PorträtDorothea Haß' Blumenhof ist fest verwurzelt in Immendorf

Lesezeit 3 Minuten
Dorothea Haß mit einem ihrer "Werkstücke"

Dorothea Haß mit einem ihrer "Werkstücke"

Köln-Immendorf – Ab und zu zieht es Dorothea Haß in die große weite Welt. Regelmäßig besucht die Immendorfer Floristin befreundete Kollegen in Japan, Russland, Dänemark und in den USA. Zuhause ist sie zwischen den Feldern im Kölner Süden. Sie wohnt und arbeitet im Blumenhof, dem Vierkanthof ihrer Großeltern und Urgroßeltern.

Ihre Kunden berät sie im früheren Kuhstall, ihre Blumen drapiert sie im Innenhof. Seit 25 Jahren führt sie nun eines der wenigen verbliebenen Geschäfte in dem dörflichen Stadtteil - und das feiert sie mit einer großen Jubiläumsausstellung auf ihrem Hof, der mit der Immendorfer und ihrer persönlichen Geschichte eng verbunden ist.

Landwirtschaft bis 1970

Ihr Beruf ist ihre Leidenschaft. Wenn Haß von aufwändigen Blumen-Gestecken spricht, sagt sie "Werkstücke", ihre Arbeit nimmt sie ernst. Ein nach oben rankendes Arrangement verortet sie im Jugendstil. Die Ausstellungsstücke für die Feier sollen sich in den Garten hinter den früheren Wirtschaftsgebäuden einpassen, mit den Pflanzen der Umgebung harmonieren. "Das ist meine beste Werbung", sagt sie.

Arztpraxen, Kanzleien, Friseure in der ganzen Stadt zählen zu ihren Kunden. Dass sie ausgerechnet in Immendorf Blumen verkauft, liegt am Gebäude - vermutlich aus dem frühen 19 Jahrhundert -, das seit langem im Familienbesitz ist. 1970 geben ihre Großeltern die Landwirtschaft auf. Es folgen verschiedene Mieter, eine Glaserei etwa, später eine Wohngemeinschaft. Der Kölner Spielezirkus nahm hier seinen Anfang.

Die Familie bleibt im Wohnhaus, das zur Immendorfer Hauptstraße liegt. Nach ihrer Ausbildung, Gesellenjahren in der Schweiz und der Meisterprüfung steht in den Räumen mal wieder ein Mieterwechsel an.

Haß engagiert sich, war früher Messdienerin

Haß nutzt die Gelegenheit und eröffnet ihr Geschäft. Ihre Mutter lebt im später errichteten Wohnhaus weiter hinten auf dem Grundstück. Einen Umzug kann sie sich nicht vorstellen. Sie ist fest in Immendorf verwurzelt. Sie engagiert sich in der nahen Kirchengemeinde für Flüchtlinge, war Messdienerin, in der Jugendgruppe und im Chor.

Sie schätzt die vertrauten Nachbarn. Dass der Ort sich verändert hat, ist ihr nicht entgangen. "Viele ziehen hierher, weil es stadtnah liegt", sagt sie, wenngleich der Bus abends nicht mehr fährt, die Kneipen geschlossen sind und das Restaurant Bitzer Hof den Betrieb eingestellt hat. Haß reicht das verbliebene Dorfleben vollauf.

Der Turnverein sei rege, die Tennishalle samt Restaurant gut besucht, es gibt immer noch einen Friseur - und das Büdchen gegenüber ihres Hofs dient als Kommunikationszentrale des Ortes. Das war es freilich nicht immer. Im Gebäude ihrer Vorfahren, das Haß heute mit ihrem Mann und zwei Kindern bewohnt, war um die Jahrhundertwende eine "Schenkwirtschaft" untergebracht.

Zugleich stand dort auch das einzige Telefon von Immendorf, als Teil einer Poststation. "Das hat mir meine Mutter oft erzählt", sagt sie und zeigt auf einen Einbauschrank im Zimmer ihrer Tochter. Während die Immendorfer hier Ferngespräche führten, tranken andere im Gastraum Bier - die Privatsphäre dürfte begrenzt gewesen sein.

Geschichtsträchtiges Haus

Haß liebt das Haus wegen seiner Geschichte. Unterschiedliche Bodenniveaus zeigen, wo angebaut wurde. Ihr Mann entdeckte vor kurzem einen 16 Meter tiefen Brunnen im Keller - und den Lack auf der Holztür zum Wohnzimmer haben sie abgeschliffen, um die schwarzen Spuren eines Feuers aus der Vergangenheit sichtbar zu machen.

Es scheint, als seien die vergangenen Jahrzehnte überall gegenwärtig. Die letzten 25 Jahre feiert Haß nun mit Freunden und Kollegen. Und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht.

Ausstellung

Im Blumenhof, Immendorfer Hauptstraße 16, zeigt die Floristin Dorothea Haß am Samstag und Sonntag, 16. und 17. September eigene florale Werke, Holzskulpturen von Peter Nettesheim und Sommermöbel, jeweils in der Zeit von 11 bis 16 Uhr. Die Blumen können käuflich erworben werden. (phh)

KStA abonnieren