Trauerfeier im Kölner DomPapst Benedikt: Meisners Sterben als Symbol seines Lebens

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  • Hunderte Trauergäste haben im Kölner Dom Abschied vom verstorbenen Kardinal Joachim Meisner genommen.
  • Der Budapester Erzbischof Peter Erdö würdigt den verstorbenen Kardinal in seiner Predigt als "einen der großen Apostelnachfolger unserer Zeit".
  • Unter den Gästen hielt sich überraschend auch Ex-Bischof Tebartz-van Elst auf.
  • Am Tag vor seinem Tod hat Meisner noch mit Papst Benedikt telefoniert.

Köln – Kardinal Joachim Meisner ist am Samstag in der Bischofsgruft des Kölner Doms beigesetzt worden. Das Requiem in der überfüllten Kathedrale leitete Meisners Nachfolger Kardinal Rainer Maria Woelki. Hörbar ergriffen richtete der Kölner Erzbischof einen letzten Dank an seinen Vorgänger gerichtet. In den zehn Tagen seit Meisners Tod habe „der Erzbischof uns Exerzitien gehalten" und Zeugnis gegeben, dass der Tod nicht das Ende ist“, sagte Woelki.

Als Vermächtnis Meisners bleibe „ein Wort“. Meisner hatte es auf dem Dresdner Katholikentreffen 1987 in der damaligen DDR geprägt: „Wir wollen keinem anderen Stern folgen als dem Stern von Bethlehem.“ Dieses Wort gelte auch für Köln, wo als einer der größten Schätze der Christenheit die Reliquien der heiligen drei Könige aufbewahrt würden und wo Meisner in den 25 Jahren seines Wirkens als Erzbischof „sehr angekommen“ sei. Der Stern von Bethlehem, dem die heiligen drei Könige zur Krippe folgten, sei „kein Irrlicht und führt auf keinen Irrweg, sondern er führt uns zu Christus“, sagte Woelki am Ende des zweistündigen Requiems im dicht gefüllten Dom. 

Grußwort von Papst Benedikt

Zuvor hatte sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. mit einer ungewöhnlichen Geste von Meisner verabschiedet. Sein früherer Privatsekretär, Kurienerzbischof Georg Gänswein, verlas eine sehr persönlich gehaltene Botschaft des früheren Kirchenoberhaupts, in der Benedikt die Art von Meisners Sterben als Symbol seines Lebens bezeichnet.

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„Als an seinem letzten Morgen Kardinal Meisner nicht zur Messe erschien, wurde er in seinem Zimmer tot aufgefunden. Das Brevier war seinen Händen entglitten. Er war betend gestorben, im Blick auf den Herrn. Die Art des Sterbens, die ihm geschenkt wurde, zeigt noch einmal auf, wie er gelebt hat: im Blick auf den Herrn und im Gespräch mit ihm.“

Telefonat am Vortag des Todes

Papst Benedikt hatte noch am Tag vor dem Tod von Kardinal Joachim Meisner mit dem Kölner Alt-Erzbischof telefoniert. „Aus seiner Stimme klang die Dankbarkeit dafür, dass er nun im Urlaub angelangt war“, schreibt der Papst in seinem Grußwort. Er habe die Nachricht von Meisners Tod am 5. Juli, die er am gleichen Tag telefonisch erhalten habe, „zunächst nicht glauben können“, schreibt Benedikt.

Der Kardinalprimas von Ungarn, der Budapester Erzbischof Peter Erdö, würdigte den Einsatz des Verstorbenen für Mittel- und Osteuropa. „Mit diesen Ländern hat ihn auch die Erinnerung an seinen Vater verbunden, der im Krieg in dieser Region gefallen war“, sagte Erdö in seiner Predigt. Er hob besonders Meisners Vorsitz beim bischöflichen Hilfswerk „Renovabis“ hervor, das Aufbauprojekte in Osteuropa fördert.  

Erdö nannte Meisner „einen der großen Apostelnachfolger unserer Zeit" und dankte ihm für sein Glaubens- und Lebenszeugnis“.

Zur Kommunion stimmten die Trauergäste das bekannte Weihnachtslied „Adeste fideles“ an - ein Lieblingsstück Meisners, das er sich speziell für das Requiem gewünscht hatte. 

Totenmesse beginnt mit Verzögerung

Die Totenmesse für den verstorbenen Kardinal im Kölner Dom hatte mit einer Verzögerung von etwa einer Viertelstunde begonnen. Der Sarg wurde von der Basilika St. Gereon in Prozession übergeführt und auf einem Katafalk vor dem Hauptalter aufgebahrt, gerahmt von Kränzen des Erzbistums Köln, des Domkapitels, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Familie Meisner.

Bei der Ankunft vor dem Dom bildeten die Fahnenträger ein Spalier.  Allein der Einzug von mehr als 100 Fahnenabordnungen katholischer Verbände und Institutionen, Studentenverbindungen, Schützenbruderschaften und Karnevalsgesellschaften dauerte zehn Minuten. 

50 Bischöfe nehmen an der Prozession teil - auch Ex-Bischof Tebartz-van Elst

Der Prozessionszug, mit dem der Sarg des verstorbenen Kardinals Joachim Meisner von der Basilika St. Gereon zum Kölner Dom übergeführt wird, war fast so lang wie die etwa einen Kilometer lange Wegstrecke selbst. Weit mehr als 100 Fahnenabordnungen bildeten die Spitze des Zuges. 50 Bischöfe und Kardinäle gaben dem Kardinal die letzte Ehre.

Quasi inkognito ist auch der umstrittene Ex-Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, aus Rom nach Köln gekommen. Sein Name stand nicht auf der vom Erzbistum am Freitag veröffentlichten Gästeliste. Meisner hatte Tebartz in der quälenden Auseinandersetzung um dessen überteuertes Bischofshaus und andere Eskapaden  - wie einen Erste-Klasse-Flug nach Indien samt anschließender falscher eidesstattlicher Aussage - immer zur Seite gestanden und ihn als Opfer einer Medienkampagne hingestellt.

Nur wenige Menschen standen am Weg der Prozession. Dafür hatten sich schon am frühen Vormittag lange Schlangen vor dem Dom gebildet. 

„Where is he? Is he coming? The Cardinal, the Cardinal!“ Aufgeregte US-Touristen hielten vor dem Dom Ausschau nach dem Eintreffen der Prozession, deren Spitze um etwa 9.45 den Dom erreicht. Der Einzug erfolgt in großer Ruhe, begleitet von einem Rosenkranz-Gebet.

An der Prozession nahmen auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet teil. Sie waren neben weiteren Landes- und Kommunalpolitikern als politische Repräsentanten geladen.

Meisner wurde der Tradition folgend im bischöflichen Ornat in einen Holzsarg gebettet, auch ein Messgewand, ein schlichtes Brustkreuz, seine Mitra und ein Bischofsstab wurden hinzugefügt, ebenso das Pallium (ein weißes Schulterband aus Wolle), das er bei seiner Ernennung zum Erzbischof vom Papst erhielt.  (mit red)

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