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Standort noch unklarErzbistum Köln plant ein neues Schulzentrum

Lesezeit 4 Minuten
Treppenhaus des im vergangenen Jahr eröffneten neuen Berufskollegs des Erzbistums an der Berrenrather Straße in Sülz

Treppenhaus des im vergangenen Jahr eröffneten neuen Berufskollegs des Erzbistums an der Berrenrather Straße in Sülz

Köln – Was tun mit 51,8 Millionen Euro? So hoch war der Überschuss des Erzbistums Köln im Wirtschaftsjahr 2015. In der Bilanz-Pressekonferenz vor einem Jahr hatte Generalvikar Dominik Meiering schon eine ziemlich genaue Vorstellung, was mit dem vielen Geld passieren solle: 23 Millionen in eine Pensions-Rücklage, 28 Millionen für Bildung und Schule.

Der bis heute nicht exakt bezifferte Löwenanteil ist für einen neuen „Bildungscampus“ reserviert. Sein Standort: noch unklar. Die Prüfung verschiedener Möglichkeiten – sei es in Köln, sei es in einer anderen Kommune im Bistum – dauere an, heißt es in der Schulabteilung des Generalvikariats.

Konzept für Schule steht

Dafür steht nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ das inhaltliche Konzept für eine Schule neuen Typs in seinen Grundzügen. Zur Vorlage der Bilanz 2016 in der kommenden Woche stehen alle Beteiligten unter einem gewissen Druck. Es soll nicht der Eindruck entstehen, die Bistumsleitung sei meisterlich im Ankündigen großer Pläne, schwächele aber in der Umsetzung. Für ein Vorhaben dieser Dimension brauche die Kirche nun einmal kommunale Partner, erläutern Kenner im Generalvikariat. „Wir sind in vielen Gesprächen und Überlegungen.“

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

Die Leiterin der Hauptabteilung Schule und Hochschule, Bernadette Schwarz-Boenneke, will den Stand ihres Konzepts in Kürze präsentieren. Es sieht eine Art Bildungsnetz vor, das sich dem Vernehmen nach von der Kita bis zu den Abschlüssen an einer integrierten Gesamtschule einschließlich Abitur und zum Einstieg ins Berufsleben spannt. Eingeflochten in dieses Netz sind auch außerschulische Angebote durch Partner wie die Caritas, aber auch die Pfarrgemeinden vor Ort.

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Die Möglichkeiten sollen von der Familienberatung bis zur Freizeitgestaltung reichen, Partnerschaften mit Firmen und Berufsorganisationen Zugänge zu Praktikums- und Ausbildungsplätzen erleichtern. „Kinder, Jugendliche und ihre Eltern sollen in jeder Lebenssituation jemanden haben, der sie begleitet und unterstützt“, sagt Schwarz-Boenneke. Es gehe um die individuelle Förderung und den persönlichen Bedarf jedes Schülers. Es gebe schon heute „viele gute Angebote in der deutschen Bildungslandschaft“. Sie stünden dort aber „manchmal ziemlich isoliert“.

Zu Organisation und Größe des geplanten Schulzentrums wollte sich Schwarz-Boenneke ebenfalls noch nicht äußern. Die von ihr genannten Eckdaten lassen aber darauf schließen, dass es sich um ein zwei- bis vierzügiges Ganztagsangebot mit Schulmensa und Nachmittagsbetreuung für mindestens 800 Schüler handeln dürfte.

Auch Akzent auf Migration

Dass das geplante Schulzentrum auch einen sozialen Akzent setzen und auf die Situation von Kindern und Jugendlichen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte abgestimmt sein wird, dürfte niemanden überraschen, der den besonderen Einsatz von Kardinal Rainer Woelki für diese Zielgruppe verfolgt. Der Auftrag „Schule neu denken“ komme denn auch „von ganz oben“, verlautet aus der Bistumsleitung.

Woelki hat seit seinem Amtsantritt 2014 intern, aber auch in der Öffentlichkeit wiederholt darüber räsoniert, dass der Bildungsauftrag der Kirche heute mit den bischöflichen Gymnasien, aber auch den Berufskollegs nicht hinreichend abgedeckt ist. Es gehe vielmehr darum, gerade jene zu erfassen, die durch die Maschen des bestehenden Bildungsnetzes fielen oder an Regelschulen keine Chance hätten – Kinder und Jugendliche mit besonderem psycho-sozialem Förderbedarf also.

Im Erzbistum wird an den hohen Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss erinnert, die danach kaum eine Lehrstelle finden. Gleichzeitig treten die Verantwortlichen Befürchtungen entgegen, die Kirche könnte ihre bestehenden, für viele Familien hochattraktiven Schulen vernachlässigen, die traditionell als Leuchttürme in der Bildungslandschaft der Region gelten. Das eine tun, ohne das andere zu lassen, so lautet offenbar die Devise für ein – wie es heißt – komplementäres Angebot.

Wie die Gretchenfrage nach der Religionszugehörigkeit der Schüler auf dem künftigen Bildungscampus beantwortet werden soll, liegt im Detail ebenfalls noch nicht fest. Aber es zeichnet sich ein Doppelprinzip ab: katholisch-flexibel. Das neue Zentrum soll erstens katholisch sein – mit einem im Schulalltag wahrnehmbaren Profil. Zweitens wird die Orientierung an Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine eigene konfessionelle Quotierung erfordern. Auch das gehört dazu, wenn Kardinal Woelki „Schule neu denken“ lässt.

Die Schulen des Erzbistums Köln

Das Erzbistum betreibt bislang in Köln insgesamt sechs katholische Schulen:

  • das Berufskolleg in Sülz mit ca. 1100 Schülern, für das Sozial- und Gesundheitswesen
  • die Ursulinenrealschule im Kunibertsviertel mit 470 Schülern
  • das Irmgardis-Gymnasium in Bayenthal mit ca. 1000 Schülern
  • die Liebfrauenschule in Lindenthal, ein Gymnasium mit rund 1200 Schülern
  • die Ursulinenschule im Kunibertsviertel, ein reines Mädchengymnasium mit rund 1100 Schülerinnen
  • die Domsingschule in Lindenthal, eine Grundschule mit musikalischem Schwerpunkt mit etwa 200 Schülern. (asc)
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