TVWieso für den Tatort Münster in Köln gedreht wird

Lesezeit 3 Minuten
Schauspielerin Christine Urspruch am Pathologie-Drehort in Köln

Schauspielerin Christine Urspruch am Pathologie-Drehort in Köln

  • Christine Urspruch dreht mit Schauspielkollege Jan Josef Liefers in Köln-Braunsfeld.
  • Sie hat kein Problem mit den polemischen Bemerkungen ihres „Chefs".

Köln – Die Dinge sind nicht immer so, wie man glaubt, dass sie sind. Deswegen steht der Schreibtisch von Axel Prahl alias Kommissar Thiel auch nicht in Münster, sondern im Kölner Stadtteil Braunsfeld – zwei Etagen über dem blitzblanken Stahl-Seziertisch, an dem lächelnd Christine Urspruch im weißen Kittel lehnt.

Privat, sagt sie, besitze sie nicht mal einen. Weder weiß noch bunt. Manchmal trage sie beim Kochen eine Schürze, erzählt die Schauspielerin am Rande der „Tatort“-Dreharbeiten. Und letztes Jahr sei sie an Karneval als Ärztin verkleidet gewesen. Eine mehr als nachvollziehbare Kostümwahl nach 14 Jahren, die sie nunmehr drehbuchgemäß mit dem Untersuchen von Leichen zu tun hat.

Fragt man die 45-Jährige, welche drei Namen ihr als erstes zu Pathologie einfallen, antwortet sie – natürlich: Karl Friedrich Boerne, der Pathologe, der im „Tatort“ von Schauspieler Jan Josef Liefers verkörpert wird. Geht es allgemein um Begriffe, die für sie mit Rechtsmedizin verknüpft sind, nennt sie als erstes Konzentration.

„Und Neugierde, um den Dingen auf die Schliche zu kommen.“ Persönlich habe sie noch nie einer Obduktion beigewohnt. „Es würde mich Überwindung kosten, dennoch ist der Reiz da.“ Und natürlich habe man Respekt vor dem Menschen, der da liege. Obwohl sie selber schon früh mit Krankenhäusern und Medizinern in Berührung gekommen sei, habe sie der Arztberuf früher nicht interessiert. „Aber seitdem ich auch die Rolle von Dr. Klein spiele, fasziniert und interessiert mich das schon. Wenn ich noch mal auf die Welt käme, könnte ich mir das gut vorstellen.“

„Geben Sie dem mal richtig kontra!“

Im Gegensatz zum Fernsehzuschauer, dem mitunter das Lachen im Hals steckenbleibt, wenn er hört, wie Professor Boerne mit seiner Mitarbeiterin umspringt, hat Urspruch kein Problem mit den polemischen Bemerkungen ihres Chefs. „Ich muss tatsächlich selber lachen. Das Ganze ist ja Teil der Geschichte und unserer Konstellation: Frech und forsch und witzig. Mir gefällt das.“ Es sei selten, dass sie denke, „da ist was aus dem Ruder gelaufen“. Außerdem stehe ihr frei, jederzeit ein Veto einzulegen. Dass sie von Leuten auf der Straße angesprochen werde, die sie ermutigten: „Geben Sie dem mal richtig kontra!“, komme jedoch häufiger vor.

Aber in der Tiefe seines Herzens habe Boerne natürlich großen Respekt vor Alberich, weil er wisse, dass er gar nicht ohne sie könne. „Deswegen wird er jetzt auch Fördergelder beantragen, damit meine Stelle erhalten bleibt“, verrät die gebürtige Remscheiderin, die mit Mann und elfjähriger Tochter seit Jahren im Allgäu lebt. Außerdem werde der Fernsehzuschauer demnächst eine neue Facette von ihr erleben können. Was für eine genau? – Urspruch lächelt. „Boerne wird in eine ganz existenzielle Situation geraten, und da kommt Alberich ihm sehr nahe.“

Das wird man jedoch noch nicht beim bevorstehenden Münsteraner Tatort „Ein Fuß kommt selten allein“ am 8. Mai erleben, sondern erst in einer späteren Folge. Urspruch hat gerade viel Trubel, weil sie mehrfach zwischen Köln, aber auch tatsächlich Münster sowie Stuttgart hin- und herpendelt, wo die Dreharbeiten zu der ZDF-Serie Dr. Klein weitergehen. Umso mehr freut Urspruch sich dann auf ihr Zuhause am Bodensee. „Nach solch anstrengenden Tagen geht mir da das Herz auf.“ Fragt man sie, worauf sie sich in diesem Jahr am meisten freue, erwidert sie: „Auf jeden Tag, der gerade vor mir steht.“ Hinzu komme, dass sie sehr schöne Arbeitsprojekte in diesem Jahr habe. Nur eine Sache geht der Schauspielerin – wie vielen anderen Menschen – derzeit „total auf den Sender“: das Wetter. „Ich sehne mich so sehr nach Sonne und Wärme!“

KStA abonnieren