Abo

Schüsse in OberhausenKölner Bandido vor Haftrichter

Lesezeit 3 Minuten
In diesem Krankenhaus in Duisburg wurde der schwerverletzte Rocker behandelt.

In diesem Krankenhaus in Duisburg wurde der schwerverletzte Rocker behandelt.

Köln/Duisburg – Der rote Fiesta vor dem weiß geklinkerten Haus im beschaulichen Rheinkassel hat schon bessere Tage gesehen: Der Lack ist verblasst, an der Stoßstange vorne links prangt ein dicker Kratzer. Das Auto passt so gar nicht zu den Karossen, die von den Nachbarn in den vergangenen Monaten vor dem Haus gesichtet wurden: schwere Limousinen, meistens schwarz, breite Reifen, schwere Jungs hinterm Steuer.

Im 1. Obergeschoss des Hauses im Rheinkasseler Weg sollen sich Rocker des Motorradclubs (MC) Bandidos getroffen haben. Damit könnte es fürs Erste vorbei sein: Der Mieter der Wohnung (25) ist am Donnerstagmorgen von einem Spezialeinsatzkommando festgenommen worden. In der Vernehmung hat er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er wird am heutigen Freitag einem Haftrichter vorgeführt. Die Duisburger Polizei teilt im Laufe des Nachmittags die Entscheidung des Haftrichters mit.

Der Mann zählt laut Polizei zum Führungskreis der Kölner Bandidos-Ortsgruppe (Chapter) und soll am Sonntag auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants in Oberhausen auf einen Unterstützer der verfeindeten Hells Angels geschossen haben. Das 23-jährige Opfer schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung. Die Polizei durchsuchte um sechs Uhr zeitgleich zur Aktion in Köln eine Wohnung in Oberhausen. Dort soll der Bandido Kim N. wohnen, der auch in die Schießerei verwickelt gewesen sein soll. Die Wohnung war jedoch leer.

Alles zum Thema Polizei Köln

Gemeinsame Sache

Diese Auseinandersetzung, nach der die Polizei 13 Pistolenhülsen am Tatort gefunden hat, ist der bislang letzte Akt einer Fehde im Rockermilieu, die insbesondere im Ruhrgebiet zu eskalieren scheint. Dort stehen sich nicht nur Bandidos und Hells Angels gegenüber. In Duisburg haben sich im letzten Sommer auch die aus Holland stammenden Rocker vom Satudarah Motorradclub angesiedelt. Sie machen seitdem gemeinsame Sache mit den Bandidos.

Allen Gruppen gemein ist die Tatsache, dass sie ihr Geld mit organisierter Kriminalität verdienen und den Handel mit Drogen, das Rotlichtmilieu oder die Türsteherszene beherrschen wollen. Experten befürchten, dass die Satudarah weiter expandieren wollen und der Rocker-Krieg eskaliert. Dass ihre Mitglieder nicht zimperlich sind, zeigt ein Blick in die Niederlande. Dort sind unter den zehn meistgesuchten Straftätern des Landes fünf Mitglieder des Satudarah MC. Fast zynisch wirkt da die Reaktion eines Sprechers der Bandidos auf die jüngsten Auseinandersetzungen in NRW: „Der Bandidos MC heißt diese Gewalttaten nicht gut. Sie schaden der gesamten Motorradclubszene.“

Messerattacke in Köln-Buchheim

Auch in Köln war Mitte Februar ein mutmaßliches Mitglied der Hells Angels angegriffen worden - ebenfalls auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants. Der 25-Jährige war in Buchheim von drei Männern attackiert und mit einem Messer am Arm verletzt worden. Seine Freundin brachte ihn in ein Krankenhaus, wo er ambulant behandelt wurde. Während der Krankenhausbehandlung warteten rund 15 Personen, die dem Umfeld der Hells Angels zugerechnet werden, vor der Notaufnahme des Krankenhauses.

Am selben Tag hatten sich im benachbarten Stadtteil Kalk mehrere Bandenmitglieder der Bandidos versammelt. Die Polizei stellte dort ein Messer sicher. Ein Zusammenhang zwischen den Vorfällen in Köln kann nicht ausgeschlossen werden, gilt aber nicht als gesichert. Offenbar war das Opfer in Köln nicht kooperativ bei der Identifizierung der Angreifer. (ble)

KStA abonnieren