Ausstellung zur Binnenschifffahrt auf dem RheinRatsschiff „MS Stadt Köln“ soll Museum werden

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Die 53 Meter lange „Stadt Köln“ liegt zurzeit im Niehler Hafen.

Die 53 Meter lange „Stadt Köln“ liegt zurzeit im Niehler Hafen.

Köln – Kein anderes Schiff in Köln hat so viel Prominenz an Bord gehabt wie die „MS Stadt Köln“. Politische Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer und John F. Kennedy sind damit gefahren und gekrönte Häupter wie Queen Elizabeth, Prinz Charles – damals noch mit Diana – und sogar der King of Pop, Michael Jackson. Trotz dieser bewegten Vergangenheit dümpelt das ehemalige Ratsschiff seit 2009 fast vergessen im Niehler Hafen. Bei seiner heutigen Sitzung hat der Stadtrat die Gelegenheit, dem Schiff, das unter Denkmalschutz steht, eine neue Zukunft als Museumsschiff im Rheinauhafen zu geben. Dies will der neue „Verein der Freunde und Förderer des historischen Ratsschiffes MS Stadt Köln“ ermöglichen.

Nach dem Vorschlag der Stadtverwaltung soll die Stadt Eigentümerin des Schiffs bleiben, dieses aber dem Verein zur Nutzung überlassen. Dessen Konzept sieht vor, das „technische Denkmal mit vielen Alleinstellungsmerkmalen“ nicht nur zu pflegen, sondern der Öffentlichkeit an einem neuen Anleger neben dem Schokoladenmuseum zugänglich zu machen. Vorgesehen ist eine Ausstellung zur Geschichte des Schiffs sowie der Binnenschifffahrt und der Häfen in Köln. Zudem soll das Boot für Veranstaltungen geöffnet werden und der Stadt für gelegentliche Fahrten auf dem Rhein zur Verfügung stehen. Dazu müsste es aber erst einmal saniert und fahrtüchtig gemacht werden. Die städtischen Planungen sehen hierfür einen Betrag von 500.000 Euro vor, der aus der Bettensteuer („Kulturförderabgabe“) genommen werden soll. Die Ausgabe erscheint den städtischen Juristen trotz vorläufiger Haushaltsführung möglich, weil die Stadt verpflichtet ist, ihre Denkmäler zu erhalten.

Den Status als „bewegliches Denkmal“ hat das Schiff schon seit 1990. Es gilt nicht nur als Beispiel für die Tradition der Kölner „Ratsschiffe“, von denen es über die Jahrhunderte mehrere gab, sondern auch als Beispiel der hoch entwickelten Schiffsbautechnik der 1930er Jahre. Hinzu kommt, dass Technik und Ausstattung weitgehend original sind.

Geringer Tiefgang

Das 1938 in der Schiffswerft Christof Ruthoff in Mainz-Kastell vom Stapel gelaufene Schiff hat drei Decks, die eine gute Rundumsicht erlauben. Wegen des geringen Tiefgangs von 1,03 Meter liegt der Speisesaal noch über der Wasserlinie. Zu den Besonderheiten gehören ein Aussichtssalon und eine Gästewohnung. Den Kamin und den – nicht mehr originalen Teppich – schmückt das Kölner Stadtwappen.

Den Anlass für den Bau eines so repräsentativen Schiffes lieferte die für das Jahr 1940 geplante Internationale Verkehrsausstellung in Köln, die wegen des Krieges nicht mehr stattfinden konnte. Ursprünglich sollten Adolf Hitler und hohe internationale Besucher mit der damals sogenannten „Hansestadt Köln“ zum Ausstellungsgelände gebracht werden. Die Gäste blieben aus, aber Hitler selbst soll das Schiff genutzt haben. Wie es heißt, waren die Räume überreich mit Nazi-Symbolen ausgestattet.

Dazu passt die Hochrüstung des Schiffs mit zwei je 375 PS starken Deutz-Motoren, die es auch heute noch zu einem der schnellsten Schiffe auf dem Rhein machen – würde man es denn bewegen. Gegen Ende des Krieges wurde das Schiff im Loreley-Hafen bei St. Goarshausen versteckt, wo es von den Amerikanern entdeckt wurde. Statt der Nazis fuhren nun die Befreier ihre Besucher über den Rhein. 1952 gaben die Amerikaner das Beutestück zurück, so dass es zum ersten Mal unter dem Namen „Stadt Köln“ eingesetzt werden konnte.

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