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"Zum Treppchen" in RodenkirchenBauaufsicht stoppte Wiederaufbau - Wirt geht

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Das Gasthaus zählte zu den beliebtesten in Rodenkirchen.

Das Gasthaus zählte zu den beliebtesten in Rodenkirchen.

Rodenkirchen – Fast ein Jahr ist es her, als ein Feuer auf der Terrasse des Traditionsgasthauses „Zum Treppchen“ ausgebrochen war. Schuld war ein technischer Defekt, wie die polizeilichen Ermittlungen seinerzeit ergaben. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen, und das benachbarte Haupthaus aus dem Jahr 1856 blieb verschont. Aber die Schäden an den beiden „Sommerhäuschen“ auf der Terrasse an der Kirchstraße waren enorm.

Die Ruinen stehen noch nahezu unverändert da, auf der Terrasse liegen vom Regen durchnässte Stühle, selbst zwei Grillstationen fristen ein vergessenes Dasein. Verwahrlost wirkt die Terrasse, die im Sommer noch von Menschen bevölkert war – wenn gleich es sehr nach Notbetrieb aussah.

Der Pächter Günther Schneider hat nun das Handtuch geworfen. Am Wochenende hat er die schwere Holztür „mit Herzschmerz“ abgesperrt, wie er sagt. Das Treppchen ist also fürs erste zu – das renommierte Gasthaus, das so prominent am Rheinufer liegt und sich schon um 1900 einen Namen gemacht hatte als beliebte Schankwirtschaft. Der Mundartdichter Johannes Theodor Kuhlemann (1891 bis 1939) vergnügte sich im Treppchen, später waren es Prominente wie der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel, sogar der spanische König war einmal Gast. Die Fotos an den Wänden der urigen Gaststube erinnern daran.

Ein Nachfolger steht bereits in den Startlöchern

Lange wird das Lokal nicht geschlossen sein. Ein Nachfolger stehe schon in den Startlöchern, erzählt Günther Schneider. Mehr wisse er nicht. Bedeckt gibt sich auch die Fako-M Getränke GmbH mit dem Tochterunternehmen Lütticke und Tschirschnitz, das als Zwischenpächter des Treppchens fungiert und das Bier lieferte. „Dazu können wir noch keine Auskünfte geben“, heißt es bei Fako. Wegen laufender Verhandlungen.

Nach dem Brand begann im Frühjahr der Wiederaufbau ziemlich schnell, aber die Arbeiten wurden von der Bauaufsicht gestoppt. Schneider reichte nach und nach die geforderten Unterlagen ein – es war ein zäher Prozess. Inzwischen sei das Baugenehmigungsverfahren so gut wie abgeschlossen, bestätigt Manfred Amrehn vom Bauaufsichtsamt. Die Schallschutzprognose liege vor. Diese beinhaltet eine Öffnungszeit des Terrassenbetriebs bis 22 Uhr. Schneider hätte sie sich bis 24 Uhr gewünscht. Die Stellplatzfrage für Autos sei geklärt. Die von Schneider beantragte Komplettüberdachung der Biergartenterrasse werde aber nicht genehmigt, so Amrehn.

Der Gastronom ist damit nicht einverstanden. Benachbarte Restaurants hätten doch auch eine Terrasseneinhausung. „Nur bei mir hat die Bauaufsicht genauer hingeschaut als nötig“, glaubt Schneider. Zu viele Steine seien ihm in den Weg gelegt worden – vom Bauamt, von den Nachbarn, vom Eigentümer. Eine Anliegergemeinschaft habe ihm in einem anonymen Brief gewünscht, dass die Baugenehmigung nie erteilt werde, wegen des Lärms. Dabei sei sein Publikum immer gediegen gewesen.

Schneider übernimmt Lokal in der Altstadt

Das Oktoberfest, das er vor Jahren einmal eingeführt hatte, habe er vor vier Jahren aufgegeben, wegen der empfindlichen Nachbarn. „Ich habe schon länger das Gefühl, dass ich hier nicht mehr wirklich erwünscht bin“, sagt der Gastronom, der vor dem Treppchen Chef im Brauhaus „Quetsch“ und davor im Restaurant „Falderhof“ gewesen ist.

Vor 15 Jahren hatte Günther Schneider das Treppchen samt Terrasse übernommen. Ende September hat er beschlossen, dass er weggeht. In der Altstadt habe er ein derzeit leer stehendes Lokal in „Bestlage“ gefunden, wie Schneider sagt. Trotz des Katzenjammers freue er sich schon auf seinen neuen Brauereiausschank. Sieben seiner langjährigen Mitarbeiter nimmt er mit. Eigentümerin des Treppchens ist seit 1970 die Rodenkirchener Familie Dohmen. Sie weist den Vorwurf zurück, dass dem Pächter Steine in den Weg gelegt worden seien. Weitere Auskünfte gibt es nicht.

Stammgäste schätzten vor allem die Gastfreundschaft und den guten Service im Treppchen. Aber es wurde auch Kritik laut. Das sei ein „Schicki-Micki“-Lokal geworden, sagten ehemalige Gäste. Das Personal sei manchmal unfreundlich oder herablassend gewesen, äußerten einige jüngere Besucher. Und die überwiegend älteren Gäste hätten gern „den Jahrmarkt der Eitelkeiten gepflegt“.

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