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Schloss WeißhausWer kauft das Schlösschen in Köln-Sülz?

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050117Weißhaus-Sülz03

Das Weißhaus mit dazugehörigem Park und Wassergraben.

Köln – Die Zeiten scheinen nicht einfach, wenn es darum geht, ein Stadtschlösschen auf einem rund 20 000 Quadratmeter großen Grundstück an den Mann zu bringen – zumindest wenn man dafür mehr als acht Millionen Euro haben will.

Seit anderthalb Jahren suchen der Testamentsvollstrecker des verstorbenen Steinzeug-Fabrikanten und Bauunternehmers Heinrich Wolf und zwei Maklergesellschaften nach einem Käufer für das Weißhaus in Sülz.

Zwei Interessenten, ein Privatmann und eine Stiftung, sollen Interesse gehabt haben, dann aber abgesprungen sein, hört man. Die Betroffenen schweigen. Der Immobilienmakler, der im Sommer 2015 in allen Medien vollmundig für das Schloss warb, das dem Käufer einen „großen Auftritt“ garantiere, will nichts mehr sagen.

Der Testamentsvollstrecker verweist an seinen Anwalt, ohne dessen Namen zu verraten. Klar ist: Mehr als der damals von der Stadt geschätzte Verkehrswert von fünf Millionen Euro ist wohl nicht zu erzielen. Statt lauten Ankündigungen scheint eher diplomatisches Geschick gefragt, denn nach der Absage privater Interessenten ruht die Hoffnung der Angehörigen des Verstorbenen offenbar auf öffentliche Institutionen.

Stadt ist wieder im Rennen

Die Stadt, die schon einmal abgewunken hat, ist offensichtlich wieder im Rennen. Das städtische Liegenschaftsamt bestätigt, dass man wieder miteinander verhandelt. Mehr möchte die Verwaltung nicht sagen, „da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“.

Vor gut einem Jahr hatte die zuständige Dezernentin Ute Berg die Politiker im Rathaus darüber informiert, dass ein Erwerb des schmucken Hauses im gepflegten Schlosspark nicht zu rechtfertigen sei. Die Makler spekulierten offensichtlich auf einen „Liebhaberpreis“.

Dieser sei viel zu hoch, die Interessen der Allgemeinheit seien zudem durch die Vorschriften des Denkmal- und Landschaftsschutzes ausreichend abgesichert. Über die angestrebte Öffnung des Parks könne man mit dem Käufer verhandeln. Dazu müsse man nicht gleich das ganze Areal kaufen.

Nun, bei offensichtlich fallendem Preisen, hat sich die Ausgangslage geändert. Doch die Politiker im Stadtrat bleiben noch skeptisch. „Die Stadt hat keine Nutzung für das Weißhaus“, sagt Jörg Frank, Vorsitzender des Liegenschaftsausschusses und Fraktionsvize der Grünen.

Interesse an dem Haus mit Privatkapelle, neun Zimmern, einem stuckverzierten Saal, großer Empfangshalle, drei Bädern und großer Küche hat weiterhin auch die Universität. Sie könnte dort ihr theaterwissenschaftliches Institut unterbringen. In den vergangenen Monaten fand sie beim Land beziehungsweise dessen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) jedoch offensichtlich wenig Rückendeckung, um selbst als Kaufinteressent ins Rennen zu gehen. Ganz ausgeschlossen sei diese Möglichkeit jedoch immer noch nicht, so eine Sprecherin der Universität.

Eine Alternative wäre, dass die Stadt das Areal kauft und dann an die Uni vermietet. Eine weitere Möglichkeit zur Refinanzierung könnte eine maßvolle Bebauung mit Wohnhäusern am Rand des Parks entlang der Leybergstraße zwischen Hildegard-von-Bingen-Gymnasium und Luxemburger Straße sein. Dazu müsste man etwas von der Parkfläche opfern.

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