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Schlägerei vor Kölner KneipeMesser nach Streit in den Bauch gerammt

Lesezeit 3 Minuten
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Martin Bücher

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Martin Bücher

Köln – Fast ums Leben gekommen wäre Kakhabar D., als ihm jemand am frühen Morgen des 23. August 2014 bei einer Schlägerei in der Altstadt ein Messer in den Bauch rammte. Ein Notarzt brachte den Schwerverletzten in die Klinik; dort wurde er notoperiert, schwebte aber weiter in Lebensgefahr. Am Freitag hat vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen: Marcel P., 38 Jahre alt und damals Türsteher in der Kneipe „Treffpunkt beim Marcel“ am Alter Markt.

Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung

Gefährliche Körperverletzung und versuchter Totschlag werden ihm zur Last gelegt. Der Anklage zufolge begann der Streit in jener Gaststätte. Kakhbar D., der in der Nacht mit seinem Bruder und Freunden dort eingekehrt war, sah bei der Rückkehr von der Toilette eine Frau, die er für eine Bekannte hielt, grapschte sie von hinten an und zwickte ihr in die Hüften.

Doch es war eine Fremde. Empört schüttete sie ihm Wasser ins Gesicht, ihr Begleiter schaltete sich in den Streit ein, dann kam der Türsteher. Doch unklar ist, welche Rolle er im folgenden Geschehen spielte. Ist er derjenige, der Kakhbar D. mit einem Gegenstand auf den Hinterkopf schlug, so dass er heftig zu bluten begann?

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Schlägerei eskalierte

Mit seinem Bruder und den Freunden wurde der Gast aus der Kneipe geworfen. Kaum stand er draußen, sah er nach seiner Aussage, dass Marcel P., mit einem Teleskopschlagstock bewaffnet aus einem Nebeneingang der Gaststätte auf ihn zukam.

Es entwickelte sich eine Schlägerei zwischen zwei Gruppen, die in der Hühnergasse eskalierte und in deren Verlauf Kakhbar D. die lebensgefährliche Bauchwunde erlitt, ohne mitzubekommen, wer sie ihm zugefügt hatte. War Marcel P. der Täter?

Ein wichtiges Beweismittel sind Videoaufnahmen von Überwachungskameras; sie könnten in dem Prozess, für den acht Verhandlungstage vorgesehen sind, belegen, dass der Angeklagte, der auf Anraten seiner Verteidiger Martin Bücher und Björn Hühne zum Prozessauftakt schwieg, selbst brutal attackiert wurde. Zweifellos aber wurde Kakhbar D. am übelsten zugerichtet.

Sein Darm musste verkürzt werden, und bis heute sei einer seiner Finger halb gelähmt, sagte er. Der 32-jährige Georgier verlangt von Marcel P. Schmerzensgeld, die Übernahme der Behandlungskosten in der Uniklinik – knapp 7500 Euro – und den Ersatz „aller weiteren materiellen Schäden“, wie es im Antrag seiner Anwältin Iris Stuff heißt.

Opfer zurzeit im Gefängnis

Zur Zeugenaussage musste Kakhbar D. aus der Vorführzelle geholt werden. Als Mitglied der so genannten Maulwurfbande, die im November 2014 durch den Keller in ein Juweliergeschäft in Chorweiler eingebrochen war und 5,6 Kilogramm Schmuck im Wert von mehreren 100000 Euro erbeutet hatte, ist er im September 2015 zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt worden.

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