Ortsumgehung MeschenichAnwohner sind noch unzufrieden

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Am Ortsrand von Höningen diskutierte Heribert Hirte (vorne 2.v.r.) mit kritischen Bürgern über die Umgehungsstraße. Das falsch geschriebene Wort auf dem Schild spielte allerdings keine Rolle.

Am Ortsrand von Höningen diskutierte Heribert Hirte (vorne 2.v.r.) mit kritischen Bürgern über die Umgehungsstraße. Das falsch geschriebene Wort auf dem Schild spielte allerdings keine Rolle.

  • Kritisiert wird die Fortführung der Umgehung mit einer Anbindung an das Güterverteilzentrum Eifeltor.
  • Viele Menschen in Höningen akzeptieren nicht, dass die neue Straße künftig direkt am Ort vorbei führen soll.

Meschenich – Nach fast einem halben Jahrhundert Vorlaufzeit rückt die Ortsumgehung Meschenich samt Anschluss an die A4 am Güterverteilzentrum Eifeltor in greifbare Nähe. Sie ist Bestandteil des ausgehandelten Bundesverkehrswegeplans 2030, den der Bundestag im Dezember beschließen will. Rund 35 Millionen soll das Projekt kosten, es wird mit Mitteln des Bundesverkehrswegeplans bezahlt. Ein Baubeginn steht noch nicht fest.

Unstrittig ist der Neubau der eigentlichen Westumfahrung, also die B51n, die den Schwerlastverkehr aus Meschenich heraus halten soll. Kritisiert wurde und wird dagegen die Fortführung der Umgehung mit einer Anbindung an das Güterverteilzentrum Eifeltor, die der Landesbetrieb Straßen NRW im Auftrag des Bundes und in Abstimmung mit ihm erarbeitet und vor einem Jahr erstmals vorgestellt hat.

Der Landesbetrieb hatte vier unterschiedliche Trassen untersucht und sich für die Variante 1 entschieden, die direkt an Höningen entlang führen soll. Diese Vorzugsvariante ist in der Bundesvorlage verankert, trotz der Vorbehalte von Seiten der Bürger und der lokalen Politik. Sie befürchten eine Zunahme von Verkehr, Lärm und Schadstoffbelastung direkt am Wohngebiet. Nach der ersten Offenlage im vergangenen Jahr hatte es mehr als 150 Einwendungen gegeben.

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Bürgerinitiative wünscht Variante 4

Möglicherweise sind jedoch nach dem endgültigen Beschluss noch Änderungen bei den kritischen letzten Kilometern möglich. Das deutete jedenfalls der Staatssekretär beim Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, in einem Schreiben an den CDU-Bundestagsabgeordneten Heribert Hirte an. Falls nachträglich eine modifizierte Linienführung erforderlich würde, könne gegebenenfalls eine Umplanung durchgeführt werden, heißt es da. Ein Erörterungstermin mit der Bezirksregierung ist fürs Frühjahr anberaumt.

Der Politiker Heribert Hirte mit Wahlkreis im Kölner Süden hatte zu einer Informationstour und zur Besichtigung der kritisierten Fortführung bis zum Eifeltor eingeladen. Der Regierungsbaudirektor des Landesbetriebs Straßen, Bernd Egenter, und sein Projektleiter Frank Laufenberg nahmen teil sowie Vertreter von Bürgervereinen und Bürgerinitiativen, Klaus Hofer von der Rußfabrik Orion und Politikerkollegen aus dem Stadtrat und dem Bezirk Rodenkirchen.

Viele Menschen in Höningen akzeptieren nicht, dass die neue Straße künftig direkt am Ort vorbei führen soll. „Wir wollen den Verkehr nicht nach Höningen verlagern“, sagte Katrin Posch, Sprecherin der Bürgerinitiative Höningen. Vom geplanten vier Meter hohen Lärmschutzwall halten sie nicht viel. Die Bürgerinitiative wünscht sich stattdessen die Variante 4 – einen Ausbau der Kreisstraße „Im Feldrain“ (K27) als Verbindung zum Eifeltor. Klagen werden offenbar erwogen.

Rußfabrik stellt sich gegen Bürgerinitiative

Das, was sich die Höninger wünschen, nämlich die Variante vier, hält die Rußfabrik Orion Carbons für bedenklich. Die Straße „Im Feldrain“ führt direkt am Fabrikgelände vorbei. „Wir befürchten dadurch noch mehr Verkehr im Bereich unseres störfallgefährdeten Betriebs“, sagte Klaus Hofer, bei Orion zuständig für Umwelt und Sicherheit. Problematisch sind vor allem die Gleise, auf denen Waggons mit Gefahrengut ins Firmengelände rollen. „Wir dürfen das nicht auf der Straße transportieren“, sagte Klaus Hofer. Wegen der Gleise würde ein teures Brückenbauwerk notwendig.

„Wir halten die Vorzugsvariante des Landesbetriebs für die beste“, sagte Manfred Siry, Hürther Stadtbaudirektor. Nicht zu akzeptieren seien dagegen die Vorstellungen der Höninger Bürger zum Ausbau der Kreisstraße zur Bundesstraße. Die K27 ist die Grenzlinie zwischen Köln und Hürth. Auf Hürther Seite ist ein Gewerbegebiet geplant, möglicherweise auch der Kölner Großmarkt. Köln und Hürth verhandeln über Grundstücksverkäufe- und -ankäufe. Von einer Bundesstraße aus, auf der schnell und möglichst ohne Störung durch Abbiegungen gefahren wird, sei eine Erschließung der Gewerbegebiete schwierig, sagte Siry. Es müssten eigene Erschließungsstraßen gebaut werden.

Seit mehr als fünf Jahren plant der Landesbetrieb intensiv die Fortführung der Ortsumgehung bis zum Eifeltor. „Unsere Variante ist die kürzeste und zugleich die preiswerteste“, sagte Bernd Egenter. Der Ausbau der Kreisstraße 27 sei von Anfang an verworfen worden. „Wir können in das Störfallgebiet keine Bundesstraße einplanen“, sagte er. Die beiden anderen Varianten würden durch landschaftlich geschützte Flächen führen und seien deshalb ausgeschlossen worden.

Bernd Egenter begrüßte es, dass die eigentliche Umgehung und die Fortführung zum Eifeltor in einem Verfahren gemeinsam behandelt werden. Ansonsten hätte es wieder Verzögerungen gegeben. Eine Entkopplung beider Projekte hatte der Verkehrsausschuss zunächst gefordert, sie jedoch zurückgenommen, um ein Scheitern zu verhindern. Der Bund finanziert nämlich nur beide Projektteile gemeinsam, da einzig die Verknüpfung der A4 mit der A553 von überregionalem Interesse ist.

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