Kölnberg-SchießereiVideoanalyse belastet nur einen Mann

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Im Juni 2015 kam es am Kölnberg zu einer Schießerei.

Im Juni 2015 kam es am Kölnberg zu einer Schießerei.

Meschenich – Wer ist für die Schießerei verantwortlich, bei der in der Nacht zum 17. Juni 2015 vor einem Kiosk in der Straße „An der Fuhr“ auf dem Kölnberg der 34-jährige Büdchenbesitzer, sein neun Jahre älterer Bruder und die Mutter der beiden schwer verletzt wurden?

Das ist eine zentrale Frage in dem Prozess, der zurzeit acht Angeklagten aus dem Rockermilieu vor dem Landgericht gemacht wird. Die Beweisaufnahme wird dadurch erschwert, dass die Männer – was ihr gutes Recht ist – schweigen, ebenso die Opfer und die Augenzeugen.

Forensischer Anthropologe eingeschaltet

Zur Frage, ob die Angeklagten an der Tat in Meschenich, die mit Drogenhandel zu tun haben soll, beteiligt waren, hat die 4. Große Strafkammer den Forensischen Anthropologen Wolfgang Huckenbeck damit beauftragt, Fotos und zwei Videos vom Tatablauf zu untersuchen.

Er muss die Personen, die auf den Filmen zu sehen sind, mit Bildern der Verdächtigen auf mögliche gemeinsame Merkmale hin vergleichen. Am Montag las die Kammervorsitzende Ulrike Grave-Herkenrath aus dem 75 Seiten umfassenden Gutachten vor.

Resultat der Analyse: Einer der Angeklagten weise „deutliche Ähnlichkeiten“ mit einer der gefilmten Personen auf, so dass die „Identität wahrscheinlich“ sei; mit einem Mitangeklagten, der ebenfalls in Betracht kam, gebe es dagegen zu wenig Ähnlichkeiten, so dass festzuhalten sei: „Nicht-Identität wahrscheinlich.“ Hinweise auf die übrigen Beschuldigten ergäben sich aus der Sichtung der Aufnahmen ebenfalls nicht.

Digital bearbeitete Standbilder

Der Gutachter hatte Standbilder erstellt und sie digital bearbeitet; doch damit ließ sich die mangelnde Qualität der verschwommenen Videos nur zum Teil ausgleichen. Jedes Detail war für den erfahrenen Experten wichtig, von der Höhe der Stirn über die Form des Nasenrückens bis zur Kontur des Mundes.

Wie übel das Brüderpaar in jener Nacht zugerichtet worden ist, konnten die Prozessbeteiligten zuvor auf den im Krankenhaus gemachten Fotos sehen, die ein Rechtsmediziner bei seinem Vortrag zeigte. Einem der Opfer, in dessen Körper vier Projektile stecken geblieben waren, wurde in eine Notoperation der Bauch geöffnet, weil es zu verbluten drohte, und die Milz entfernt. Beide Brüder überlebten mit viel Glück. Ihre Mutter war weniger schwer verletzt worden.

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