Kölner FlüchtlingsheimInvestieren oder abreißen - wie geht es weiter mit dem Bonotel?

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Das Bonotel in Marienburg.

Das Bonotel in Marienburg.

  • Das ehemalige Bonotel in Marienburg, das die Stadt Köln als Unterkunft für Flüchtlinge nutzen will, erweist sich mehr und mehr als Fehlkauf.
  • Nach einem Rohrbruch stellte sich heraus, dass sämtliche Trinkwasserleitungen ausgetauscht werden müssen. Geschätzte Kosten: 1,5 Millionen Euro
  • Abreißen oder investieren? Das wird nun im Rathaus diskutiert.

Marienburg – Die Entscheidung, ein Hotelgebäude an der Bonner Straße zu ersteigern und zu einer Flüchtlingsunterkunft umzubauen, kommt die Stadt teuer zu stehen. Zusätzlich zu dem Kaufpreis von 5,8 Millionen Euro für das Bonotel musste die Stadt sich den Auszug des Betreibers mit einem sechsstelligen Betrag erkaufen.

Weitere 650.000 Euro erforderten die Ausstattung mit Brandschutzanlagen und andere Umbauarbeiten. Zuletzt stellte sich dann noch heraus, dass sämtliche Wasserrohre wegen ihrer Belastung mit Schadstoffen ausgetauscht werden müssen.

Die zu erwartenden Kosten schätzt das Wohnungsamt auf 1,5 Millionen Euro. Noch mehr Geld investieren oder das Gebäude abbrechen lassen? Die Frage wird derzeit im Rathaus geprüft. Wir beantworten weitere Fragen zum Thema.

Alles zum Thema Henriette Reker

Warum hat die Verwaltung das Hotel überhaupt gekauft?

Die Immobilie mit 93 Zimmern wurde 2014 zwangsversteigert. Wegen der enorm steigenden Flüchtlingszahlen stand die Verwaltung damals unter dem Druck, Unterkünfte bereitstellen zu müssen.

Ein Investor, der das Hotel kaufen wollte, bot der Stadt an, es zur Unterbringung von Flüchtlingen zu vermieten. Unter der damaligen Sozialdezernentin und jetzigen Oberbürgermeisterin Henriette Reker fiel der Beschluss, das Gebäude selber zu ersteigern. Das sei auf lange Sicht günstiger, hieß es damals. Man hielt das für eine clevere Idee.

Wurde der mit dem Umbau zu einem Flüchtlingswohnheim  verbundene Aufwand beim Gebot der Stadt berücksichtigt?

Offenbar nicht. Erst nach dem Kauf stellte sich heraus, dass das Hotel als Flüchtlingsunterkunft nur bedingt geeignet war.

Um eine Baugenehmigung zu erhalten, mussten die Bestimmungen des Brandschutzes erfüllt werden. Die sind für ein neu zu eröffnendes Wohnheim strenger als für ein seit Jahrzehnten bestehendes Hotel.

Die Belastung der Wasserleitungen fiel erst jetzt nach einem Rohrbruch auf – kurz vor der Inbetriebnahme. Anspruch auf Gewährleistung oder Schadensersatz besteht nicht. Bei einer Zwangsversteigerung gilt: gekauft wie gesehen.

Sollte die Stadt an dem Plan festhalten, wann könnten die ersten Flüchtlinge einziehen?

Ursprünglich hätte das Wohnheim in diesem Monat eröffnet werden sollen. Der Austausch der Wasserrohre würde wegen des langwierigen Vergabeverfahrens neun Monate dauern.

„Ich habe mich von Anfang an für den Kauf des Bonotels engagiert und halte das nach wie vor für richtig“, sagt Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank. Er sei allerdings irritiert, dass die Stadt die Immobilie vor der Zwangsversteigerung nicht besser geprüft habe. Er erwarte jetzt eine seriöse Untersuchung, bevor eine Entscheidung getroffen wird, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll.

„Ich halte das für ein Desaster“, sagt Ursula Gärtner, die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Bei einem Vier-Sterne-Hotel kann man nicht erwarten, dass es solche Probleme gibt“, sagt sie. Es bedürfe einer gründlichen Untersuchung, bevor die Stadt weiter investieren könne.

Was sagen die anderen?

„Es ist stümperhaft, was die Zuständigen im Sozialdezernat beim Bonotel von Anfang an veranstaltet haben“, sagt SPD-Fraktionschef Martin Börschel und übt damit auch Kritik an Henriette Reker. Die Aneinanderreihung von Fehlern sei unentschuldbar. Es handele sich um eine Verschwendung von Steuergeld. Jörg Detjen von der Linken fordert: Das ehemalige Hotel müsse eine Flüchtlingsunterkunft werden, ob saniert oder als Neubau. „Letztendlich muss die Stadt mehr Liegenschaften für Geflüchtete kaufen.“

„Die FDP war bereits im Juni 2014 gegen den Ankauf dieser Immobilie“, sagt Katja Hoyer, sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Politik und Verwaltung sollten vor neuen teuren Investitionen genau überlegen, wie das Bonotel weiter genutzt werden sollte. Hoyer schlägt den Abriss des Hotelgebäudes und den Bau von Wohnungen vor.

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