Zitternde Väter, weinende KinderSo erlebten die Menschen in den Gondeln das Drama

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Die Höhenretter erklimmen Gondel für Gondel, um die Eingeschlossenen abzuseilen.

Die Höhenretter erklimmen Gondel für Gondel, um die Eingeschlossenen abzuseilen.

Köln – Es sind dramatische Szenen, die sich ab dem späten Sonntagnachmittag über dem Rhein abspielen: 65 Menschen, darunter 20 Kinder, sitzen in den Gondeln fest – 40 Meter über dem Wasser. Was ist passiert?

Gegen 15.30 Uhr hat sich am linksrheinischen Rheinufer, kurz vor dem Zoo, die Gondel Nummer 38 verhakt, sie gerät in Schräglage. Ab dann geht nichts mehr, die gesamte Seilbahn steht still. In der Kabine mit der Maus befinden sich zwei Erwachsene und zwei Kinder. „Die Familie war in totaler Panik“, berichtet Höhenretter Markus Rausch, der das Paar mit den zwei Söhnen im Alter von zwei und vier Jahren um 17.40 Uhr gerettet hat.

Gondeltür war verkeilt

Besonders problematisch sei gewesen, dass die Bergung über die Tür nicht möglich war, da diese verkeilt war. Die Bergung musste durch die Heckscheibe erfolgen, die durch den Zwischenfall rausgeflogen war. Der völlig verängstigte vierjährige Sohn schrie so laut, dass es bis zum Rheinufer zu hören war. „Ich habe ein verdächtiges Geräusch gehört, und plötzlich schliff das Seil an der Gondel entlang. Dann hat es sich an dem Seilbahnpfeiler festgezurrt. Anschließend hing die komplette Gondel schief“, erzählt der Kölner Familienvater nach seiner Rettung der Feuerwehr.

Er zittert am ganzen Leib, fährt sich immer wieder mit den Händen durch das Gesicht. Ihm sei sofort klar gewesen, dass das ein Unfall war. Während er und seine Frau erst mal tief durchatmen müssen, lassen sich die beiden kleinen Söhne durch die Kuscheltiere ablenken, die die Feuerwehr ihnen in den Arm drückt.

Stundenlanges Warten auf Rettung

Während die äußeren Gondeln, die sich am Ufer rechts und links von der Brücke befinden, von der Feuerwehr mit Drehleitern erreicht werden können, müssen die Menschen in den Gondeln über dem Rhein zum Teil mehrere Stunden auf ihre Rettung warten.

Die letzten von ihnen mussten vier Stunden in der Gondel ausharren, ehe sie von einem der Höhenretter der Feuerwehr auf ein Feuerwehrboot abgelassen werden konnten. Die Zaungäste auf und unter der Zoobrücke quittieren jede einzelne Rettung mit Szenenapplaus für die Feuerwehr. Anschließend werden die Geretteten in einem abgeschirmten Bereich psychologisch betreut.

Ein unvergesslicher Hochzeitstag

Die ersten Geretteten im Rechtsrheinischen: Martina (60) und Hans-Peter Rieger (62) aus Dortmund. Sie waren nach Köln gekommen, um ihren 41. Hochzeitstag zu feiern, einen schönen Tag in Köln zu verbringen. „Das wird uns auf jeden Fall immer im Gedächtnis bleiben“, sagen sie. Eine Stunde sitzen sie in der Seilbahn fest, zum Glück nur wenige Meter über dem Boden direkt vor der Station – denn Martina Rieger hat große Höhenangst. „Uns wurden zum Glück auch direkt Handzeichen gegeben, dass wir ruhig bleiben sollen und es nichts Schlimmes ist“, berichtet Rieger. Über Handy hatten die Einsatzkräfte schnell zu fast allen Gondeln Kontakt.

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Nachdem die Bergung abgeschlossen ist, zeigt sich der Einsatzleiter der Feuerwehr, Johannes Feyrer, erleichtert und auch stolz: „Heute haben wir eine besondere Herausforderung gemeistert, so wie man es von einer großen Feuerwehr erwarten kann.“ Der Einsatz sei gut koordiniert und reibungslos verlaufen. Alle eingeschlossenen Fahrgäste seien körperlich wohlauf, lediglich eine Person befinde sich wegen Kreislaufproblemen zur Beobachtung im Krankenhaus.

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