Zentrum in Köln?Staatsschutz warnt vor wachsendem Einfluss der Muslimbrüder

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R4bia Zeichen

Ein Demonstrant in Berlin trägt ein Schild mit dem R4bia-Emblem.

  • An der Islamkonferenz in der Kölner Zentralmoschee haben bekannte radikale Muslimbrüder teilgenommen.
  • Der Staatsschutz warnt davor, dass sich ein weit verzweigtes Netzwerk der Muslimbrüder in NRW ausbildet.
  • Im Zentrum steht die „Islamische Gemeinschaft in Deutschland“, die ihren Hauptsitz in Köln hat.

Köln – Selbst der türkische Präsident Erdogan vollführte den „R4bia“-Gruß der Muslimbruderschaft (MB). Ein Zeichen, dass der Einfluss der in Ägypten gegründeten größten globalen Islamistenbewegung auch am Bosporus wächst. Und nicht nur dort. Wie die Bilder der Islamkonferenz in der Kölner Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) vergangene Woche belegen, sucht Ankara scheinbar auch in Deutschland den Schulterschluss mit der MB.

Wie sonst ist zu erklären, dass führende Ideologen MB-naher Organisationen am Konferenztisch saßen? So der Imam Hussein Halawa aus Irland. Er gilt als führender Agitator im europäischen MB-Geflecht. Der gebürtige Ägypter fungiert offiziell als Generalsekretär des „European Council for Fatwa and Research“ (ECFR), eines Gelehrtenkollegs, das nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) „islamische Rechtsgutachten erlässt, die als Richtlinie für das Leben von Muslimen in Europa gelten sollen“. Der Einfluss auf orthodoxe Muslime wächst laut den Sicherheitsbehörden zusehends.

Ziel der Muslimbrüder ist ein Gottestaat im Zeichen der Scharia

Die Grenzen im islamistischen Milieu verlaufen fließend. Während etwa militante Salafisten den „Heiligen Krieg“ gegen die Ungläubigen in den westlichen Industrieländern propagieren, stehen die Organisationen der Muslimbrüder für eine gewaltfreie Strömung (legalistischer Islamismus). Dennoch zielt auch diese Ausrichtung laut BfV darauf ab, „eine ablehnende Haltung gegenüber westlichen Werten zu verstärken und eine Distanz zur Demokratie zu fördern“. Am Ende steht das Ziel, einen Gottesstaat im Zeichen der Scharia zu errichten.

In einem Interview verurteilte Halawa im Herbst 2018 die gleichgeschlechtliche Liebe: „Homosexualität ist sündig. Die Leute, die es tun, wird das Urteil im Jenseits treffen.“ In weiteren kolportierten Äußerungen fährt der Ägypter einen Schlingerkurs zwischen den Gesetzen der Scharia und der säkularen Verfassung seiner neuen Heimat „Ich bin in Irland und fühle mich unter der Scharia. Ich fühle Gerechtigkeit. Ich fühle Freiheit. Ich fühle Gleichheit.“

Der Gründer des ECFR, Yusuf al-Qaradawi, predigt im TV-Sender „Al Dschasira“ eine ultraorthodoxe Ideologie. Kritiker werfen ihm vor, durch seine Propaganda den islamistischen Terrorismus zu fördern. Der 92-Jährige plädiert für die Todesstrafe bei der „Abkehr vom Islam“. Al-Qaradawi begrüßt Selbstmordanschläge auf Israelis und bezeichnet „Hitler als Werkzeug Allahs, um die Juden zu bestrafen“.

Zunehmender Einfluss eines weit verzweigten Netzwerks der Muslimbrüder

Zu seinen Anhängern zählt Khaled Hanafy. Der promovierte Islam-Experte, Mitglied im ECFR, nahm ebenfalls an dem Ditib-Kongress in Köln teil. Laut BfV spielt er eine zentrale Rolle in Deutschland. Hanafy nimmt diverse Funktionen in verschiedenen MB-nahen Organisationen ein. So sitzt er dem „Fatwa-Ausschuss Deutschland“ vor.

Mit Sorge verfolgen die Staatsschützer den zunehmenden Einfluss eines weit verzweigten Netzwerks MB-naher Organisationen unter Muslimen und Flüchtlingen. Im Zentrum steht demnach die „Islamische Gemeinschaft in Deutschland“ (IGD) mit Hauptsitz in Köln. Sie gilt als zentrale Stelle des MB-Geflechts. Der Ex-Vorsitzende der Vereinigung, Ibrahim El-Zayat, soll ebenfalls in Köln teilgenommen haben. Verbindungen zur MB hat er stets bestritten. Das Innenministerium in Düsseldorf betont: „Ibrahim El-Zayat wird vom NRW-Verfassungsschutz dem Spektrum der Muslimbruderschaft zugerechnet.“

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