Zülpicher StraßePilotversuch startet mit Wendemanövern im Minutentakt

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Stau vor der Wilhelm-Waldeyer-Straße

Stau vor der Wilhelm-Waldeyer-Straße

  • Nicht alle Autofahrer waren offenbar über die Sperrung der Zülpicher Straße informiert.
  • Mit der Absperrung hatte die Stadt einen Pilotversuch begonnen, der mindestens drei Monate andauern soll.

Köln – Nicht alle Autofahrer waren offenbar darüber informiert, dass die Stadt am Dienstagvormittag die Zülpicher Straße in Höhe der Wilhelm-Waldeyer-Straße und des Hans-Meyer-Weges für den Autoverkehr gesperrt hatte. Für sie endete die Fahrt auf der Zülpicher Straße in einer Sackgasse. Die Folge waren Wendemanöver im Minutentakt.

Üstüner Cafer war zum Beispiel mit seinem Lieferwagen bis unmittelbar vor die Absperrpoller an der Uni-Mensa gefahren und ärgerte sich: „Das gibt es doch gar nicht“, sagte der Mitarbeiter eines Lieferservice: „Ich muss hier drei- oder viermal am Tag durchfahren.“ Sagte es und wendete.

Mit der Absperrung hatte die Stadt einen Pilotversuch begonnen, der mindestens drei Monate andauern soll. Ziel ist es, zu prüfen, ob die Zülpicher Straße für den Autoverkehr dauerhaft gesperrt werden kann, ohne dass die umliegenden Hauptstraßen, etwa die Luxemburger Straße, Bachemer Straße oder die Lindenstraße, über Gebühr vom Verkehr belastet werden. Gelingt der Versuch, sollen die Poller stehen bleiben, hatten zuvor die Politiker der Bezirksvertretungen Lindenthal und Innenstadt sowie der Verkehrsausschuss beschlossen. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte die Straße in eine Fuß- und Radverkehrszone umgestaltet werden, in der freilich auch die Bahn fahren dürfte. Der Pilotversuch kostet 10 000 Euro für Poller und Hinweisbeschilderung, 25 Parkplätze können in den kommenden drei Monaten nicht genutzt werden.

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Gedränge unter Autos, Radfahrern und Straßenbahn

Grund für die mögliche Umgestaltung ist, dass es in der Vergangenheit oft sehr eng auf der Zülpicher Straße zuging. Besonders an der Brücke an der Dasselstraße drängten sich Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und die Bahn auf wenigen Metern. „Man muss man als Radfahrer höllisch auf die Autos aufpassen“, sagt Studentin Marieke Gelrich. Die Bezirkspolitiker forderten daher, die Autos auf dem Abschnitt zwischen Brücke und Wilhelm-Waldeyer-Straße zu verbannen. Die Zülpicher Straße habe längst ihre Bedeutung als Autostraße verloren, räumte auch der Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik, Klaus Harzendorf, ein. Die Straße werde täglich von 5000 Autofahrern, aber auch von 7000 Radfahrern und 10 000 Bahnkunden genutzt.

Für den Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, ist die Sperrung ein wichtiger Schritt hin zu einer Flaniermeile direkt am Campus der Kölner Universität. „Früher wurden immer Autos bevorzugt, jetzt sind die Fußgänger dran“, so Hupke. Der Politiker würde gerne den Autoverkehr in der Innenstadt auf ein Drittel des Verkehrs zurückdrängen. Mit anderen Worten: Zwei Drittel sollen durch Rad- und Fußverkehr oder Busse und Bahn bewältigt werden. Das sieht der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Lindenthal, Roland Schüler, ganz ähnlich. Der Pilotversuch an der Zülpicher Straße könne Strahlkraft für andere Straßen entwickeln. So sei es möglich, die Venloer Straße zwischen Hans-Böckler-Platz und Innerer Kanalstraße für Autos zu sperren.

Die meisten Passanten, vor allem die Studenten, finden die Schließung gut: „Eine sinnvolle Sache“, findet Mark Schraven. Uni-Mitarbeiter Franz Henning kritisierte dagegen die Sperrung: „Ich komme aus Pulheim und möchte die Möglichkeit haben, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren.“ Die Universität selbst hingegen steht hinter dem Versuch. Denn dem Masterplan der Hochschule zufolge könnte an der Stelle, an der sich heute die Mensa befindet, ein neuer Campus entstehen. Dazu würde eine Flaniermeile gut passen.

Fragen zur Sperrung beantwortet das Amt für Straßen und Verkehrstechnik montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr unter Telefon 0221/221-268 66 und 0221/221-271 65.

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