Mietäcker in KölnEin Stück eigenes Feld für die Großstädter

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Der Spinat ist schon gut gewachsen, stellt der Öko-Landwirt Eugeny Ivanov zufrieden fest.

Der Spinat ist schon gut gewachsen, stellt der Öko-Landwirt Eugeny Ivanov zufrieden fest.

Rodenkirchen – Ein großer, ökologisch bewirtschafteter Gemüsegarten entsteht derzeit auf dem Sürther Feld. In langen Reihen wachsen schon bald Kohlrabi und Frühlingszwiebeln, Möhren, Ringelblumen, Bohnen und Erbsen – insgesamt 35 verschiedene Gemüsesorten, Blumen und Kräuter werden es im Laufe des Jahres sein.

Der Spinat hat schon vergleichsweise große Blätter und die ersten Radieschen können schon geerntet werden, auch wenn sie noch recht klein sind.

Die Bio-Initiative „Gartenglück“ hat zunächst bis zum Jahr 2018 ein drei Hektar großes Grundstück von der Stadt gepachtet, in 150 Parzellen geteilt und an Bürger vermietet, die sich gern selbst mit Gemüse aus eigener Ernte versorgen wollen. Etwa Melanie Dewes. Die Rodenkirchenerin hat sich für ein 100 Quadratmeter großes Gemüsegartenstück entschieden.

So wird der eigene Acker bewirtschaftet

Zweimal in der Woche hat sie „Ackertermin“. Darauf freut sie sich schon. Die fünfköpfige Familie weiß es zu schätzen, wenn das Gemüse aus eigenem Anbau frisch auf dem Teller landet. Ihre Söhne sind 16, 18 und 20 Jahre alt. Sie glaubt nicht, dass sie ihr bei der Arbeit auf dem Acker oft helfen werden. „Aber das hier ist in erster Linie für mich zur Entspannung gedacht“, betont sie.

Beim ersten „Ackertermin“ haben Familien ihre kleinen Kinder mitgebracht. „Sie sollen sehen, wie das Gemüse gepflanzt wird und sich entwickelt“, sagt eine Mutter. Gärtnerisches Geschick wird nicht vorausgesetzt. „Gartenglück“ stellt Arbeitsgeräte, Wasser zum Angießen der Jungpflanzen sowie Informationen rund um das jahreszeitliche Gartengeschehen samt Pflanzplan.

Die Parzellen sind bereits mit Bio-Jungpflanzen bestückt, die Hobby-Gärtner brauchen sich also nicht darum kümmern. „Wir beachten die Fruchtfolge und haben die Gemüsekulturen nach Pflanzenfamilien eingeteilt“, sagt Öko-Landwirt Eugeny Ivanov, der zusammen mit seiner Frau Katrin Ivanov-Below vor mehr als fünf Jahren die Kölner Gemüse-Selbst-Ernte ins Leben gerufen hat. Sie ist ebenfalls Öko-Landwirtin. „Gartenglück“ ist Bio-zertifiziert und gehört seit 2011 dem Bioland-Verband an. Parzellen gibt es bereits in Dellbrück, Weiden, Hochkirchen und Dünnwald.

Das kostet der eigene Acker

Die Selbst-Ernte kommt offenbar gut an bei den Bürgern. „Wir haben keine Werbung gemacht, trotzdem waren 130 von 150 Parzellen schnell weg“, sagt Eugeny Ivanov

Nur 20 Gartenstücke sind noch frei. Es gibt sie in einer Größe von 50 oder 100 Quadratmetern. Die Miete liegt etwa zwischen 170 und 340 Euro pro Saison, die im April/Mai beginnt und im November/Dezember mit einem gemeinsamen Abernten endet.

„Zweimal in der Woche veranstalten wir auch einen Bio-Jungpflanzenmarkt“, sagt Eugeny Ivanov. Dann bietet er neben Pflänzchen auch Saatgut an, damit abgeerntete Reihen neu besetzt werden können. Die Jungpflanzen zieht Ivanov zu einem großen Teil auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb „Klefhof“ in Overath vor.

Der „Gartenglück“-Acker im Sürther Feld ist eingerahmt von den Straßen Am Feldrain, der Hammerschmidtstraße sowie dem Rad- und Fußweg, der zur Gesamtschule führt. Es gibt jeweils einen passablen Abstand zu den Straßen.

Die derzeit freien Bereiche gestaltet die Stadt voraussichtlich noch in diesem Jahr als „Bürgerpark“ und pflanzt dort im Rahmen der Aktion „Essbare Stadt“ Bäume mit essbaren Früchten.

Zum Schutz vor frei laufenden Hunden ist der Selbst-Ernte-Acker mit einem niedrigen Drahtzaun abgesperrt. Auf der Fläche zwischen dem „Gartenglück“-Acker und dem westlich gelegenen Grünen Weg sollen neue Wohnungen gebaut werden.

Weitere Auskünfte gibt es unter der Telefonnummer 02207/706685 und per E-Mail.

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