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Somuncus Programm für „Die PARTEI“„Es wird für manche eine Kopftuchpflicht geben“

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Somuncu PARTEI SOnneborn

Somuncu (r.) und Sonneborn am Abend im Cinenova Köln.

Köln – „Gerade in Zeiten der AfD ist es richtig, einen Türken aufzustellen“, sagt Martin Sonneborn, selbsternannter „Größter Vorsitzender aller Zeiten“ (GröVaZ) der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiativen (PARTEI). Gemeint ist Serdar Somuncu, der neue Kanzlerkandidat der Satire-Partei.

Ins Ehrenfelder Kino Cinenova, in dem der in Istanbul geborene Kabarettist am Montagabend seine Bewerbung um die Kanzlerschaft verkündet, kommt Somuncu mit Bodyguards. Darauf angesprochen, sagt er mit Blick auf die Aufregung um seine Köln-Kritik im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Ich habe Angst vor der berühmten Kölner Toleranz, deswegen habe ich extra Bodyguards aus Düsseldorf mitgenommen.“

EU-Verhandlungsende mit der Türkei

Auch über sein Wahlprogramm spricht der als „Hassprediger“ bekannte Somuncu. Als Kanzler werde er unangenehme Wahrheiten nicht nur ansprechen, sondern auch durchführen. „Unter mir werden die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei sofort abgebrochen“, verkündet Somuncu.

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Der Satiriker plant, mit einem generellen Kruzifix- und Kopftuchverbot Wählerstimmen fangen. „Für manche wird es aber auch eine Kopftuchpflicht geben“, so Somuncu. Genauso werde die Homo-Ehe verpflichtend eingeführt. Seine eigene Politik bezeichnete er als „polarisierend, polemisch und populistisch“. Eckpunkte seien „Inkontinenz, Inkompetenz und Prinzipienlosigkeit“. Was das bedeuten soll, führt er nicht aus.

„Er sieht besser aus als Merkel. Definitiv.“

Für den EU-Parlamentarier Martin Sonneborn sind diese Interviews nichts Neues. Seit Jahren spricht er vor Fernsehkameras und im Europaparlament ernsthaft über mitunter absurde Vorschläge. Auch wenn er über die Qualifikationen Somuncus spricht, gelingt es ihm, nicht zu lachen: „Er sieht besser aus als Merkel. Definitiv.“ Bricht es dann doch einmal aus ihm heraus, schafft Sonneborn es, sein Lachen künstlich wirken zu lassen.

Somuncu muss sich die professionell ernste Miene erst noch antrainieren. Meist steht er breit grinsend vor den Journalisten. Er scheint selber nicht fassen zu können, dass er gerade wirklich verkündet, gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Feld zu ziehen. Zu seinen Chancen, Kanzler zu werden, sagt Somuncu, er rechne mit 33 bis 45 Prozent der Stimmen. Sonneborns Prognose fällt noch optimistischer aus: "100 Prozent plus x". Somuncu ergänzt: „Die Machtergreifung ist das Ziel.“

„Wir nehmen jeden - außer die FDP“

Gefragt nach möglichen Koalitionspartnern, erklärte Sonneborn: „Wir nehmen jeden, der sich uns als Steigbügelhalter anbietet. Außer die FDP, weil wir nicht mit Spaßparteien zusammenliegen.“ Auch eine Partnerschaft mit der AfD sei ausgeschlossen: „Die sind zu unsympathisch.“

Ein Versprechen werde bald nach der Wahl eingelöst: „Angela Merkel wird sich einem Schauprozess im Berliner Olympia-Stadion aus einem Käfig heraus stellen muss. Brot und Spiele“, so Somuncu.

 „Wir schätzen Serdar sehr“, schließt Sonneborn und ergänzt: „Und wir hatten keinen anderen Kandidaten.“ Somuncus Antwort: „Und ich keine andere Partei.“

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