume auf dem Kardinal-Höffner-Platz Geister und Geschmäcker. Ein Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt sieht vor, dass das Betongebilde bis zum Jahresende abgebaut wird und an einen anderen Ort umzieht. Erneut angefacht wird die Debatte derzeit von der CDU-Fraktion, die als Alternativstandort den Platz an der Ecke von Mariengartenstraße und Burgmauer fordert. Wir liefern die wichtigsten Antworten rund um den Konflikt.

Kunstexperten, die 2012 im Rahmen des Urbanen Kongresses tagten, stufen sie als Objekt minderer Qualität ein. Sie behindere die Sichtachse zum Hauptportal des Doms und dominiere das eigentliche Kunstwerk des Kardinal-Höffner-Platzes, den Taubenbrunnen von Ewald Mataré. In der BV Innenstadt fand sich im Dezember 2014 eine Mehrheit aus Grünen, Die Linke, Deine Freunde und Piraten für den Abbruch.

Die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und der Stadtdechant Monsignore Robert Klein befürworten den Abbau. Letzterer beschwerte sich jetzt im „Express“ über die „städtebauliche Hässlichkeit“ des Knotenpunktes. Der Geistliche spricht von „Chaos und Gemurkse“. Er selbst habe noch vor keiner Kirche der Welt eine billige Kopie ihrer Turmspitze gesehen.

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Ja, die gibt es. Das prominenteste Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der Umzug des Willy-Millowitsch-Denkmals im Jahr 2013 vom Eisenmarkt an die Apostelnstraße.

Ursprünglich handelte es sich bei der Kreuzblume um eine maßstabgetreue Nachbildung der Südspitze aus Kunststoff, die 1980 anlässlich einer Ausstellung zum 100. Jahrestag der Fertigstellung der Kathedrale auf den Kardinal-Höffner-Platz gesetzt wurde.

Als das Sturmtief Wiebke die acht Meter hohe Kreuzblume am Rosenmontag des Jahres 1990 umblies und beschädigte, ließ das Verkehrsamt der Stadt eine neue Replik aus Beton anfertigen. (mbo)

Eine erste Auswertung hat aus ihrer Sicht keine geeignete Alternative ergeben. Ein möglicher Standort auf der Domplatte oberhalb der Tiefgarage kann aus statischen Gründen und wegen der Überschneidung mit dem römischen Stadttor nicht genutzt werden. Ein Verbleib in Domnähe gilt aus Sicht der Stadt als Eigentümerin jedoch als unverzichtbar.

Die Partei hegt mit einem Umzug der Kreuzblume an die Burgmauer die Hoffnung, dass der derzeit stark verschmutzte Platz wieder stärker in die Öffentlichkeit gerückt und so ein städtischer Angstraum beseitigt wird. „Der weite Blick von hier auf die beiden Domtürme lässt die Maßstäblichkeit der Kreuzblume deutlich werden und begründet damit ihre Daseinsberechtigung“, sagt Günter Leitner, stellvertretender Bezirksbürgermeister. Zudem lasse sich an dieser Stelle auch die römische Stadtmauer, hier der Lysolfsturm, gut in Stadtführungen einbauen.

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