Woher kommt der Brauch?Warum wir an Ostern Feuer entzünden

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Vielerorts brennen in diesen Tagen die Osterfeuer.

Köln – Um eine Kerze anzuzünden, reichen normalerweise ein Streichholz oder ein Feuerzeug. Die Osterkerze, zentrales Symbol der kirchlichen Feier in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, ist aber keine normale Kerze. Sie steht mit ihrem Licht und ihrer Wärme für den auferstandenen Christus, das „Licht der Welt“. Wenn die Osterkerze zu Beginn des Gottesdienstes in die dunkle Kirche getragen wird und einzig ihre kleine Flamme den Raum erhellt, ist auch das ein Sinnbild für den Sieg des Lebens über den Tod.

Die Osterkerze, so sehen es die liturgischen Vorschriften vor, soll an „lebendigem Feuer“ entzündet werden. Also nichts da mit Streichholz und Feuerzeug! Es muss ein Feuer her, das Osterfeuer. Meistens werden dafür ein paar Holzscheite vor der Kirche aufgeschichtet, zusammen mit vertrockneten Palm- oder Buchsbaumzweigen vom Palmsonntag des Vorjahres und mit den Resten der heiligen Öle, die bei der Taufe und Firmung verwendet werden. Von „einer rituellen Multifunktion“ spricht Gabriele Dafft, Kulturwissenschaftlerin am Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). 

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Denn auch die Überbleibsel des vom Priester eigens gesegneten Osterfeuers finden noch einmal Verwendung: Kohlestücke dienen traditionell dazu, Gebäude mit Kreuzen zu versehen, und die Asche des Osterfeuers gelangt im nächsten Jahr nach Karneval zu neuen Ehren, wenn die Gläubigen am Aschermittwoch das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet bekommen.

Osterkerze im XXL-Format

Vom kleinen Osterfeuer vor der Kirche bis zu den großen Osterfeuern, die in vielen Gegenden am Karsamstag, am folgenden Ostersonntag oder auch erst am Abend des Ostermontags abgebrannt werden, ist es nur noch ein kleiner Schritt. Auch hier steht die kirchliche Symbolik am Ursprung eines Brauchtums, das sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Das Osterfeuer in der Landschaft ist sozusagen die Osterkerze im XXL-Format. Eine Rückführung auf angeblich heidnische Wurzeln hält Gabriele Dafft dagegen für eine Form der „Ideologisierung“, die im 19. Jahrhundert aufgekommen sei, um die christliche Tradition gleichsam zu überbieten. Doch gebe es für Feuerbräuche im Frühjahr aus vorchristlicher Zeit keine verlässlichen Zeugnisse.

Die Flammen des Osterfeuers sollen weithin sichtbar sein. Deshalb werden die aufgetürmten Holzstöße auf möglichst freiem Gelände oder an hoch gelegenen Stellen platziert. Das Brennmaterial wird oft über Wochen und Monate hinweg gesammelt und zusammengetragen. In Westfalen zum Beispiel kommen auch Christbäume auf den Stapel. Das trockene Tannen- oder Fichtenholz sprüht dann wilde Funken. In Gegenden wie dem Sauerland oder der Eifel kann man den Schein der Flammen von Hügelspitze zu Hügelspitze leuchten sehen – ein romantisches, heimeliges Bild auch jenseits aller religiösen Symbolik.

Vereine veranstalten Osterfeuer zur Gemeinschaftspflege

Um deren ursprünglichen Sinn hat sich viel Weltliches gelagert. Sport- und Schützenvereine, die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr, Nachbarschaftsinitiativen und ganze Dorfgemeinschaften bereiten ihre Osterfeuer vor und treffen sich zu geselligem Beisammensein. Das „Archiv des Alltags“ des LVR bewahrt zum Teil Jahrzehnte alte Fotografien von großen Osterfeuern auf. Im weiten Kölner Umland gibt es Bilder aus der Eifel, vom Niederrhein, aus dem Bergischen Land und dem Oberbergischen.

Mancherorts kommt dann auch hier der Pfarrer vorbei und segnet noch einmal das Feuer und die Menschen, die darum herum versammelt sind. „Es geht um die Erfahrung und die Pflege von Gemeinschaft“, sagt Gabriele Dafft. Wärme und Licht verbinden die Menschen miteinander. Wie das Licht des Osterfeuers, soll sich auch die Freude verbreiten, die aus der Gemeinschaft erwächst. 

Wo sich Jugendverbände wie Messdiener oder Pfadfinder um die Osterfeuer kümmern, kommt es schon mal zu den typischen Rivalitäten – und zu Versuchen, die Holzstöße der Konkurrenz vorzeitig abzufackeln. Problematisch ist auch, dass sich Kleintiere in den Stapeln verkriechen, die sich dann vor dem Feuer nicht mehr rechtzeitig retten können. Tierschützer empfehlen deshalb, das Material kurz vor dem Abbrennen noch einmal umzuschichten. Schließlich soll das „lebendige Feuer“ zu Ostern keine Todesfalle sein. 

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