SülzburgstrasseKirmesflair neben Designerstücken

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Dani Blum und Denise Schröder hätten gerne mehr Stimmung. Viele Menschen bummelten zwischen den Ständen entlang. Die kleine Sülzer Markthalle bietet orientalische Spezialitäten wie Couscoussalat und Falafel (Foto links).

Dani Blum und Denise Schröder hätten gerne mehr Stimmung. Viele Menschen bummelten zwischen den Ständen entlang. Die kleine Sülzer Markthalle bietet orientalische Spezialitäten wie Couscoussalat und Falafel (Foto links).

Sülz –  Vor der großen Bühne auf der Sülzburgstraße ist es schon am frühen Samstagnachmittag rappelvoll. Die Band Lupo singt von einer schönen Frau. Eine Männergruppe hört zu, Kölschgläser in der Hand, sie tragen weiße Hemden, ihre Vereinstracht. Die Männer der 1. Großen Gocher Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß e.V. sind vom Niederrhein nach Köln gereist, eigentlich zu "Jeck im Sunnesching" nebenan. Aber das Fest ist eine willkommene Erweiterung des Karnevalsprogramms. "Wir kommen gerne nach Köln hier treffen wir auf Gleichgesinnte", freut sich einer der niederrheinischen Jecken. Die Gruppe feiert schon seit ein paar Stunden und hat einen entsprechenden Kölschpegel. Das 18. Carreefest, dass die Interessengemeinschaft Sülz-Klettenberg mit der Werbepraxis von der Gathen veranstaltet, zieht viele feierwütige Menschen an, nicht nur aus dem Viertel. -> Was wird geboten? Zwischen der Haupt- und der Veedelsbühne am Nikolausplatz herrscht Trubel. Mehr als 70 ansässige Geschäfte, Händler, Vereine und Organisationen stellen Angebote vor. Viele kommen dabei nicht aus dem Viertel. Es gibt Zuckerwatte, Reibekuchen, Nagelbürsten, günstige Kleidung, Schuhe und Taschen, Entenangeln, Dosenwerfen, China-Nudeln, Tupperware - und auch auch einiges Interessantes zu entdecken. Bettina Gutjahr ist mit ihrer handgenähten Mode vor Ort: Kleider, Röcke, Hoodies und Shirts aus Baumwolljersey, klassisch gepunktet und gestreift, lässig geschnitten, mit originelle Details, wie bunte Bündchen oder einem Dom-Emblem locken einige Besucherinnen an. Viele Sülzer Händler und Vereine nutzen die Gelegenheit, um vor der Ladentür schöne Dinge zu präsentieren und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Am Stand der Modeboutique Viva von Inhaberin Elke Clemens entdeckt Stammkundin Anita Tenten sofort eine schicke Tasche. Die Mitarbeiter der kleinen Sülzer Markthalle haben Appetitliches aufgetischt: Teller mit orientalischen Spezialitäten, spanischem Käse und Wurst. Johanna Gruber ist mit Ständern voll bunter Kinderkleidung ihres beliebten Labels "Jättefind" vor Ort. -> Was sagen die Händler? Gruber freut sich über die Gelegenheit, Kundschaft zu gewinnen. "Klar, ich kann die Klamotten hier nicht so teuer verkaufen wie im Geschäft. Das Publikum möchte bei so einem Fest Angebote", sagt sie. "Aber ich lege ihnen einen Flyer dazu und erkläre wo mein Geschäft ist." Auch Paul Dooling, Mitarbeiter des Designmöbelgeschäfts Living, hält das Straßenfest für eine gute Möglichkeit, für den Laden zu werben. Ein stilvolles Sofa haben er und Nicole Humberg, Freundin des Geschäftsinhabers, am Straßenrand aufgestellt und sogar einen Designersessel dabei, den sie verlosen. "Wir machen hier nicht unbedingt Gewinn", sagt Dooling. "Aber es ist wichtig, präsent zu sein." Das findet auch Bianca Breuer, Inhaberin des Modegeschäfts Else. "Das Straßenfest ist eine tolle Sache. Es komme immer viele Stammkundinnen zum Shoppen, oder auch Plaudern. Ich frage mich nur, ob das Fest immer so weiter laufen wird oder ob man nicht auch einmal etwas verändern müsste, mehr Events auf der Straße bieten, vielleicht mehr Musik und Tanz." -> Was sagen die Besucher? Dani Blum und Denise Schröder hätten nichts gegen ein bisschen mehr Atmosphäre. Die Frauen aus Düren sind eigentlich auch zu "Jeck im Sunnesching" ins Unkelbach gekommen, sitzen nun aber im karnevalistischen Leopardenoutfit vor dem Schuhladen 39einhalb - und machen ein langes Gesicht. "Von dem Straßenfest sind wir ein bisschen enttäuscht. In Köln ist doch sonst alles viel schöner als in Düren, aber das hier ist irgendwie trist. Es fehlt etwas die Stimmung." Sülzerin Ruth Hartzheim kann die beiden verstehen: "Unter einem Straßenfest stelle ich mir eigentlich etwas anderes vor, nämlich, dass vor allem die ansässigen Händler, Vereine und Organisatoren dort sind. Mein Mann und ich drehen hier einmal unsere Runde, treffen aber niemanden mehr, den wir kennen. Früher war das anders. Da konnte man hier den ganzen Tag mit Bekannten plaudern und etwas trinken." Auch die Klettenbergerin Christiane Loga findet, dass das Fest nachgelassen hat. "Das hier ist ja eher eine Kirmes als ein Straßenfest. Aber an der Ecke Sülzburgstraße/Berrenrather Straße macht die Tanzschule Weißhausstraße immer ein ziemlich gutes Tanzprogramm auf der Bühne." Dort steht eine Gruppe junger Besucher, die dem Straßenfest doch sehr viel Gutes abgewinnen können. "Das ist ganz toll hier. Man bekommt so viele schöne Ballons", finden Meret, Angelina und Luca, elf Jahr alt, einhellig.

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