UmweltausschussTierschützer und Politiker streiten um Vergrämung der Halsbandsittiche

Lesezeit 3 Minuten
Halsbandsittiche

Halsbandsittiche

Köln – Schön anzusehen sind sie: Die Halsbandsittiche, mit ihrem exotisch grünem Gefieder, das so ungewöhnlich für diese Breitengrade ist. In einigen Städten Europas sind sie als Nachfahren von entflogenen oder freigelassenen Tieren heimisch geworden.

Schon seit fast 40 Jahren brüten die Papageien auch in Köln und sorgen immer wieder für Unmut unter den Bewohnern. Denn die Sittiche haben die Angewohnheit, sich in großen Schwärmen auf den immer gleichen Bäumen zur Nachtruhe einzufinden. Lärm und Kot in den betroffenen Straßen sind die Folge.

Futterneid bei Halsbandsittichen: großes Gezeter bei einem streitenden Pärchen

Futterneid bei Halsbandsittichen: großes Gezeter bei einem streitenden Pärchen

Besonders an der Dreikönigenstraße, gegenüber vom Bürgerhaus Stollwerck, gab es immer wieder Beschwerden. Hier hatten sich die Vögel drei Bäume als Nachtquartier ausgesucht. Schon im vergangenen Jahr wurde der Fall in Stadtrat und Umweltausschuss behandelt. Als Lösung wurde die Vergrämung von bestimmten Orten beschlossen.

Diese sollte jedoch erst möglich sein, wenn die Vögel bereits zwei Jahre an einem Ort lebten und die Bürger durch Lärm und Kot belästigt würden. Als „Kompromiss aus den Bedürfnissen der Anwohnerinnen und Anwohner und den Tierschutz-Aspekten“ wurde dieser Schritt im Antrag der Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und FDP dargestellt.

Naturschutzbund ist nicht zufrieden

Ornithologe Achim Kemper vom Naturschutzbund (NABU) ist damit überhaupt nicht glücklich. Er stellte als Experte in der Sitzung des Umweltausschusses des Stadtrates Maßnahmen zur Vergrämung der Vögel vor, doch er hat noch ein weiteres Anliegen. „Vier Mal wurden die Sittiche bereits vergrämt, sie sind durcheinander und verhalten sich nicht mehr nach normalen Mustern“, sagte er bei seiner Rede im Ausschuss.

„Sie alle zwei Jahre von ihren gewohnten Schlafplätzen zu vertreiben, tut den Vögeln nicht gut“. Der Zeitraum müsste ihm zufolge auf mindestens fünf bis zehn Jahre erhöht werden, um den Vögeln nicht zu schaden. Die gemeinsamen Schlafplätze seien ein zentraler Bestandteil im Leben der Sittiche.

Der Ornithologe beschwerte sich zudem über den Umgang der Politiker mit der privaten Maßnahme eines Anwohners in der Südstadt. Dieser hatte eine Bölleranlage gebaut, um die Vögel auf eigene Faust zu vertreiben. Die Stadt hatte nicht darauf reagiert.

„Bei dem Fall handelte es sich um einen Kindergarten, der vom Kot der Vögel täglich verschmutzt wurde. Es gab eine akute Not, das Problem in den Griff zu bekommen“ sagte Karl-Heinz Walter von der SPD. „Wir müssen eher Maßnahmen finden, die solche private Aktionen überflüssig machen.“

Thema wird Stadt noch länger beschäftigen

Kemper fehlt dabei allerdings ein ganz wichtiger Aspekt. „Es fehlen definitive Untersuchung zum Bestand, zur Lärmbelästigung und zur Gesundheitsgefahr durch den Kot.“ Eine Beeinträchtigung der Bevölkerung durch die Vögel müsse vor einer Vergrämung amtlich nachgewiesen werden. „Die Vögel sind nicht lauter als der Verkehr, ihr Kot ist nicht gesundheitsschädlich, und es gibt keinen Zusammenhang zwischen ihnen und der Singvogelreduktion. Ich fordere amtliche Untersuchungen.“

Eine Zusage für diese bekam er in der Sitzung des Ausschusses nicht, doch das Thema dürfte die Stadt wohl noch länger beschäftigen. „Eine Vergrämung wird nicht einfach,“ hatte Tierärztin Claudia Behlert vom Veterinäramt schon in den vergangenen Diskussionen bestätigt. „Sie geben ihre vertrauten Treffpunkte nicht so schnell auf und suchen sich einfach den nächsten Baum“. Die Vergrämung sei somit keine nachhaltige Lösung.

Die Hoffnung der Politiker liegt nun darin, dass die Halsbandsittiche sich beim nächsten Gemeinschaftsplatz für einen Ort entscheiden, an dem keine Bürger belästigt werden. Dann wäre eine langfristige Lösung geschaffen.

KStA abonnieren