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SanierungDie Kölner Sporthochschule fällt auseinander

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Das naturwissenschaftlich-medizinische Forschungsgebäude soll im Juli eröffnet werden.

Das naturwissenschaftlich-medizinische Forschungsgebäude soll im Juli eröffnet werden.

  • Seit Jahren gibt es an der Deutschen Sporthochschule in Köln zahlreiche Baustellen.
  • Die Bauten in Müngersdorf entsprechen schon lange nicht mehr den heutigen Standards.
  • Mit 15 Millionen vom Land NRW soll die Hochschule in den kommenden Jahren saniert werden.

Müngersdorf – Marode Fassaden, Schadstoffe in den Wänden. Keine Frage, zahlreiche Gebäude der Deutschen Sporthochschule (DSHS) sind in die Jahre gekommen.

„Die Müngersdorfer Bauten aus den 1960er und 1970er Jahre entsprechen in puncto, Lüftung und Energietechnik nicht den heutigen Standards“, räumt Baudezernent Bernd Jörissen ein. „Im Institutsgebäude I platzen fast täglich Rohre.“ Hinzu komme ein akuter Raummangel für die Wissenschaftler und die Studenten. Jörissen schätzt den Fehlbedarf auf 8000 Quadratmeter.

An der Sporthochschule gab und gibt es zahlreiche Baustellen: Bereits im Jahr 2012 wurden die Nordhallen monatelang geschlossen, weil bei einer Schadstoffuntersuchung Asbest in den Hallenwänden gefunden wurde.

Zwei Jahre später fielen im Leichtathletikzentrum Platten von der Decke, so dass die Trainingsgebäude ebenfalls zeitweise gesperrt und saniert werden mussten. Derzeit wird das Hauptgebäude mit einem Zaun gesichert, weil Platten von der Fassade zu fallen drohen. Und im Studentenwohnheim können derzeit Zimmer nicht belegt werden, weil sie von Schimmelpilzen befallen wurden.

Ärger bereitet auch das Institutsgebäude 1, das nach Ansicht von Jörissen kaum zumutbare Lern- und Forschungsbedingungen für Wissenschaftler und Studenten bietet. „Das Gebäude heizt sich manchmal auf wie eine Aluminiumdose“, sagt er. „Mitunter gibt es Temperaturen von 35 bis 40 Grad.“

Zudem kann das mehr als 30 Jahre alte Gebäude den heutigen Anforderungen von modernen hochtechnischen Laboren nicht gerecht werden.

Finanzspritze vom Land

Mit einer Finanzspritze des Landes Nordrhein-Westfalen sollen nun einige Baustellen in Angriff genommen werden: Im Rahmen des Hochschulbau-Konsolidierungsprogramms (Hkop) werden landesweit drei Milliarden Euro in den Ausbau der Hochschulbauten gesteckt – 15 Millionen gehen an die Kölner Sporthochschule.

Mit dem Geld sollen drei Studentenwohnheime, das Hörsaalgebäude und das Leichtathletikzentrum saniert werden. Während in den Hörsälen vor allem die Medientechnik verbessert wird, werden im Leichtathletikzentrum unter anderem Flachdach, Fassade, Sanitärbereiche und Heizungen instand gesetzt.

Gehämmert, geschraubt und gebohrt wird indessen noch am derzeitigen Prestigeprojekt der Hochschule – dem Naturwissenschaftlich-Medizinischen Institutsgebäude (Nawi-Medi): Mitte des Jahres will der Bauherr, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, den 66 Millionen teuren Mehrzweckbau der Hochschule übergeben. Ins Gebäude sollen auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern und sieben Etagen zehn Institute der Sporthochschule einziehen, die größtenteils im Institutsgebäude 1 untergebracht sind. Der Bau mit der futuristisch anmutenden Fassade wurde von den Aachener Planern „kadawittfeldarchitektur“ entworfen.

Außer Seminarräumen und Werkstätten entstehen hier unter anderem Labors für das Institut für präventive Anti-Doping-Forschung, an dem Dopingproben internationaler Sportler untersucht werden.

Unter dem Bau soll ein zusätzliches Blockheizkraftwerk entstehen, so dass 70 Prozent des Energiebedarfs der Sporthochschule damit gedeckt wird. Das Gebäude wird mit deutlicher Verzögerung fertiggestellt: Eigentlich hätte die Eröffnung schon im Jahr 2013 gefeiert werden sollen. Wegen Protesten gegen Baumfällungen, vergaberechtlicher Probleme und der Pleite der Firma Imtech wurde der zeitliche Fahrplan deutlich gerissen. Nun ist der Umzug für Februar 2017 geplant.

Mit dem Forschungsgebäude Nawi-Medi gäbe es Ersatz für das Institutsgebäude 1, das ab dem kommenden Jahr bis 2019 saniert werden soll. Das zwölfstöckige Institutsgebäude soll kernsaniert und dabei vom Asbest befreit werden, der in der Fassade verbaut wurde. Damit keine Schadstofffasern in die Umgebung gelangen können, muss das Gebäude während der Sanierung hermetisch abgedichtet werden. Per Unterdruckverfahren wird beim Rückbau die Luft aus dem Gebäude gesogen und gefiltert. Die Kosten für diese Sanierung liegen bei etwa 30 Millionen Euro.

Daten und Fakten zur Sporthochschule

Die Deutsche Sporthochschule Köln ist die einzige deutsche Sportuniversität. Sie entstand aus der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, die 1920 in Berlin gegründet wurde. Derzeitiger Rektor ist Heiko Strüder.

An der Einrichtung und ihren 21 Instituten und vier An-Instituten lernen 6000 Studenten, die von ungefähr 900 Mitarbeitern betreut werden.

Auf einer Fläche von 187.000 Quadratmetern erstreckt sich die Hochschule in Müngersdorf, darunter befinden sich 61.000 Quadratmeter Sportflächen. Weniger bekannt ist, dass die Spoho über die weltweit größte sportwissenschaftliche Bibliothek verfügt.

Das Budget der Hochschule betrug 2014 insgesamt 63 Millionen Euro. Das Gros stammt vom Land und aus Drittmitteln.

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