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Filmfestspiele in BerlinStudent aus Köln zeigt Kurzfilm „Gabi“ bei der Berlinale

Lesezeit 4 Minuten
Die Hauptfigur Gabi (r.) mit ihrer Schwester in einer Filmszene

Die Hauptfigur Gabi (r.) mit ihrer Schwester in einer Filmszene

Köln/Berlin – Der 23-jährige Filmregie-Student aus Sürth, Michael Fetter Nathansky, zeigt bei der bis Sonntag laufenden Berlinale seinen Kurzfilm „Gabi“. Der Streifen läuft im Rahmenprogramm und war der Eröffnungsfilm in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“.

Für den Nachwuchsfilmemacher, der an der Filmuniversität Babelsberg in Potsdam studiert, kam die Teilnahme an der Berlinale überraschend. Auch Tage nach der Weltpremiere hat sich die Aufregung noch nicht gelegt. Am Samstag endete die Berlinale mit einem Publikumstag. Der „Kölner-Stadt Anzeiger“ traf den Studenten zum Interview.

"Ich bin froh, dass viel gelacht wurde"

Herr Fetter Nathansky, wie fühlt man sich, wenn man als 23-Jähriger Debütant bei der Berlinale mittendrin ist?

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Wechselhaft, würde ich sagen. Man ist auf der einen Seite sehr aufgeregt und so gespannt, wie die Leute auf den Film reagieren, wie er rüber kommt. Er wurde ja zum ersten Mal vor großem Publikum gezeigt. Es gibt einige lustige Passagen. Ich war froh, dass tatsächlich viel gelacht wurde. Die Stimmung war super. Andererseits ist man müde, schläft wegen der Anspannung schlecht. Und dann gibt es die Partys bis in den Morgen.

Und wie waren die Partys? Promis gesehen?

Wir haben vor allem am ersten Berlinale-Wochenende bis morgens um fünf Uhr gefeiert, mussten aber wieder früh raus. Richard Gere habe ich nur in einer Live-Übertragung gesehen. Aber ansonsten lernt man viele Leute kennen, mit denen man Kontakte knüpfen kann. Die Atmosphäre hier gefällt mir sehr. Vor allem finde ich es fantastisch, dass man sich als Berlinale-Teilnehmer jeden Film anschauen kann. Das werde ich ausgiebig nutzen, hoffentlich kann ich meine Augen aufhalten.

Wie haben Sie auf die Nachricht reagiert, dass Ihr Film auf der Berlinale läuft?

Zuerst habe ich das gar nicht geglaubt und habe sehr nüchtern reagiert, so nach dem Motto: Ja, alles klar. Nach ein paar Schreckminuten hätte ich am liebsten noch mal angerufen und meine Riesenfreude in Worte gefasst.

Was ist das Besondere an Ihrem Film?

Die Idee, dass man eine Alltagssituation nachinszeniert, ist nicht neu. Aber dass es sich im Film um eine ganz normale Fliesenlegerin handelt, die sich übers Schauspielern selbst näher kommt, ist ein reizvoller Widerspruch. Und Gisa Flake als Gabi hat das so wunderbar gemacht, genauso wie die Kamerafrau Clara Rosenthal und überhaupt das ganze Team.

Hat es lange gedauert, bis das Regiekonzept fertig war?

Die Idee habe ich seit ungefähr eineinhalb Jahren im Kopf. Vor einem Jahr habe ich den Produzenten angesprochen und bin jetzt auf der Berlinale. Ich bin einer, der sein Drehbuch schnell und impulsiv schreibt. Ich hatte auch Glück, dass ich so ein tolles Team gefunden habe. Wir haben rechtzeitig begonnen und haben uns auch nicht übernommen.

Sie haben am Irmgardis-Gymnasium Abitur gemacht. War damals schon klar, dass Filme machen Ihr Ding ist?

Seit ich 14 war, hab ich schon kleine Filme gedreht, bei Schulausflügen und Familienfesten. Dann habe ich bei der Schreibschule von Dieter Bongartz der Kölner SK Stiftung Kultur festgestellt, dass es mir unheimlich viel Spaß macht, Dialoge zu verfassen. Das ist geblieben. Die Idee für einen Film beginnt bei mir mit einem Dialog.

Und wie geht es jetzt weiter?

Ich durfte bei einem Empfang der Filmhochschulen im Rahmen der Berlinale auch noch ein Exposé für einen Langfilm vorstellen. Ich hätte große Lust, diesen Film zu drehen. Aber ich bleibe natürlich auf dem Teppich und werde jetzt nach dem Bachelor mein Masterstudium beginnen.

Wann und wo ist „Gabi“ nach der Berlinale zu sehen?

Bei Filmfestivals bundesweit, im Herbst auch im Fernsehen bei Rbb, also im regionalen Fernsehprogramm des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Gern würde ich den Film auch in Köln zeigen. Ich werde mich fürs nächste Kurzfilmfestival im November bewerben.

Über Michael Fetter Nathansky und den Kurzfilm „Gabi“

Michael Fetter Nathansky wurde 1993 in Köln geboren und ist in Sürth und in Weiß aufgewachsen. Zwischenzeitlich lebte er mit seinen Eltern in Spanien.

Er besuchte das Irmgardis-Gymnasium in Bayenthal und hat die Schule mit dem Abitur abgeschlossen. Seit Oktober 2013 studiert er an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam.

Er drehte mehrer Kurzfilme, so etwa „Kurtsky – Die Eintagsfliege“ in Kooperation mit dem rbb. Der Film wurde beim Leipzig Festival 2014 gezeigt.

Sein Kurzfilm „Gabi“

„Gabi“ ist bei der Berlinale zu sehen. „Gabi“ die bodenständige Fliesenlegerin (Gisa Flake) ist fix und fertig.

Die Arbeit geht in die Knochen, ihr Ehemann (Martin Neuhaus) betrügt sie, ihre Familie stresst sie, genau wie ihr Azubi Marco (Florian Kroop).

Der will sich von seiner Freundin trennen und nervt Gabi mit seinem Frust. Sie probt mit ihm, wie das Schluss machen am besten geht und sie spielen alle möglichen Varianten durch.

Bei diesem „Schauspielern“ entdeckt Gabi, dass die Spiele ihr helfen, gegen ihre eigene innere Leere und die Drei- und Vierfachbelastung in ihrem Leben anzukämpfen. 

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