Keupstraße in Köln-MülheimVerletzte bei Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Türken

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Symbolbild

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Mülheim/Innenstadt – Vor einem kurdischen Kulturzentrum an der Zehntstraße nahe der Keupstraße in Mülheim kam es am Sonntag gegen 14 Uhr zu einem Streit, bei dem es mehrere Verletzte gab. Die Polizei schließt einen Konflikt zwischen Kurden und Türken nicht aus. Nach dem Vorfall waren zahlreiche Polizeibeamte in und um die Keupstraße präsent. „Unsere Präsenz hat präventiven Charakter“, sagte ein Polizeisprecher. Der Einsatz in Mülheim dauerte bis in die späten Abendstunden an.

Am Rande einer Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmern, die mit türkischen Fahnen unter dem Motto „Friedensmarsch für die Türkei“ durch die Innenstadt zogen, kam es am Sonntagnachmittag ebenfalls mehrfach zu kleineren Auseinandersetzungen, bei denen die Polizei eingreifen musste.

Gemeinsames Friedenssymbol

Genau gegen solche Konflikte wollen sich Ayten Sünger und Zahide Genç stellen. Beide stammen aus der Türkei, Sünger aus einer kurdischen, Genç aus einer türkischen Familie. Beide tragen weiße Kopftücher, wie die anderen rund 50 Frauen, die sich am Freitagabend auf der Domplatte versammelt haben. Die eher kurdische Kopfbedeckung hat sich zum gemeinsamen Friedenssymbol entwickelt. „Es sind nie die Frauen, die über Krieg oder Frieden entscheiden“, sagt Zahide Genç. „Aber sie sind immer Opfer.“ Sünger ist vor vier Tagen aus den Kurdengebieten zurückgekommen: „Es war ein Albtraum“, sagt sie.

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Zusammen mit der neu gegründeten Kölner „Fraueninitiative für den Frieden“ wollen sie ein Zeichen setzen gegen den wiederaufflammenden Bürgerkrieg in der Türkei und gegen den Hass zwischen den Gruppen hier in Köln. Berivan Aymaz, Ratsfrau der Kölner Grünen, ist in den Kurdengebieten geboren und unterstützt die Initiative. „Es sind unsere Kinder, von denen ihr sprecht, wenn ihr sagt, dass wir Opfer bringen müssen“, sagt sie am Mikrofon. Ihr Aufruf richtet sich an beide Seiten. Der Konflikt ist auch in Köln Thema auf dem Schulhof, auf dem Fußballplatz und in den Cafés. Kurden, PKK-Sympathisanten, Erdogan-Anhänger und rechtsextreme Nationalisten gehen regelmäßig auf die Straße. Vor dem Bahnhof protestierten eine Woche lang Kurden mit einer Mahnwache.

Gespannte Stimmung

Hört man sich bei den Türkei-stämmigen Politikern um, dann ist die Stimmung vor den für November angesetzten Neuwahlen in der Türkei äußerst gespannt. „Ich gehe davon aus, dass der Wahlkampf auch hier noch heftiger wird“, sagt Serap Güler, CDU-Landtagsabgeordnete aus Köln. Güler beobachtet eine starke Polarisierung. Stimmen, die vermitteln könnten, die Situation differenzierter sehen, würden nicht ernst genommen. „Ich hoffe auf jeden Fall, dass sich die Situation nach den Wahlen schnell entspannt“, sagt Malik Karaman, SPD-Ratsmitglied. Er glaubt nicht, dass es in Köln vermehrt zu Zusammenstößen kommen könnte, obwohl der Konflikt „leider nicht weit weg“ sei.

Die Frauen, die sich auf der Domplatte treffen, wünschen sich die Unterstützung der Kölner. Viele türkische Verbände haben in Köln eine Zweigstelle. Die Stadt ist eine Hochburg für türkische Politiker. „Die Kriegshetze ist schlimmer denn je“, sagt Berivan Aymaz. Sie ist aber sicher: „Die schweigende Mehrheit hier hat den Krieg satt.“ Diese Menschen wollen die Frauen erreichen, Deshalb planen sie, nun jeden Freitag vor dem Dom zu protestieren.

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