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VermessungHochschule baut virtuelles 3D-Modell vom Kölner Dom

Lesezeit 3 Minuten
Das fertige Dom-Modell aus etwa 9,65 Milliarden Punkten.

Das fertige Dom-Modell aus etwa 9,65 Milliarden Punkten.

  • Für ein virtuelles Modell des Kölner Doms haben Studenten der Hochschule Fresenius etwa 9,65 Milliarden Punkte aufgenommen und am Computer zusammengesetzt.
  • Der Scan der Kathedrale lieferte nebenbei auch spektakuläre Luft-Aufnahmen von der Kathedrale.

Köln – Viele Zahlen sind bekannt über den Kölner Dom, diese hier bisher noch nicht: Zwei Terabyte (entspricht etwa 2000 Gigabyte) ist er groß. Genauer: Aus dieser Datenmenge besteht das dreidimensionale virtuelle Modell, das Studierende der privaten Fresenius Hochschule von dem Weltkulturerbe erstellt haben.

Es ist nicht das erste virtuelle Modell des Doms, wohl aber das mit Abstand präziseste: „Die Abweichungen betragen nur etwa zwei Millimeter auf 145 Metern waagerechter Länge“, sagt Christopher Wickenden.

Der Professor für Kommunikationsdesign hat das aufwendige Vermessungsprojekt initiiert und mit rund 30 Studierenden des Studiengangs 3-D-Design & Management umgesetzt.

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In zwei Phasen, im Mai und im November letzten Jahres, scannten die Studierenden den Dom sowohl von innen als auch von außen. Die Dombauhütte, die das Projekt unterstützt und die letztendlich auch von den gewonnen Daten profitiert, gewährte der Projektgruppe Zugang auch zu den entlegensten Winkeln des Gebäudes.

Zum Einsatz kam das Scanner-Modell Z+F Imager 5010C mit HDR-Kamera, das besonders detailreiche Aufnahmen ermöglicht. Das etwa acht Kilo schwere Gerät erfasst mit Laserstrahlen etwa eine Millionen Punkte pro Sekunde.

Bei der Größe des Doms kommt so einiges an Material zusammen, „allein die Westfassade ist 7100 Quadratmeter groß“, so Wickenden. Letztendlich wurden etwa 9,65 Milliarden Punkte aufgenommen und am Computer zu dem Modell zusammengesetzt.

Um diese „dreidimensionale Oberflächenlandkarte“, so Wickenden, zu erstellen hatte sich der gebürtige Brite noch Unterstützung aus der Heimat geholt: Douglas Pritchard von der Heriot-Watt-University in Edinburgh, der unter anderem auch bereits den Mount Rushmore vermessen hat, war ebenfalls mit dabei.

Hebebühne im Innenraum

Im Innenraum bewegten die Studierenden den Scanner mit einer Hebebühne an die gewünschten Positionen. Außen mussten Gerüste und am Südturm auch Leitern hinzugenommen werden. Hier profitierte Fresenius-Student Norman Jankowski (27) von seiner vor dem Studium absolvierten Kletterer-Ausbildung.

„Es war etwas ganz besonderes, an Stellen am Dom zu sein, wo man als normaler Besucher nicht hinkommt“, sagt der gebürtige Kölner.

Die Kosten des Projekts in Höhe von rund 35.000 Euro trägt die Dombauhütte, die auch Eigentümerin der Daten ist. Hätte man die Vermessung professionell in Auftrag gegeben, so wären die Kosten sechsstellig gewesen, schätzt Jörg Sperner, Assistent des Dombaumeisters. Und es sei eine Investition, die sich lohne.

Bei der Präsentation des Modells betonte Wickenden die Bedeutung der Digitalisierung für Archivierung und Wiederaufbau von Denkmälern und verwies dabei auf Bauten, die wie etwa durch den IS in Palmyra oder durch Erdbeben in Nepal zerstört wurden.

In Köln habe man „mit der Auswertung der Datenflut gerade erst begonnen“, so Denkmalpfleger Sperner. Man erhoffe sich viele neue Erkenntnisse über den Dom.

Ein virtueller Rundgang etwa auf der Internetseite des Doms sei nicht geplant. „Die Kapazitäten haben wir nicht“, sagt Sperner, aber der Nutzen des aufwendigen Scans für die Öffentlichkeit liege auf der Hand. Er trage dazu bei, „dass der Dom erhalten bleibt.“

Am Donnerstag, 12. Mai, hält Christopher Wickenden einen Vortrag und zeigt einen Film über das Projekt. Die Veranstaltung im Rahmen der Kölner Wissenschaftswoche findet in der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte, Roncalliplatz 2, statt. Beginn: 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

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