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Rückblick auf Auftritt in der Lanxess-ArenaAls Erdogan in Köln war

Lesezeit 3 Minuten
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan spricht in Köln (Nordrhein-Westfalen) in der Lanxes-Arena.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan spricht in Köln (Nordrhein-Westfalen) in der Lanxes-Arena.

Köln – Es sollte kein Wahlkampfauftritt sein. Das war dem damaligen Ministerpräsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, wichtig zu betonen, als er im Mai 2014 in die Kölner Lanxess-Arena kam, um vor seinen Anhängern in Deutschland zu sprechen. Die Veranstaltung falle zufällig in die Zeit vor der Präsidentenwahl in der Türkei am 10. August, sagte Erdogans Partei AKP damals. 2014 durften erstmals auch türkische Staatsbürger außerhalb der Türkei ihre Stimme abgeben.

Schnell wurde während des Auftritts am 24. Mai allerdings klar, dass es sich um eine eindeutig politische Veranstaltung handelte. Offiziell reiste Erdogan damals anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Union Europäisch Türkischer Demokraten (UETD) nach Köln.

Wie ein Popstar

Mit tosendem Applaus wurde Erdogan auf der Bühne empfangen. Riesige türkische Fahnen wurden geschwenkt, Handylichter blitzten, die Zuhörer trugen Erdogan-Schals. Erdogan rechnete mit seinen Gegnern ab und die Zuhörer waren begeistert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel kam noch gut weg bei diesem Auftritt: Erdogan beließ es bei einigen allgemeinen Bemerkungen, dass man sich nicht in die Angelegenheiten anderer Länder einmischen sollte. Grundsätzlich meinte er, dass niemand mehr das Recht habe, die Türkei zu kritisieren. Merkel hatte Erdogan im Vorfeld seiner Rede zu Zurückhaltung aufgerufen.

Erdogan wiederholte auch seinen Aufruf, dass sich die in Deutschland lebenden Türken zwar integrieren, aber nicht völlig anpassen dürften.

Tausende Gegendemonstranten in Köln

Parallel zum Auftritt Erdogans in der Lanxess-Arena hatten mehr als 30.000 Demonstranten gegen den türkischen Regierungschef demonstriert. Sie warfen ihm einen autoritären Regierungsstil vor, der die Meinungsfreiheit im Land unterdrücke.

Der Veranstalter der Gegendemo, die Alevitische Gemeinde, sprach damals sogar von über 50.000 Teilnehmern. Ihre Vize-Generalsekretärin Melek Yildiz forderte den Rücktritt des Regierungschefs und rief bei einer Großkundgebung: „Erdogan, du bist ein Antidemokrat.“

Erdogans Gegner waren auch aus europäischen Nachbarländern wie Frankreich, Belgien, Österreich oder den Niederlanden angereist.

Viel Kritik, aber kein Verbot

Der Auftritt war bereits im Vorfeld stark kritisiert worden. Trotzdem gab es keine rechtliche Handhabe, um ihn verbieten zu lassen. Erdogan sei eingeladen von einer in Deutschland zugelassenen Organisation, hieß es damals von Seiten des NRW-Innenministeriums, und hierzulande keine "persona non grata", also keine Person, deren Aufenthalt von der Bundesregierung nicht geduldet würde.

Verschiedene Politiker hatten Erdogan aufgefordert seinen Auftritt abzusagen. Die CDU-Landtagsabgeordnete Güler riet Erdogan, in der Türkei zu bleiben. Kölns damaliger Oberbürgermeister Jürgen Roters sagte angesichts eines schweren Grubenunglücks in der Türkei kurz zuvor: „Es gibt jetzt Wichtigeres als reine Wahlkampftermine im Ausland wahrzunehmen.“

Doch auch damals pochten Politiker auf die demokratische Ordnung in Deutschland: „Unsere Demokratie hält es aus, wenn sich Herr Erdogan an seine Landsleute wendet“, sagte beispielsweise Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth meinte: „Wir sollten ihm zeigen, dass es in Deutschland andere Verhältnisse gibt als in der Türkei, wo die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und das Versammlungsrecht drastisch eingeschränkt werden.“

„Assimilierung ist ein Verbrechen“

2014 war auch nicht der erste Auftritt Erdogans in Köln. 2008 hielt Erdogan erstmals eine Rede in der Lanxess-Arena.

Damals warnte er vor zu viel Anpassung. „Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte er damals. Zugleich forderte er die Türken in Deutschland auf, sich gesellschaftlich zu engagieren und die Sprache zu lernen.

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