KellerbrandSchaden von Rosemarie Trockel geht möglicherweise in die Millionen

Lesezeit 2 Minuten
Das Haus in Hahnwald.

Das Haus in Hahnwald.

Köln – Nach dem Feuer in der Hahnwald-Villa von Künstlerin Rosemarie Trockel sucht die Polizei weiter nach der Ursache. Brandstiftung schließt die Kripo nach bisherigen Erkenntnissen allerdings aus. Bei dem Feuer im Keller wurden nach Angaben aus Ermittlerkreisen Kunstwerke und Gemälde im Gesamtwert von ungefähr 20 Millionen Euro zerstört oder schwer beschädigt. Darunter auch ein Werk von Andy Warhol sowie Objekte von Trockel selbst und anderen Künstlern. Allein der Schaden am Gebäude soll sich auf etwa eine Million Euro belaufen. Als der Brand ausbrach, befand sich die 63-Jährige auf Reisen. Das Haus sei in der Zeit von einem Vertrauten bewacht worden, hieß es. Trockels Galerie Sprüth Magers wollte die genannte Schadenssumme nicht kommentieren. „Wir warten die Ergebnisse der laufenden Ermittlungen ab“, so Carla Donauer von Sprüth Magers.

Bekannt wurde Rosemarie Trockel in den 1980er Jahren mit großformatigen Stoffbildern und mit Herdplatten, die sie auf Podeste setzte. Das passte in die frauenbewegte Zeit und wurde sofort als pfiffiger Versuch verstanden, „typisch“ weibliche Arbeitsweisen aufzuwerten. Allerdings hätte sich Trockel allein mit feministischer Häkelware nicht langfristig unter den weltweit führenden Gegenwartskünstlern etabliert. Sie wechselt virtuos zwischen Medien und Formaten, ihre Arbeiten folgen ausgefeilten Konzepten und sind mitunter so reich an kunsthistorischen Anspielungen, dass sie ganze Seminare ersetzen können. Und natürlich sitzt Trockel nicht selbst am Webstuhl, sondern überlässt diese Arbeit der Industrie.

Rosemarie Trockel lebt äußerst zurückgezogen im Kölner Süden und in Berlin, sie meidet große Bühnen. Bei ihrer letzten Ausstellung, 2015 im damals noch von Yilmaz Dziewior (heute Museum Ludwig) geleiteten Kunsthaus Bregenz, kündigte sie an, der Kunstwelt für sieben Jahre den Rücken kehren zu wollen. Allerdings war dies kein Rückzug aus der Öffentlichkeit: Rosemarie Trockel zählt zu den Erstunterzeichnerinnen der „Kölner Botschaft“. Geboren 1952 in Schwerte und aufgewachsen in Leverkusen, studierte Rosemarie Trockel von 1974 bis 1978 an den Kölner Werkschulen. Seit 1998 lehrt sie an der Düsseldorfer Kunstakademie. Als Künstlerin ist sie hochdekoriert, erhielt unter anderem 2004 den Wolfgang-Hahn-Preis und 2011 den Kaiserring der Stadt Goslar. Am Kunstmarkt werden ihre Werke mittlerweile hoch gehandelt: Ein Stoffbild wurde vor zwei Jahren in New York für fünf Millionen Dollar versteigert.

KStA abonnieren